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Wir lesen02/2021Impfen & Testen, MSC, Decision Making, Tim Cook, FB vs. Australien, Dispersion

Vor einem „Daten-Industriellen-Komplex“ warnen, der Daten zu Waffen macht und unser aller Freiheit beendet – das kann jeder. Die Feuilletons sind voll davon. Doch hierbei handelt es sich um Worte von Apple-Chef Tim Cook, ausgesprochen vorm Europäischen Parlament. Er griff sie im Februar wieder auf. Denn damals war noch Gerede, was heute umgesetzt wird. Das nächste große Update des Betriebssystems aller iPhones wird Facebook schwer treffen. Wir besprechen heute Tim Cooks aktuelle Rede zur Privacy und ihre ganz praktischen Folgen.

Ganz anders war die Dramaturgie der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz. Man wollte sich knuddeln, lud also China und Russland erst gar nicht ein und begrüßte Amerika zurück im Kreise der guten Gesellschaft. Das war zuweilen peinlich, mitunder aber auch ärgerlich. Denn der Festakt entsprach nicht ganz seinen realen Notwendigkeiten. Corona geschuldet traf man sich auch nur kurz und lediglich virtuell.

Bis das nächstes Jahr anders sein wird, vergehen noch viele Monate. Bill Gates sprach in München davon, neue Grundlagenimpfungen zu etablieren und Milliarden von Menschen in Wochenfrist auf Krankheiten zu testen. Von all dem merkt man in Deutschland fast nichts. Die Impfungen sind zu knapp, der Impfablauf ist zu schwerfällig und die Antigentest-Diagnosen stehen noch immer in den Sternen. Wir fassen die Lage gleich zu beginn zusammen. Am Ende gibts ein Unboxing von Stefans Schnelltestlieferung aus Österreich.

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9 Gedanken zu „Impfen & Testen, MSC, Decision Making, Tim Cook, FB vs. Australien, Dispersion

  1. Fabian Graf

    Ich bin noch nicht ganz durch mit der Folge, aber mir scheint, dass in den Neuen Zwanzigern eine wichtige Gerichtsentscheidung der vergangenen Monate übersehen wurde, die ich doch für sehr bedeutsam halte. Der Podcast hat den Anspruch, diejenigen Themen herauszuarbeiten, die auch weit über den Monat hinaus relevant bleiben werden, also die Themen, die „Geschichte schreiben“.
    Die arbeitsrechtliche Stellung von Plattformarbeitern ist ein solches Problem, das aufgrund der zunehmenden Verbreitung von „gig economy“-Modellen in Zukunft eher noch an Bedeutung gewinnen wird. Bislang galten Plattformarbeiter als äußerst prekär gestellte Selbstständige, die sich auf Plattformen darum „bewerben“, einzelne Jobs auszuführen. Dieser Ansicht zufolge dient die Plattform nur als Vermittler von Arbeit, fungiert aber nicht als Arbeitgeber.
    Dem hat im Dezember 2020 allerdings das Bundesarbeitsgericht in einem äußerst bemerkenswerten Urteil widersprochen. Im konkreten Fall handelte es sich um einen Plattformarbeiter, der Aufträge für eine Plattform erfüllte, die zudem Gaming-Mechanismen integriert hatte: Wer einen Auftrag übernimmt und rechtzeitig erledigt, bekommt auf seinem Nutzerkonto Erfahrungspunkte gutgeschrieben. Das System erhöht mit der Anzahl erledigter Aufträge das Level und gestattet die gleichzeitige Annahme mehrerer Aufträge. Aus diesen Steuerungselementen ergab sich für das Bundesarbeitsgericht eine weisungsgebundene, fremdbestimmte Arbeit in persönlicher Abhängigkeit, der Plattformarbeiter stand also tatsächlich in einem Arbeitsverhältnis (!) zur Plattform. Denn die Organisationsstruktur bei der Auftragsvergabe war darauf ausgerichtet, kontinuierlich Aufträge anzunehmen; nur so erreichte der Arbeiter ein höheres Level auf der Plattform und somit de facto einen höheren Stundenlohn.
    Zuvor hatte das Landesarbeitsgericht München entschieden, dass die Vereinbarung des Arbeiters mit der Plattform die Voraussetzungen eines Arbeitsvertrages nicht erfülle, weil sie keinerlei Verpflichtung zur Erbringung von Leistungen enthält. Das Bundesarbeitsgericht maß nun dem Umstand, dass der Kläger tatsächlich einen erheblichen Teil seines Lebensunterhalts durch die Aufträge verdient und sich aus verschiedenen Gründen unter Druck gesehen hat, auch in Zukunft Aufträge anzunehmen, ein großes Gewicht zu.
    Vielleicht könnten Sie dieses in der Digitalwelt historische Urteil in einer der nächsten Folgen nochmal kurz ansprechen.

