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Wir lesen01/2020Neujahrsansprachen, EZB Sinnsuche, Gesichtserkennung, elektronisches Make Up & Kurzfilmrevival

Ja, wir reden über Creme mit Botox und elektronisches Make Up, denn das waren die Themen des Januar. Das Jahrzehnt begann allerdings vorher noch mit den Hashtags #WWIII und #Panic. Man steht staunend daneben wenn Politiker öffentlich kommunizieren. Wir beginnen mit den Neujahrsansprachen der europäischen Politiker. Allerdings nur, um eine Kulisse aufzustellen für die eigentlichen Debatten: Was ist Inflation? Diese Frage stellte sich im Januar ausgerechnet Christine Lagarde, als Chefin der Inflations-Aufsichtsbehörde EZB.

Mathias Mohr

Im amerikanischen Präsidentenwahlkampf steht das Bruttoinlandsprodukt zur Disposition. Und BlackRock, als größter Finanzinvestor der Welt, hinterfragt das Prinzip Return on Investment. Die Zwanziger Jahre beginnen mit mehreren Paukenschlägen und den üblichen Verrücktheiten. Die Sicherheitsbehörden suchen den Totalzugriff auf unsere Gesichter. Technisch ist die Ausbeutung unserer Physiognomie längst möglich und ökonomisch ohnehin in vollem Gange.

Auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas wurde elektronisches Make Up vorgestellt. Wozu es dient ist nicht schwer zu erraten: Masken ermöglichen Selbstbehauptung. Umso mehr Chaos in der Welt, desto höhere Rechnungen in der Drogerie, sagen die Marktforscher. Und brauchen wir eigentlich nochmal eine Neuerfindung des Fernsehens, nur weil wir jetzt auch unterwegs Bildschirme dabeihaben?

Quellen

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Stefan
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Wolfgang
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Mandy
Lesung
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Mathias
Musik

5 Gedanken zu „Neujahrsansprachen, EZB Sinnsuche, Gesichtserkennung, elektronisches Make Up & Kurzfilmrevival

  1. Andy

    Bei 2:22: Wolfgang spricht den Aufschwung in den USA an sowie die vermeintliche Unabhängigkeit der USA vom arabischem Öl.

    Das sind beides zwei Narrative die bei genauerem Blick der Realität nur bedingt stand halten.

    1. Der Wirtschaftsaufschwung an den Aktienmärkten wird zu großen Teilen über Aktienrückkäufe getrieben. Durch die Steueramnestie und die Steuerreform sitzen die US Konzerne auf Riesenmengen Bargeld und wissen kaum wohin damit. Also kaufen sie eigenen Aktien und treiben damit den eigenen Kurs an. Das hat mit der Realwirtschaft nur bedingt zu tun. Heißt nicht das es der Realwirtschaft richtig schlecht geht, aber auch nicht so gut wie die Rallye an der Börse vermuten läßt.

    2. Es gibt über 160 Ölsorten die am Markt gehandelt werden. US Raffinerien sind nach wie vor ausgelegt auf arabische (oder venezuelanische) Sorten und somit für die Versorgung der USA auch angewiesen auf eben diese Ölsorten. Man könnte das mit teuren Umbauten umrüsten, aber so einen Kostenfaktur scheut die Industrie natürlich. Ist ja unnötig so lange das Öl noch fließt. Somit sind die USA momentan zwar unter dem Strich netto Ölexporteur, aber dennoch nicht abgenabelt von ausländischem Öl. Das erklärt auch warum POTUS global unterwegs ist um zB das Flüssiggas wie sauer Bier anzupreisen.

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  2. J.

    Lieber Stephan und lieber Wolfgang,

    Vielen Dank erstmal für euren neuen Podcast, gefällt mir wirklich sehr gut!
    Hab ihn schon vor drei Tagen fertig gehört, denke aber immer noch über zwei Dinge nach und habe deswegen entschieden, euch zu schreiben.

