Salon

10/2023Links != Woke, Emma Clines Einladung, Adornos 20er, Mitte-Studie, Rossbachs Rente, Tooze, Zukunft der Menschheit

Was ist eigentlich ein Opfer? Und warum finden wir es so cool? Opfersein sei keine Tugend, schreibt Susan Neiman in ihrem Buch. Man habe früher Menschen bewundert dafür, was sie für die Welt getan haben. Heute überschlagen wir uns im Mitleid für die, denen die Welt was angetan habe. Hochstapler sind nicht mehr die, die sich adlige Herkunft andichten, sondern diejenigen, die ihre Familie ins Konzentrationslager imaginieren. Das alles ist interessant, und mehr als einen Text wert, wird hier aber diskutiert im Thesen-Kosmos der ohnehin schon schrägen Debatte ums Woke-sein. Wir greifen also zu einem Buch, machen uns aber mehr als sonst eigene Gedanken dazu; und warten auch schon auf die nächsten angekündigten Texte zum Kulturkampf. Irgendwann ist sicher einer dabei, der uns mehr Fragen beantwortet als neu vor die Füße legt. Darüberhinaus Literaturempfehlung aus einer anderen Welt, Emma Cline lädt uns dahin ein. Wir blicken in die Mitte-Studie, informieren uns Adornos 20er Jahre und die Zukunft der Menschheit – allerdings schon mit einem Fragezeichen auf dem Buchdeckel.

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Literatur

  1. Die “Woken” argumentieren in der Tradition von Michel Foucault und Carl Schmitt, wodurch sie den Universalismus verraten, kritisiert die Philosophin Susan Neiman in ihrem Debattenbuch “Links ist nicht woke”. Wir diskutieren über die Thesen
  2. Theodor W. Adorno schreibt in den 1960er-Jahren über die berühmt-berüchtigten 1920er und wirft einen gänzlich anderen Blick auf das mit viel Nostalgie belegte Jahrzehnt
  3. Die „Mitte-Studie“ der FES ist wegen deutlicher Radikalisierungs-Tendenzen schon in der Debatte. Sie vergleicht Zustimmungen zum rechtsextremen Denken der vergangenen zehn Jahre
  4. Adam Tooze schreibt über den drohenden Rechtsruck in Deutschland und hat ein Rezept dagegen zur Hand: Er plädiert für eine neue Industriepolitik
  5. Die Chefin der Rentenversicherung, Gundula Rossbach, schreibt in der FAZ über die angeblich nicht so große Schieflage der Sozialversicherung.
  6. Der Philosoph Tim Henning setzt sich in seinem Buch “Die Zukunft der Menschheit – soll es uns weiter geben?” u.a. kritisch mit dem Longtermism auseinander
  7. Christian Stöcker listicalt im Spiegel über den Ausbau der erneuerbaren Energien
  8. Mental unter Druck und finanziell prekär: Studieren in der Dauerkrise”, lautet der Titel eines Artikels von Laura Tahnee Rademacher, der faktenreich die prekäre Lage der Studenten skizziert
  9. Mehrere Autoren von t-online schreiben über das „China-Gate“ des AfD-Europapolitikers Krah
  10. Die amerikanische Schriftstellerin Emma Cline erzählt in ihrem neuen Roman “Die Einladung” präzise und brillant vom Leben des Call-Girls Alex in den Hamptons. Das Paradies steht Alex weit offen und ist dennoch verschlossen, das Glück ist abwesend
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Wolfgang
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Stefan
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Mathias

3 Gedanken zu „Links != Woke, Emma Clines Einladung, Adornos 20er, Mitte-Studie, Rossbachs Rente, Tooze, Zukunft der Menschheit

  1. Anonymous

    Wundere mich ein wenig über die Kommentare zu Foucault, weil in den Filmanalysen kommen z.T. ganz andere französische Kaliber vor wie Georges Bataille oder Jean Baudrillard, wo Empirie und Analyse jetzt nicht unbedingt haltbarer ist.

    Warte btw darauf, dass in „Wohlstand für alle“ Foucaults Kommentare in seinen Vorlesungen zur Gouvernementalität durchgearbeitet werden, weil er hat da eine paar interessante Gedanken bei seiner Besprechung zur Herausbildung des deutschen Neoliberalismus. Oder auch wie eine Nation auf die Idee kommen konnte, dass Wirtschaftswachstum (und Wohlstand für alle) eine neue nationale Identität sein könnte.

    Ansonsten ist Foucault schon etwas vielfältiger als „man lässt andere Personen von außerhalb auch mal auf die Bühne“ – eher ist es heute so, dass viele kleine Kämpfe gestritten werden und dafür steht diese Spätphase von Foucault z.B. Es gibt keine große Revolution, kein großes Ende der Geschichte, aber man muss sich trotzdem Luft verschaffen. Das berühmte Zitat lautet „man muss heutzutage ablehnen, was man ist, um den doppelten Zwang der Individualisierung und Totalisierung moderner Machtstrukturen zu entkommen.“ https://youtu.be/VgrQSlAKaIA?si=5DlCauDjYLyqj7Sq&t=245 (mit zeitstempel)

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  2. SFS

    Ahoi, falls hier Studierende mitlesen: Zur Finanzierung des Studiums kann auch Hartz IV beantragt werden. Voraussetzung ist, daß das Studium in Teilzeit ist. Voraussetzungen dafür findet ihr in eurer Studierenden Ordnung. Oft sind, eigene Kinder oder Krankheit (Eine Ärztin muss eigentlich nur ein Attest ausstellen auf dem steht das ihr „nicht voll studierfähig“ seid.)
    Mit der Bescheinigung des Teilzeitstudiums könnt ihr zum Jobcenter gehen. Mich haben sie da 7 Jahre weitgehend in Ruhe gelassen, so dass ich in dieser Zeit politische Arbeit mit einem „bedingungsvollen Grundeinkommen“ bestreiten könnte. Bei Fragen schaut bei solidarisch.org rein.

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