    Das Urteil wurde hier besprochen:
    https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/bag-urteil-9azr-10220-crowdworker-war-arbeitnehmer-auftrag-vermittlung-online-arbeitsvertrag/
    https://www.dgbrechtsschutz.de/recht/arbeitsrecht/arbeitsvertrag/themen/beitrag/ansicht/arbeitsvertrag/bundesarbeitsgericht-crowdworker-koennen-arbeitnehmer-sein/details/anzeige/
    https://community.beck.de/2020/12/01/paukenschlag-aus-erfurt-crowdworker-koennen-arbeitnehmer-sein

    Pressemitteilung des Bundesarbeitsgerichts:
    http://juris.bundesarbeitsgericht.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bag&Art=pm&nr=24710
    (Der Volltext des Urteils ist nicht öffentlich einsehbar.)

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  2. Jannis

    Hi zusammen,

    zu der Wissenschaftsthematik: ja es ist richtig, dass man einem Wissenschaftler nicht wie einem Popstar folgen sollte, man sollte dem Diskurs folgen und jeder sollte seine Meinung ändern können. Aber genau das erklärt Streeck nicht, Streeck erwähnt außerdem in seinem aktuellen Interview in der FR direkt in der zweiten Antwort wieder die FDP. Seine politischen Beziehungen sind bekannt. Er macht Politik, keine Wissenschaft. Und sein Ampelsystem ist etwas ganz anderes als der NoCovid-Vorschlag, er hat immer die unrealistische Forderung vertreten man müsste alle Risikogruppen schützen. Kekule zb publiziert nicht, auch das ist leider eine Aufgabe die man als Wissenschaftler hat. Ich habe das Gefühl dass ihr beide eine etwas fragwürdige Auffassung von Wissenschaft habt und eure ideologische, Polemik gerne auch von Wissenschaftlern hören wollt, das ist aber nicht die Kommunikation eines Wissenschaftlers, das ist die eines Politikers.

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    1. Jannis

      Dazu kommt noch euer fragwürdiges Verständnis zur Wahrheit. Das was Lauterbach und Co da zu dem jetzigen Zeitpunkt Twittern sind keine Wahrheiten, die jemand jetzt zurück halten möchte. Das dauert in den Naturwissenschaften leider etwas bis man einen Konsens gefunden hat der der Wahrheit nahe kommt. Ein naturwissenschaftlicheres Verständnis der geisteswissenschaftlich geprägten Journalistenlandschaft wäre dringend nötig.

  3. Christoph

    An einer Stelle erwähnt ihr DuckDuckGo und urteilt, diese Suchmaschine sei weitaus schlechter als Google. Wobei Ihr noch anmerkt, dass eure Erfahrung schon länger zurückliegt.
    Nun, ich habe in letzter Zeit durchgängig die umgekehrte Erfahrung gemacht. Ich suche häufig nach technischen Lösungen für spezielle elektronische Probleme. Bei Google kann ich die ersten paar Seiten der Suchergebnisse getrost überschlagen. Dort finden sich weitgehend werbegenerierte Suchergebnisse, die ich nicht brauche. Bei DuckDuckGo finde ich schon unter den ersten Suchergebnissen die technischen Lösungen, nach denen ich gesucht habe.
    Wobei diese Schieflage bei Google nach meinen Eindruck in der letzten Zeit schlimmer geworden ist, während DuckDuckGo stets besser wird.

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  4. Chris

    Als Ingenieur, Forscher und rein logisch verstehe ich das Bashing auf die deutsche Automobilindustrie nicht. Ja dort wurden keine Elektroautos gebaut. Wieso auch. Selbst Tesla macht meines Wissens kaum Gewinn damit. Das meiste Geld erlangen sie durch den Verkauf von CO2 Zertifikaten. Die deutsche Automobilindustrie verdient immer noch sehr viel Geld. Wieso sollten sie das Risiko eingehen eine einfachere Technologie die weniger Gewinn abwirft einzuführen? Das ist nicht logisch.
    Daran sind meist nicht die Ingenieure Schuld, sondern die Betriebswirte. Diese kommen mit so Sachen wie Markt, und Bedarf. Neue Technologien müssen eine gute Marktprognose haben, oder es Bedarf einer Regulierung.

