Die Liebe, eine recht moderne Angelegenheit, die sich auf romantischem Wege zwischen zwei Buchdeckeln den Weg in unsere Köpfe bahnte und die Gesellschaft in ihren Bann schlug. Gute Ideen suchen sich immer zwei Wege: Entweder als Buch, oder als Technologie. Nun ist die Technik dran, die wir wie früher Bücher in den Händen halten. Smartphones, bewaffnet mit Dating Apps, Social Media und Konnektivität, verführen uns zu neuen Sehnsüchten. Alfie Bown hat ein wildes Buch darüber geschrieben, wie wir uns verlaufen, während wir Orientierung suchen. Er nimmt sich viel Zeit für seine ideengebenden Autoren, will aber nicht so richtig in die Tiefe.
Anschließend reden wir über Chinas Verhältnis mit Hollywood. China will zensieren und schafft es aus der Ferne immer besser. Die NYT zeigt uns, wie quälend und brutal der identitätspolitische Kampf inzwischen in Schulbibliotheken ausgetragen wird. Wie es um den Journalismus hierzulande, abhängig von amerikanischen und chinesischen Diensten steht, zeigt die Otto Brenner Stiftung.
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Literatur
- Wir müssen die Liebe und den Sex politisieren, lautet die Forderung von Alfie Bown. Der Autor analysiert in seinem Buch “Dream Lovers. The Gamification of Relationships” die Sex-Roboter, Dating-Apps und Porno-Plattformen
- Wie verändert China die Filme aus Hollywood? Erich Schwartzel wird dazu von Alissa Wilkinson interviewt. Dabei erfahren wir, dass selbst harmlos wirkende Komödien für Chinas Zensur ein Problem darstellen
- Bibliotheken sind in Amerika kein Raum für ruhigen Austausch mehr, sondern werden identitätspolitischer Tatort. Die NYT schaut es sich an
- Die Otto Brenner Stiftung legt eine interessante Studie vor, inwieweit sich die Öffentlich-Rechtlichen Sender der Logik der Social-Media-Plattformen und der Algorithmen unterwerfen
- Elliot Page kennen wir aus Juno und Inception. Jetzt redet er über sich selbst, euphorisch und interessant
- “Brauchbare Menschen” heißt ein Band mit Erzählungen von Magdalena Scherfel. Die Autorin stellt moderne Arbeitsverhältnisse dar und literarisiert alltägliche zwischenmenschliche Beziehungen
- Die Futurama haben sich in eine mathematische Plot-Sackgasse geführt, und wieder heraus
- “Die Kehre” heißt eine neurechte Zeitschrift, die sich mit Naturschutz beschäftigt. Schnell fällt dabei auf, dass es neben Autarkie-Ideen und gesunder Ernährung um anti-universalistische und eugenische Ideologien geht
- Raj Chetty und Kollegen begründen eine Freundschaftsökonomie, die NYT klärt uns über sie auf
- Rocko Schamoni warnt in “Rolling Stone” vor dem Aussterben der Kultur, weil einfach zu wenig Menschen kommen. Es trifft vor allem jene, die aus der Reihe tanzen
THE LINE — Eine Horrordystopie vom Feinsten. Das erinnert mich an den Film „Snowpiercer“ (2013) oder „Elysium“ (Haha, aus dem gleichen Jahr, 2013). So wie die Menschheit derzeit aufgestellt ist, wird das nichts mehr mit der Zukunft. In der Wüste, einem der Lebensfeindlichsten Orte der Welt, soetwas bauen zu wollen, weil die Staatsgrenzen und die eigene Auffassung von Staatsordnung nichts anderes hergeben, grenzt an Wahnsinn. Künstliche Intelligenz (AI) als Totalüberwachung soll das Ganze steuern. Damit weiß ich sofort, das es ein feudales System sein muss. Wer hat denn dann die Herrschaft über die „Intelligenz“ und wer bestimmt, was das eigentlich sein soll? CO2-neutraler Betonbau – ROFLCOPTER! (loop: Stirn–>Tisch). Dieses Pseudoschmuckgrün, das als Bepflanzung auf die Betonberge drapiert wird, ist auch immer so eine Wischiwaschi-Idee von realitätsfernen Spinnern; mal ganz abgesehen von der Brandgefahr. Das hat soviel mit Natur zu tun, wie die Behauptung, dass ein Atomkraftwerk regenbogenponny-gut wäre, wenn man es nur kunterbunt und rosa anmalte. Ein gutes Ziel für Raketen ist diese 500m hohe Wand samt Inhalt dann auch noch… ∞
Zu Corona:
Ich habe das zwar wahrgenommen in der letzten Woche, aber tangiert hat mich das zunächst nicht. Ich bin kein großer Autofahrer udn wohne auch im Norden. Ich habe also noch nie etwas mit Schneeketten am Hut gehabt. Ich habe dies Winterreifen und Schneeketten Symbolik nicht mal verstanden – und tue es jetzt noch nicht so ganz. Corona ist nicht nur gefühlt vorbei. In meiner Wirklichkeit nutzt keiner mehr Masken oder ähnliches. Nur wenige haben jemals gesagt, dass Masken etwas „nicht so Schlimmes“ seien, denn ein erheblicher Teil der Kommunikation geht weg, Ich bin selbst in eine depressive Episode abgerutscht und mir wurde danach klar was an den Masken so furchtbar ist: Es ist quasi als hätte man durchgehend eine Depression, weil man die Emotionen und die Mimik dauerhaft nicht wahrnehmen kann – wie während der akuten Erkrankung.
