Ein Buch mit dem Titel „Kognitive Apokalypse“ ist wie ein TikTok Clip mit halbnakten Menschen, irgendwie verführerisch, in gewissem Rahmen. Das weiß Gerald Bronner, weshalb er sein Buch so nennt, darüber schreibt und uns aufklärt: Ihm geht es um die Bewusstwerdung des Bildschirms als Triggermedium für Angst, Wut und Neugier. Von TikTok handelt der Text dann nicht. Stattdessen durchschreitet der Pariser Soziologe die digitale Welt aus eigener Perspektive. Wir verstehen das Buch als Themen-Angebot und bauen uns einen eigenen Blickwinkel, auf den Text und sein Thema. Allein dem Autor zu folgen wäre so verrückt, wie durch TikTok zu scrollen. Wir sollten unsere „Gehirnzeit“ etwas klüger nutzen, sagt der Autor. Wir versuchen es.
Dann lesen wir darüber, wie ukrainische Männer zum Krieg geholt werden. Weder der Stolz, noch das Geld reichen anscheinend. Stattdessen werden alle Kriegsteilnehmer zermürbt, erschöpft und zur Verzweiflung getrieben. Wir lesen über den Amazonas. Der Urwald hat seine Tipping-Points erreicht, er versteppt, inzwischen ganz ohne menschliches Zutun. Dass dennoch tausend Bäume pro Minute gerodet werden beschleunigt nur den Wandel. Claus-Steffen Mahnkopf erklärt uns, wie Musik entsteht. Die Kunst des Komponierens genügt sich häufig selbst, ab und an dient sie aber auch anderen Metiers. Der Unterschied von Beethoven und Mozart wird uns so eindrücklich erklärt wie das Verhältnis von Komposition und Instrumentalisierung. Wir lesen einen Zeit-Aufmacher über Deutschlands Unlust auf seine Kinder und Annie Ernauxs autobiografische Geschichte mit ihrer ihr unbekannten Schwester.
Unsere Live-Termine 2023: Dienstag, 21. März; Freitag, 23. Juni; Dienstag, 26. September, Donnerstag, 21. Dezember in der KÄS Frankfurt. Tickets bekommt ihr per Mail an: zwanzigersalon@diekaes.de. Preis pro Ticket: 18,50 Euro.
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Literatur
- Die Menschen haben mehr Gehirnzeit denn je zur Verfügung, doch leider verschwenden sie diese Zeit. Der Soziologe Gérald Bronner analysiert in seinem Buch “Kognitive Apokalypse” das Aufmerksamkeitsdilemma. Im Gegensatz zum Autor bieten wir jedoch praktische Tipps, um die Gehirnzeit besser einzusetzen.
- In unseren Medien werden ukrainische Soldaten häufig als Helden verklärt, dabei sind sie in erster Linie Opfer. Ivo Mijnssen erklärt im “Handelsblatt”, wie ein Gesetz gegen Deserteure verschärft werden soll. Selbst im Militär regt sich Widerstand
- Der Amazonas hat seine Tipping-Points überschritten. Er emittiert mehr CO2 als er kompensiert und versteppt. Alex Cuadros war für die New York Times vor Ort und reportiert ausführlich
- Regine Beyss schreibt in der Dezember-Ausgabe von “Oxi” über die Verschuldung des Globalen Südens und das fehlende Geld zur Anpassung an den Klimawandel
- Adrian Daub hat sich eine Rede des Prinzen angesehen, der in Deutschland einen Staatsstreich plante. Nicht nur die Rede, auch ihr Setting gibt ihm und uns zu denken.
- Wie entsteht Musik? Was unterscheidet klassische Musik von Jazz, Filmmusik und Pop? Worin unterscheidet sich Mozart von Beethoven? Claus-Steffen Mahnkopf, Professor für Komposition, analysiert dies in seinem lesenswerten Buch “Die Kunst des Komponierens. Wie Musik entsteht”.
- Johanna Schoener hat die letzte „Die Zeit“ von 2022 mit Deutschlands Versagen im Umgang mit den Kindern des Landes aufgemacht. Wir lesen den Artikel fast vollständig vor.
- Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux erfährt als Kind zufällig, dass sie noch eine Schwester hatte, die jedoch vor Ernaux’ Geburt verstarb. Diese Leerstelle prägt ihr Schreiben bis heute. Davon erzählt sie in “Das andere Mädchen”
- Timo Frasch empfiehlt jungen Eltern mit dem Rauchen zu beginnen. Stefan folgt diesem Vorschlag für einen Vorsatz fürs neue Jahr.
- Indien steht auf Platz 150 des Weltindex für Pressefreiheit. In der “Financial Times” erläutert Edward Luce, warum Bidens Unterscheidung zwischen Autokratie und Demokratie in die Irre führt, wenn man Indien weiterhin protegiert
Gerade hab ich mich über den neuen Salon-Teaser gefreut und mir gesagt: dies wird der Monat, in dem ich endlich auch den Salon abonniere. Und dann redet Wolfgang WIEDER 20 Minuten über die von ihm so verhasste Maskenpflicht, immer die gleichen Anekdoten, die alten Leute, die in der Oper keine Maske tragen, die Heuchelei von Leuten, die es wagen, auch am sozialen Leben teilhaben zu wollen und trotzdem immernoch die Maskenpflicht im ÖPNV befürworten bla bla bla. Wir haben es VERSTANDEN Wolfgang, du findest die Maskenpflicht und eigentlich alle Coronamaßnahmen überflüssig weil es gibt ja Eigenverantwortung. Ich möchte höflich darum bitten, gebt diesen Abschnitten wenigstens eine eigene Kapitelmarke („Wolfgang rantet wieder über Masken“), damit wir sie skippen können. Dann komm ich nächsten Monat in den Salon, versprochen! Danke für den ganzen Rest, ihr seid prima Beobachter unserer Zeit und patente Kapitalismuskritiker, dafür höre ich den Podcast sehr gerne 🙂