Ein neuer Podcast für eine neue Zeit. Zum zweiten Mal beginnen Die Zwanziger Jahre. Was werden sie Neues bringen? Und mit wie viel Neuem von damals werden wir abschließen?
Etliche Selbstverständlichkeiten die unser modernes Leben prägen verzeichnen mittlerweile eine hundertjährige Tradition. Wir kaufen in Supermärkten, fahren in den Urlaub, gucken nächtelang fern und bilden uns die ganze Zeit. Disney, Rewe, Lufthansa, der geregelte Arbeitstag und sein Feierabend, die Volkshochschule und die Idee von Leibesertüchtigung als Vergnügen – das sind die Dinge die uns ausmachen, alle aus den alten Zwanziger Jahren.
Und jetzt kommen die neuen. Nach hundert Jahren Gewöhnung an Wissenschaft und Fortschritt sehen wir uns an den Grenzen des Wachstums und rätseln über eine merkwürdige Renaissance des Religiösen – ausgerechnet im Politischen. Die Furcht und der Glaube kämpfen sich zurück in den Alltag, alles wird politisch und die Zuversicht in bessere Zeiten schwindet.
Wer die ersten Zwanziger Jahre mitgemacht hat, erlebte zwei Weltkriege, Faschismus und die größte Wirtschaftskrise aller Zeiten. Aber wer sie nicht mitgemacht hat, hat was verpasst. Kein Zeitzeuge kann noch davon berichten, wie es war die wilden, goldenen und elenden Zwanziger Jahre mitgemacht zu haben. Doch plötzlich sind wir wieder mitten drin. Also sehen wir genau hin und sprechen darüber.
Dies ist ein Podcast, eine Wiederentdeckung des Grammophons. Denn ja, die 2020er Jahre bedeuten auch: Hundert Jahre Radio. Inzwischen als elektrifiziertes und digitalisiertes Medium für alle, das uns viel Zeit gibt, das Aktuellste zu besprechen. Nämlich das, was im jeweils vergangenen Monat geschah und nächstes Jahr noch von Bedeutung sein wird oder sein sollte.
Lieber Stefan, lieber Wolfgang,
ich bin ein Fan von eurem Podcast und werde es vermutlich auch weiterhin bleiben. Allerdings hat mir die Besprechung von Peter Gabriels Buch im letzten Salon überhaupt nicht gefallen, weshalb ich jetzt hier einen kleinen Veriss zu eurem Veriss schreibe:
Ihr könnt ja gerne irgendwas fundamental kritisieren, aber dann bitte begründet und nicht so überzogen polemisch. Über den mir vorher unbekannten Autor und seine Positionen hat man kaum etwas erfahren, weshalb ich euren Beitrag eher formell als inhaltlich kritisieren kann. Ihr stellt Gabriel als Professor für Erkenntnistheorie, als Wunderkind vor, ohne seinen philosophischen Standpunkt zu beleuchten. Danach nehmt ihr einzelne, aus dem Kontext gerissene Sätze (mehr hatte Stefan ja auch nicht gelesen) und kritisiert sie aus eurer eigenen philosophischen Perspektive. Stefan findet Luhmann toll und Wolfgang Mouffe, soviel war mir vorher schon klar. Aber in dieser Buchbesprechung betreibt ihr genau das, was normalerweise Standpunktphilosophie bezeichnet wird. Ihr versucht erst gar nicht, Gabriels Standpunkt zu verstehen, sondern vergleicht ihn, nur weil es nicht in euer Paradigma passt, mit QAnon (euer ernst?!). Während ihr im vorwerft die letzten 400 Jahre Philosophiegeschichte verpasst zu haben, habt ihr vergessen, dass eure eigenen Standpunkte keinesfalls Konsens sind. Stefan fällt hinter das Bewusstsein der Kontingenz gesellschaftlicher Verhältnisse zurück wenn er die funktionale Differenzierung als alternativlos betrachtet. Wolfgang kann seine eigene soziale Rolle nicht rechtfertigen, wenn alles nur von Interessen geleitet ist. Wieso sollte ich ihm zuhören, wenn er kein vernunftorientierter Mensch ist, sondern nur personifiziertes Interesse der Medienbranche mehr Geld mit mehr Hörern zu verdienen.
Mein Vorschlag: Wenn man eine Meinung veröffentlicht und diese Meinung insofern extrem ist, als sie etwas vergöttert oder verteufelt, sollte man sehr genau darauf achten, dass dies auch vernünftig zu begründen ist. Wenn man das nicht kann, oder es einem zu aufwendig erscheint, sollte man es sein lassen. Man muss nicht zu allem, zu dem man eine Meinung hat auch was veröffentlichen.
So, das wars erstmal von mir. Hoffe, ihr könnt damit irgendwas anfangen.
Schönen Gruß aus Hamburg,
Leo