Aber mittlerweile tragen auch in den Bahnen und Busse kaum noch Leute eine Maske und wenn sie es tun, trägt die überwältigende Mehrheit nicht die vorgeschriebenen FFP2 Masken. Die OP-Masken werden dann sogar oft so präpariert, dass sie besonders viel Luft in der stickigen U-Bahn vorbei lassen. Man macht es also nur noch vorauseilend, um einer Strafe zu entgehen. Einer Strafe, die eh nicht kommt.
Alle die jetzt ihre Anstrengungen so sehr auf Corona legen, verpassen die wahren Probleme im Gesudheitssystem. Das GKV-Spargesetz, hier werden hähere Preise und Beiträge für alle Versicherten, Hersteller und Zulieferer auf den Weg gebracht. Die digitale Gesundheitsakte (zentrale Speicherung aller Gesundheitsdaten bei einer staatlichen Organisation) ist kurz vor dem Durchbruch und es werden Milliarden für marode Klinkstrukturen (Klinikgesetz) ausgegeben. Zeitgleich werden hunderte Millionen aus dem Haushalt in die gesetzliche Rente geworfen. Eine Rente, die tot ist – deren Bezieher „leider“ nicht.
Auch wenn ich es verstehe (wenn auch nicht nachvollziehen kann), dass Menschen es als Einschränkung empfinden, eine Maske zu tragen, ich habe nie so ganz verstanden, was an der Kommunikation dabei verloren geht. Leute haben immer nur gesagt „Ja, aber dann seh ich das Gesicht des anderen ja gar nicht“, als wenn man Emotionen allein an der Mimik des Mundes erkennen kann. Auch über die Augen und den Augenkontakt nimmt man sehr viel auf, ich würde sogar sagen, man schaut den Menschen eigentlich eher in die Augen als auf den Mund.
Ich finde man sollte sein (berechtigtes) Verlangen nach menschlicher Nähe nicht hinter der fadenscheinigen Ausrede verstecken, Menschen mit Masken seien Roboter, die man nicht dechiffrieren kann.
@Paul
Aber genau so geht‘s mir. Es ist schrecklich gewesen, das waren Menschen ohne Menschen zu sein. Die Stimme ist dumpf und Umarmungen nicht ohne seltsamen Maskenkratzer möglich, das berühmte Augenlächeln reicht nicht. Eine unbewegliche Fläche vom Nasenbein bis zum Dekolleté, das wäre St. Schwer und mir ging es damit sehr schlecht. Es ist wie in der heftigsten Phase einer Depression, nur dass das länger anhält und nicht besser wird. Mir geht es so und sicher auch vielen anderen. Ich habe mich keinem Therapeuten anvertraut und wurde damit auch nicht gezählt. Die Medizin gegen Corona war für mich ein Cocktail aus verschiedenen Psychopharmaka, einen großen Teil nehme ich noch immer und verursache damit hohe Kosten (knapp 1400€ pro Quartal) und es ist nicht absehbar, dass das wirklich zeitnah beendet wird. Ich hätte lieber in Kauf genommen an Corona zu erkranken, als mein Leben so in dieser Art auf den Kopf zu stellen und quasi zu verlieren.
Ich vermisse den angepriesenen Artikel aus Le Monde diplomatique. Kann den jemand verlinken?
Ich finde es sehr gut, dass ihr über Elliot Page und trans Menschen allgemein gesprochen habt. Zu hören, wie er trotzdem immer wieder als „sie“ bezeichnet wurde, tat allerdings ehrlich gesagt weh.
Es sind unter anderem diese kleinen Nadelstiche (auch oder sogar insbesondere) von wohlwollenden Menschen, die das Leben als trans Person so anstrengend machen.
Ja, es ist eine Umgewöhnung, ich weiß. Aber es ist wichtig, diese Umgewöhnung im Kopf schnell zu schaffen. Für eine trans Person bedeutet es die Welt.
Mit den richtigen oder falschen Pronomen benannt zu werden ist keine Kleinigkeit. Es signalisiert, ob das Gegenüber tief drinnen wirklich verstanden hat oder nicht. Es kann darüber entscheiden, ob man sich in einer Situation sicher und respektiert fühlt oder verunsichert, gestresst und ängstlich.
Ich höre euren Podcast immer sehr gerne und ich würde mich freuen, wenn ihr in Zukunft stärker darauf achten würdet.
Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, macht so weiter wie bisher. Euer Podcast ist einer der besten, die ich kenne.
Liebe Grüße
Stefan sprach über die Relevanz von „Weak Ties“ und wollte nur kurz auf den Text verweisen, falls noch jemand daran interessiert sein sollte: Granovetter (1983): „The Strength of Weak Ties: A Network Theory Revisited“ (https://www.jstor.org/stable/202051?origin=crossref)
Thx!