    Airbus zum Beispiel hatte bereits an Wasserstoffflugzeugen geforscht. Das wurde nicht weitergeführt, weil der Spritpreis zu niedrig war und sich niemand für CO2 interessiert hat (das war Anfang der 2000er). Jetzt ist es anders und es gibt eine Forschungsinitiative. Hätten sie die Technologie damals entwickelt, hätte sie niemand verkauft. Wieviel Menschen sind bei der gleichen Dienstleistung bereit, das 10-20 fache zu bezahlen?

    Worauf ich hinaus will. Ihr beide ignoriert die Bedingungen und die Umgebung in denen Entscheidungen getroffen werden. CEOs zu spielen als strahlenden Beispiele der Machbarkeit ist mit Vorsicht zu genießen. Elon Musks SpaceX ist nicht billiger als konventionelle Raketentechnik, auch wenn es wieder und wieder behauptet. Seine Hyperloop Idee wird nicht funktionieren. Technologieentwicklung ist schwierig und etwas robust zum Laufen zu kriegen und etwas zu behaupten sind zwei Paar Schuhe. Leider mischt ihr das öfter. US Unternehmer sind gut erst einmal Dinge zu behaupten, während deutsche Unternehmer da etwas vorsichtiger sind. Das Ingenieure nicht innovativ sind und die Ideen und Möglichkeiten nicht sehen, teile ich nicht. Sehr oft sieht man den Sinn nicht, der da herbeifantasiert wird.

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  5. Tim

    Weil ihr in der Sendung sagtet, dass ihr Duck Duck Go früher mal ausprobiert und für schlecht befunden habt: Bitte gebt dem noch eine Chance! Ich nutze es seit ca 2 Jahren ausschließlich und vermisse die Google-Suche überhaupt nicht mehr. Duck Duck Go ist echt gut geworden. Und lässt sich als Standard-Suchmaschine auf Desktop und Handy einrichten.

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  6. Marc der Lokomotivführer

    Ihr seid Klasse, aber zum Thema Datenschutz habt ihr noch Luft nach oben.
    Die Empfehlung zu Apple Produkten ist nämlich leider ein Fail.
    Ja Apple ist der Konkurrenz von Windows und vorallem Google Produkten weit voraus und sicher eine weitaus bessere Empfehlung, dennoch sind sie Teil von Prism und stehen somit unter Dauerspionage von amerikanischen Diensten. Ich verlinke dazu mal nichts, da dies eine der Hauptenthüllungen von Snowden war und wollte nochmals erwähnen, dass es mich enttäuscht, wenn Snowdens Enthüllungen quasi umsonst zu seien scheinen.
    An alle die informationelle Selbstbestimmung leben wollen, Linux ist mittlerweile einfach und hübsch. Ja man muß sich etwas damit auseinandersetzen (kann man aber mittlerweile auch fertig kaufen z.B. bei Dell oder Tuxedo), aber besser als sich dem Schicksal zu ergeben ist es allemal!

    Und wie wärs mit der Suchmaschine von metager.de ?
    Die sind von der Leibniz Uni in Hannover und haben nicht die Nachteile wie DuckDuckGo siehe hier: https://www.kuketz-blog.de/duckduckgo-datenschutz-nur-auf-dem-papier/
    Die Suchergebnisse sind zudem richtig gut.

    P.S. das heißt nicht, dass das Tablet von Apple für diverse Schulaufgaben oder für die lange Fahrt in den Urlaub ein Problem darstellt. Mein Kommentar zielt auf Laptop und Smartphone ab und die generelle Empfehlung quasi den Freibrief für Apple wider besseren wissens bzw. gegen das vergessen von Snowdens Lebenswerk.

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    1. Stefan Beitragsautor

      Vielleicht solltest du doch besser was dazu verlinken. Dass Apple (und nicht Microsoft) „Hauptenthüllung“ von Snowden gewesen sei ist schlicht Quark.

    2. Marc der Lokomotivführer

      Es geht um ein Überwachungsprogramm namens PRISM https://de.m.wikipedia.org/wiki/PRISM und genereller auch um den Patriot Act, dem Apple verpflichtet ist, weil es nunmal ein amerikanisches Unternehmen ist https://de.m.wikipedia.org/wiki/USA_PATRIOT_Act
      Somit ist der Datenschutz leider ausgehebelt, auch wenn es schön ist, dass Apple andere Firmen das Tracking verbietet.
      Gibt auf Grund der Snowden Enthüllungen auch eine ganze Seite mit Hilfestellungen gegen PRISM https://prism-break.org/de/
      Im Übrigen auch für Wechselunwillige, die in ihrem gewohnten System bleiben möchten ;o)

      Desweiteren ist Apple auch was die eigentlich Datenschutzeinstellungen angeht kritisch zu betrachten
      https://privacy-handbuch.de/handbuch_90c.htm

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