Salon

07/2022Dunkle Christdemokratie, Food-Apps, Afrikapower, Zukunftslose, Tom Cruise, Kinder sind Könige

Die Christdemokratie, was ist das eigentlich, und was hat sie mit dem Christentum und der Demokratie wirklich zu tun. Der österreichische Politikwissenschaftler Fabio Wolkenstein hat sich diese Frage gestellt und meint, sein Buch würde Christdemokraten wohl eher nicht gefallen. Stimmt wahrscheinlich. Aber lehrreich ist es, für alle Interessierten und für selbsternannte Christdemokraten. Deren Geschichte ist wechselvoll und vielseitig. Die Fides ist schon ins rechte Lager gewandert. Die ÖVP regierte mit ihm, nur in Deutschland grenzen sie sich noch ab. Aber besonders identitätsstiftend ist das nicht. Was will Friedrich Merz, mit einer Partei, die eigentlich nie ein Programm brauchte, die ihre Leitideen sprunghaft wechselt und noch immer an der schwächelnden Kirche klebt? Wir lesen es nach und sind begeistert von so viel Materialsammlung und heuristischer Inspiration.

Dann besprechen wir das Thema Essen auf dem Smartphone und die Energiegewinnung in Afrika. Es geht derzeit in allen Feldern turbulent zu. Man rechnet nicht mit Prozentpunkten, sondern Faktoren um Marktbewegungen zu beschreiben. Wir legen einen größeren Fokus auf Russland. Was will Putin; und was will die Opposition? Literatur über französische Influencer sind auch im Programm, und das erste Mal lesen wir eine Hörer-Mail.

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Literaturliste

  1. Wohin driftet die Union? Was verbindet eigentlichen die christlichen Parteien Europas? Fabio Wolkenstein analysiert in seinem sehr lesenswerten Buch “Die dunkle Seite der Christdemokratie. Geschichte einer autoritären Versuchung” die Entstehungsgeschichte, Entwicklung und Krise der Christdemokratien.
  2. Auch im ersten Jahresquartal haben die “Food & Drink”-Apps neue Download-Rekorde erzielt, besonders dieser ultraschnellen Lieferdienste boomen, wie der “State of Food & Drink on Mobile in 2022 Report” zeigt
  3. Mohamed Adow ist wütend auf Europa: Zwar fährt Olaf Scholz nach Afrika, doch dort will er nur billig Kohle und Gas kaufen. Keine Spur von Innovationen oder Zusammenarbeit
  4. Was, wenn Putin ein anderes Ziel hat und dieses auch gerade erreicht? Branko Milanovic geht dieser Frage kontraintuitiv nach: Könnte es sein, dass Russland künftig bewusst auf Wohlstand verzichtet, um aber mehr Souveränität zu gewinnen?
  5. Wie verhält sich die russische Opposition zum Krieg? Sie ist zerstritten. Und in ihr schlummert eventuell noch eine Überraschung. Ilya Budraitskis schreibt in Le Monde deiplomatique über Putins Mit- und Gegenspieler
  6. Johannes Siegmund schreibt in seinem Essay “Wir Zukunftslosen” über uns und die Flüchtlinge und schlag vor, dass wir uns als Staatlinge begreifen müssen – nur so ist eine universelle Solidarität möglich.
  7. Fabius Mayland beschreibt Tom Cruise als einen Mann einsam auf der Leinwand. Der Waghalsige, der alles so realistisch und nahbar wie niemand sonst zeigen will, findet dennoch noch Lehrmeister
  8. Delphine de Vigan setzt sich in “Die Kinder sind Könige” mit Kinder-Influencern auseinander. Der gesellschaftskritische Kriminalroman hat da dichte Momente, wenn die Existenzweise zwischen Dauerpräsenz und Konsum beschrieben wird, sonst aber leider mitunter die Literatur unter der Pädagogik
  9. Wir stöbern in einer Mail von Hörer Alex, der uns alles interessante zu OpenAIs Dall-E und weiteren Konkurrenzprojekten aufschreibt
  10. Die Krypto-Szene setzt schon jetzt viele Millionen Dollar in Bewegung, um die US-Wahlkampf zu beeinflussen. Obwohl Demokraten teils skeptisch gegenüber Bitcoin & Co. sind, erhalten sie die meisten Spenden, schreibt Sarah Sendner im “Handelsblatt”
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Wolfgang
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Stefan
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Mathias

