Salon

09/2024Crazy Rich, Estela, 70 Jahre Populismus, Demokratie ohne Wahl, KI Kunst?, gute Nahrung, Isabelle Faust

Manche haben einfach Geld. Andere haben zu wenig, wieder andere viel, einige zu viel, ein paar viel zu viel und dann gibt es die, die einfach „crazy rich“ sind. Menschen mit Zugriff auf 100 Millionen Euro Vermögen und mehr haben aber nicht einfach nur viel Geld, sondern sie haben auch alles, was man sich mit Geld kaufen kann: Zugang zur Politik, Hoheit über Stadt und Land, Zugriff auf soziale Landkarte, und sie haben alle Instrumente für den Raubbau an den ökologischen Grundlagen unser aller Leben in ihrer Hand. Während wir uns fragen, warum unsere Demokratie nicht so richtig funktioniert. Man zerbricht sich den Kopf über Thüringen, steht ratlos vor den AfD-Wählern, dabei ist eins plus eins einfach zwei. Wir besprechen es im heutigen Salon. Anschließend berichtet Wolfgang vom Lektüreerlebnis monologischer Romane, wir lassen uns von der NYT über unsere politischen Probleme aufklären und besprechen, was die künstliche Intelligenz mit der Kunst zu tun haben könnte.

Komm’ in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl, auch bei Apple Podcasts und Spotify). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein.

Literatur:

  1. Wie lang darf die Yacht denn sein? Julia Friedrichs erkundet mit “Crazy Rich” die, wie der Untertitel verspricht, “geheime Welt der Superreichen” in Deutschland. piper.de
  2. Die chilenische Autorin Alia Trabucco Zerán legt mit “Mein Name ist Estela” einen Roman vor, in dem die Haushälterin einer vermögenden Kleinfamilie ihr Schweigen bricht. Ein beeindruckendes Buch über Klassenunterschiede: hanser-literaturverlage.de
  3. Matthew Shaer hat in der NYT nochmal neu über Einsamkeit nachgeforscht und eine seltsame Entrückung von Menschen gefunden. Man fühlt sich verlassen, aber nicht unbedingt nur von Menschen: nytimes.com
  4. Der deutsch-amerikanische Soziologe Franz Neumann hielt 1954 einen Vortrag über “Angst und Politik”, der uns auch gegenwärtige Phänomene erklären kann: suhrkamp.de
  5. Amerika ist eine Demokratie. Die Hälfte der parteilichen Wahlen hat allerdings keinen Gegenkandidaten. Was ist im kommunalen politischen Leben los? Michael Wines erklärt es in der NYT: nytimes.com
  6. In seinem vorzüglichen Essay “Why A.I. Isn’t Going to Make Art” räumt der Science-Fiction-Autor Ted Chiang mit ein paar KI-Mythen auf: newyorker.com
  7. Was sollte man essen? Die BBC hat uns eine kleine Liste zusammengestellt: getpocket.com
  8. Es wird zu wenig gebaut – und zwar nicht nur in Deutschland, schreibt die “Berliner Zeitung”: berliner-zeitung.de
  9. Ein Musik-Tipp: Isabelle Faust ist eine der größten Geigerinnen unserer Zeit, auf ihrem Solo-Album präsentiert sie virtuose Stücke von wenig bekannten Komponisten. Mehr als 300 Jahre alte Musik, um keinen Tag gealtert: harmoniamundi.com
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Stefan
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Wolfgang
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Mathias

10 Gedanken zu „Crazy Rich, Estela, 70 Jahre Populismus, Demokratie ohne Wahl, KI Kunst?, gute Nahrung, Isabelle Faust

  1. thomas

    Stefan beschreibt beim Thema Einsamkeit, dass es in Thüringen „Vereine“ geben muss, wo Menschen zusammenkommen und sich konfrontieren mit Themen (sinngemäß), um aus ihrer Einsamkeit zu entkommen. Was ist denn das anderes als die von Steffen Mau von euch so kritisierten Bürgerräte?

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  2. Stefan K

    Die für mich beste Aufnahme der Passacaglia von Biber ist von Michelle Makarski und bei ECM Records erschienen. Liegt vielleicht auch daran, dass ich das Stück damals zum ersten Mal gehört hab. Die haben auf jeden Fall einige gute Alben mit seiner Musik im Programm.

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  3. Lisa Rosa

    Nee Leude, dass ist ja grade der springende Punkt: Nicht nur Goethe, niemand kann sagen: Das ist der Gedanke schreib ihn für mich au.
    Denn der Gedanke(nzusammenhang) entsteht IN seiner Formulierung. (Vygotskij Denken und Sprechen). Jeder, der schreibt, egal ob Belletristik oder Fachaufsatz, müsste das im Denk-Schreibprozess erfahren. (es sei denn natürlich, er schreibt was, was keine neuen Gedanken enthält. Sowas gibt’s natürlich. Man kann’s nicht trennen. Alte Inhalt-Form-Debatte. Nix N

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  4. Rafael

    Ein gewisser Herr Zittelmann konnte sich übrigens nicht entblöden eine durchaus unterhaltsame, wenn auch längliche Rezension von Julia Friedrichs Buch zu verfassen.