    Stephan und die Smartwatch: Erst neulich habe ich mich (zugegebenermaßen nur oberflächlich) mit dem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahnemann beschäftigt. Daran musste ich denken, als du, Stephan, auf Wolfgangs Rückfragen reagiert hast, wieso du denn selber Tracking deiner Vitalparameter betreibst.
    Es geht in dem Buch natürlich um viel mehr, wahrscheinlich hast du es selber gelesen, aber bei mir ist hängen geblieben, dass wir meistens im Vorfeld eine Meinung haben, die wir uns aufgrund emotionaler Erfahrungen bilden und die wir dann im Nachhinein rationalisieren.
    Das heißt, dass selten die Gründe, die wir in Gesprächen als Grund für unsere Zustimmung oder Abneigung angeben, die eigentlichen Gründe sind.
    Deswegen argumentiert Kahnemann auch, dass die meisten politischen Debatten nicht so viel bringen, weil wir unsere Meinung nicht aufgrund sachlicher Argumente dauernd neu abwägen- selbst wenn wir das so empfinden. Aber hier geht es gerade nur ein bisschen um Politik.
    Eher geht es mir um den Widerspruch deiner Aussagen und deines Umgangs mit dem Thema Datenschutz.
    Ich fand deine Argumentation gegen Wolfgang für deine Verhältnisse sehr wackelig. Irgendwas von wegen, dass du fit sein willst, dass man früher umständlich Lactat messen musste, dass du ja die Hitze des Klimawandels aushalten willst.
    Also, dass Fitness den Körper widerstandsfähiger macht, das stimmt.
    Aber Stephan- dass du als Laie deinen Körper nur ausreichend trainieren kannst, wenn du Tracking betreibst, ist einfach Quatsch.
    Du kannst gewiss Dinge optimieren, aber wenn man sich ein bisschen auskennst, was du ja tust, dann reicht ein Offlinetraining völlig aus, um dich gesund zu halten. Auch um fit zu werden. Willst du den Tracking- Teil nicht eher haben, weil du Befriedigung aus dem Fortschritt ziehst, weil dich Zahlen happy machen, als weil du wirklich kontrollieren müsstest, dass da was nicht stimmt?
    Wenn Erwachsene Leute nach langer Zeit ohne Sport wieder mit dem Training anfangen, dann macht es durchaus Sinn, sich bei einem Sportmediziner mal durchchecken zu lassen.
    EKG und Lactat kann deine Uhr noch nicht messen, Puls und Atemfrequenz kannst du wirklich selber zählen.
    Ich fasse zusammen: Ich glaube du trackst dich nicht wegen der Fakten, sondern weil dir die Fakten über deinen Körper ein gutes Gefühl geben.

    Wolfgang und die Gefühle: Herzlich willkommen zu die Gefühlsanalyse.
    In eurem Podcast habt ihr ja diese fürchterliche Werbung für individuelles Make- Up angesehen. Ihr habt in dem Zusammenhang auch darüber geredet, dass Anfang Zwanzigjährige schon über ihre Verdauung klagen.
    Du hast nebenbei- entschuldige, ich weiß nicht mehr genau wann, ich habe den Podcast vor einem Weilchen gehört- in etwa gesagt, dass du es besser findest, nicht jedes psychische Problemchen immer auszudiskutieren, deine Großeltern seien damit auch gut gefahren. Stephan hat dir brummend zugestimmt und ihr habt über etwas anderes geredet.
    Es kann sein, dass du das so gemeint hast, dass ich es unterschreiben kann, aber ich habe viel darüber nachdenken müssen und wollte es nicht so stehen lassen.
    Vielleicht meintest du das Äquivalent zu den Verdauungsproblemen der jungen Menschen- dass man einfach mal nicht gut gelaunt ist. Dann bin ich in der Tat der Ansicht, dass Ablenkung besser tut als übermäßige Mitteilung oder Beschäftigung mit diesem Gefühl- genauso wie bei leichtem Bauchweh Ablenkung helfen kann.
    Auf der Ebene von Politik und Medien habe ich auch oft den Eindruck, dass „die Gefühle der Wähler“ gerade so aufgegriffen werden, wie es für die eigene Argumentation passt. Ich kann mir vorstellen, dass beispielsweise im Zusammenhang mit dem Coronavirus, die Ängste der Leute durch die Berichterstattung über die großen, großen Ängste aller Leute stark geschürt wurden.
    Insofern verstehe ich deine Aussage.
    Ich glaube man übersieht, dass an die Diskussion über Gefühle manchmal zu viel Sensibilität geknüpft ist- aber diese Sensibilität die Gesellschaft insgesamt wohl bereichert. Neben den aktuellen Gefühlen wurden früher nämlich, laut meiner Großmutter, „Tabuthemen“ wie beispielsweise Homosexualität unter den Teppich gekehrt.
    Natürlich ist Homosexualität überhaupt kein Problem- aber damit Heterosexuelle dafür ein Verständnis entwickeln konnten und können, musste und muss darüber geredet werden. Und daran sind natürlich massiv Gefühle aller Arten geknüpft.
    Über Gefühle reden bedeutet auch das Ende von Tabus und die Beseitigung von Vorurteilen und Missverständnissen. Das gilt für alle möglichen Bereiche, auch die psychiatrischen Erkrankungen:
    Depressionen, bipolare Störungen, Schizophrenien etc. kommen in allen Kulturen gleich häufig vor, sind behandlungsbedürftig und für die Betroffenen schwer zu ertragen- da ist es gut, wenn sie wenigstens darüber reden können. Außerdem gehen Leute schneller zum Arzt oder holen sich sonstige Hilfe, seitdem öffentlich und privat darüber geredet wird.

    So, sehr viel geschrieben, aber das musste ich loswerden!
    Danke für eure Arbeit,

    Liebe Grüße, J.

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  3. Bendix Schönflies

    Vielen Dank für dieses sehr ambitionierte Projekt! Das Zuhören hat mir großen Spaß bereitet.

    Etwas irritiert war ich von Stefans Aussage, er verstehe unter kapitalistischen Gesellschaften schlichtweg solche, die Geld benutzten. Abgesehen von der konkreten Frage, ob diese Bestimmung nicht etwas abseits des gängigen (wissenschaftlichen) Begriffs steht, fragte ich mich daraufhin, welche Theoriegebäude für euch besonders maßgeblich sind und ob ihr der Vermittlung und Diskussion von Theorie, neben den kürzeren Einwürfen, noch mehr Aufmerksamkeit widmen werdet.

    Besten Gruß

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