6 Gedanken zu „Dunkle Christdemokratie, Food-Apps, Afrikapower, Zukunftslose, Tom Cruise, Kinder sind Könige

  1. Max

    Zu der Maskensache: Sicher ist es Unsinn, jetzt noch andere Leute anzuschwärzen, weil diese im Zug keine Maske tragen. Ich finde es dennoch eine gute Errungenschaft, dass nun jeder auch selbst entscheiden kann, ob er die Maske trägt und wo er sie trägt.
    Asiatische Gesellschaften (Japan, Korea, China) gehen damit schon seit Jahrzehnten lockerer um. Hier bedarf es keiner pseudopsychologischen Analyse, dass die Personen evtl. noch nicht mit Corona abgeschlossen haben o.ä.
    Manche möchten einfach die Maske tragen, weil sie – wie ihr erwähntet – sich sicher damit fühlen. Und das ist vollkommen in Ordnung. Und es ist auch in Ordnung, dabei inkosequent zu sein. Wir sind in so vielen Teilen unseres Lebens und in der Gesellschaft inkonsequent.
    Andernfalls könnte man genauso anprangern, Wolfgang, warum du noch Fleisch isst, obwohl du mittlerweile über die verheerende Massentierhaltung (und durch Stefan sicher auch über die gesundheitlichen Folgen) Bescheid weißt.
    Das klingt für mich auch nicht „logisch“ geschweige denn konsequent.

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    1. Max

      Danke übrigens wieder einmal für die Folge.
      Immer sehr interessante Bücher, die ihr euch aussucht.
      (Irgendwie muss das wohl aus meinem vorherigen Post rausgerutscht sein.)

  2. Dani

    Vllt ist es doch auch inkonsequent, Maske zu tragen (gestern z.b. beim Friseur auf d Weg nach draußen, am Platz aber nicht ;-)). Wir wissen nämlich sehr genau, wieviel Tonnen zusätzlicher Müll dadurch produziert wird, wo der landet und wen das was kostet.

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  3. Anselm

    Hallo ihr beiden,
    bezüglich der Stimmung, dem Fernsehen und allgemein Kultur in Putins Russland kann ich euch sehr die Lektüre von Ulrich Schmids Buch „Technologien der Seele“ (bei Suhrkamp erschienen) ans Herz legen. Der hat sich genau die Mühe gemacht, einen Querschnitt durch Russlands Gegenwartskultur zu machen und darzustellen.

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  4. Paul

    Bezogen auf die Hitliste der meist runtergeladenen Apps, sollte man vielleicht auch bedenken, dass einige sich die Supermarkt-Apps auch durchaus wegen der Punkte herunterladen könnten. Man kann dort ja sein Konto hinterlegen und kann darüber dann Punkte sammeln für diverse Prämien. Ich denke, das wurde im Bericht nicht erfasst.

    Ich gebe auch Wolfgang recht, dass es vielmehr diese Sofortness ist, die die Leute Gorillaz, Flink und Co. nutzen lässt, eben weil alles so direkt verfügbar ist, UND weil die Apps meines Wissens nach kaum teurer sind, als wenn man die Sachen direkt im Supermarkt kaufen würde. So spart man sich dann zumindest auch noch die lange Suche in den Supermarktregalen.
    Die Wenigsten planen wirklich ihr Essen so genau und kochen selbst, wie Stefan das vielleicht denkt. Sehr viele junge Menschen gehen sich fertiges Essen holen.
    Auch wird die Bestellung bei McDonalds, wenn man sie in der App macht, nicht bereits zubereitet sondern meines Wissens nach erst, wenn man im Geschäft ankommt.

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  5. Nelson

    Die Bibel besteht nicht nur aus dem neuen Testament und der Bergpredigt.
    Man sollte dieses Werk bei Seite Legen und als das behandeln was es ist. Ein fantastisches Buch herumgestrickt um Historisches. Sie könnte auch von Dan Brown stammen. Jeder kann dort hereinlesen was er möchte, was das Ganze schon mehr als fraglich werden lässt.
    Wie sollen unseren Nächsten Lieben… Was ist mit den Übernächsten?

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