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  5. MarktheMintman

    Bei Thüringen denk ich mir ,dass man da Wahlkampf auf dem Dorf hätte machen müssen und Ramelow nur den Städten wirklich da war – so wie Fefe geschrieben hat.
    Laut einer Doku von der ARD gibt es auf dem Dorf allgemein keine Demokratie mehr, also Leute stellen sich nicht zur Wahl zum Bürgermeister auf, die Kassen sind leer, das Klima ist oft genug aggressiv. Wenn mal die AfD ins Amt kommt, dann müssen die sich auch mit leeren Kassen auseinandersetzen und machen höchstens absurde Maßnahmen. Sie können zwar gegen Linke sein, aber das macht ihre Politik nicht automatisch wirkmächtig (auch orientiert an einer anderen Doku bei Arte, wo es um die ersten Tage eines AfD Bürgermeisters im Amt ging).

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  6. Mhmmmmmm…Labskaus

    Ich fand vor ein paar Folgen spannend wie ihr, in dem Falle speziell Stefan, über die politische Situation und dem Vorwahlenwahnsinn in den USA gesprochen habt. Und ich habe ein bisschen so bei mir gedacht, muss man denn unzählige spezialisierte Politikpodcasts in fünffacher Geschwindigkeit hören, um am Ende ein umfänglicheres Bild der Situation zu haben, als das was uns Ingo Zamperoni in den Tagesthemen zugesteht (…,um auch niemanden zu sehr zu verschrecken)?

    Nö, muss man nicht. Ich habe durch Zufall herausgefunden, dass alle Aspekte auch von der vermeindlichen Tratschsendung „The View“ abgedeckt werden. *LOLOFANT*

    https://www.youtube.com/@TheView/videos

    Eigentlich wollte ich mal gucken, was Whoopi Goldberg derzeit treibt und bin dann auf diese Frauenrunde gestoßen. Ursprünglich war das wohl tatsächlich eine tägliche Hausfrauensendung, in der man sich über popkulturellen Firlefanz bis zu Prominetenhochzeiten unterhalten hat – das ist Jahre her. Das gibt es als Randerscheinung immer noch, aber allgemein politisch relevante Themen werden dort ziemlich treffsicher analysiert, besprochen und kommentiert.

    Die Sendungen stellen sich aus jeweils fünf, in unterschiedlichen Konstellationen, von sechs festen Hosts plus Gästen dar. Die Frauen sind alle medienerfahren und teilweise Politikbertaterinnen, Juristin/juristische Prozessbeobachterin oder auch Comedien/Schauspielerin/Moderatorin wie Joy Behar, die niemandem mit halbseichten Oberflächlichkeiten davon kommen lässt, und natürlich EGOT Whoppi Goldberg, die auch eine standfeste Meinung zu Themen hat. Die sind nicht so weit von Stefans Analysen entfernt, wie man, ob des Sendungsformates, meinen könnte.

    Also schaut da ruhig mal rein und lebt eure innere Kompott- und Bügel-Omi aus.

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  7. Johannsen

    Ich bin doch ziemlich amüsiert darüber, dass Julia Friedrichs von Theo Müller „Die Gemeinwirtschaft“ geschickt bekommen hat. Scheint so, als ob das der Standard-Move von ihm und seinem engsten Kreis wäre, wenn Kritik an seinem Geschäfts- und/oder Lebensmodell aufkommt. Habe eine verwandtschaftliche Verbindung zu ihm und beruflich einen Hintergrund in der sozialwissenschaftlichen Arbeits- und Ungleichheitsforschung. Man kann vermuten, dass ich ihm und seinem Gebaren – vorsichtig ausgedrück – nicht sehr wohlwollend gegenüberstehe. Und ja, auch ich habe mal den guten alten von Mises geschenkt bekommen. Ein Schelm wer dabei denkt, dass man in dem Kreis wohl nur ein einziges Buch zu kennen scheint…

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  8. jost althoff

    zum thema superreiche empfehle ich auch die beiträge des soziologen und elitenforschers michael hartmann. er hat bei jung&naiv gesprochen, eine arte-sendung der serie „42“mit der rethorischen frage „gefährden superreiche die demokratie“ hat ihn als protagonisten und mindestens ein vortrag: „die eliten und der aufstieg des rechtspopulismus“ ist bei youtube zu finden.
    bezeichnenderweise ist er nun emeriert und sein lehrstuhl wird nicht mehr besetzt.

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