Wir retten die Welt, indem wir unser Klima schützen. So klar das Ziel, so vernebelt der Weg. Dachte man. Nun hat Ulrike Herrmann auch das Ziel nochmal zur Diskussion gestellt. Statt nur das Klima zu schützen, rechnet sie auf ihre Weise; Kapitalismus = Klimazerstörung, so lautet ihr Weg: Kapitalismus abschaffen, Klima retten. Doch führt dieser Weg noch nicht von selbst in eine bessere Zukunft. Erst einmal entführt sie uns Leser in die düstere Vergangenheit und stellt uns die britische Kriegswirtschaft als erstrebenswertes Modell vor. Auf diese Weise sammelt man bei Fatalisten Symphatiepunkte. Aber schlau werden wir daraus nicht. Die transnationale Dimension des eigentlichen Problems (Klimazerstörung) spielt nur eine untergeordnete Rolle, die modernen Finanzierungsprinzipien bleiben gänzlich ausgeblendet. Wir ergänzen den Text mit Max Krahe über die französische Nachkriegswirtschaft und finden dort einige offene Fragen wieder.
Kann es audio-only Pornographie geben? Die ökonomische Wette wird gerade eingegangen. Wahrscheinlich bleibt es ein Hype der die ersten Finanzierungswellen übersteht, aber am Publikum scheitert. In China wird demonstriert, wir lesen die knappen Text, die die Situation vor Ort schildern. Disney experimentiert mit automatischen Alterungen seiner Schauspieler, vielleicht treibt man damit den kreativen Fortschritt. Wolfgang hat einen tollen Roman gelesen, Stefan die Biographie von Bono.
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Literatur
- Wir können und dürfen nicht weiter wachsen. Grünes Wachstum kann es nicht geben. Wir brauchen eine Kriegswirtschaft. Diese und weitere Thesen stellt Ulrike Herrmann in ihrem kontroversen Buch “Das Ende des Kapitalismus” auf
- Kann man in Zeiten der “Zeitenwende” noch Pazifist sein? Der Philosoph Olaf Müller gibt darauf eine sehr kluge und differenzierte Antwort in seinem Buch “Pazifismus. Eine Verteidigung”
- Statt nie, doch lieber jetzt. Max Krahe durchdenkt die Bedingungen der Nachhaltigkeitswende und illustriert uns die französische Nachkriegswirtschaft. Es steht und fällt mit dem Esprit der politischen Planung
- Pauline Schmiechen ist Informatikerin und baut gerade ein Onylfans für Audio auf, gewissermaßen Telefonsex für die digitale Welt. Sexueller Content soll direkt ins Ohr gehen. Nina Anika Klotz stellt das Projekt in “Businessinsider” vor
- Die Demonstrationen in China sind interessant, aber nicht so leicht zu deuten, schreibt Xifan Yang in der Zeit. Xi steht vor einem kaum aufzulösenden Problem. Die einen haben Angst vor ihm, die anderem vorm Virus (DIE ZEIT vom 1. Dez. 2022)
- Disney stellt eine neue KI-Technologie vor, mit der Schauspieler in Windeseile verjüngt werden können. Jess Weatherbed erklärt in “The Verge”, wie das funktioniert
- Catherine Pearson schreibt in der New York Times über Männer und ihre Freundschaften, weil es zu wenige gibt. Sie gibt 4 Tipps zur Bildung von Freundschaften
- Der Wunsch nach einem Mindestlohn in der EU ist fast so alt wie die EU selbst, jetzt aber bewegt sich tatsächlich etwas. Felix Syrovatka analysiert die neue Richtlinie und ist positiv überrascht, wie er in seinem Artikel “Abseits des neoliberalen Pfads” in der “Prokla” erklärt
- Bonos Buch über die Geschichte seiner selbst und U2 ist eine gute Dienstleistung fürs interessierte Publikum. Ohne Langeweile durchstiefelt man mit dem Autor 40 Jahre
- Željko, genannt “Jimmy”, verliebt sich im Alter von 15 Jahren in eine Heidelberger Professorin. Er hofft auf Bildung und Aufstieg. Martin Kordić erzählt in “Jahre mit Martha” nicht allein eine Liebesgeschichte, der Roman handelt auch von einer Bundesrepublik, die keine Willkommensgesellschaft hat und durch Klassenschranken strukturiert ist
Sag dem System, ich mag das mit der Stimme von Böhmermann, mit der Betonung von Reich-Ranicki, aber in weiblicher Stimmlage und du bekommst was du bestellt hast. Das muss ja nicht mal vom Radiosender so angeboten werden, sondern dein Smartphone re-interpretiert die Stimme einfach, egal ob der original Sprecher ein Mensch ist oder synthetisiert wurde.
Bitte keine Fake News Verbreiten. Ulrike Herrmann zitiert beim e-auto längst wiederlegte ‚Fakten‘.
https://www.tagesspiegel.de/wissen/elektroautos-sind-viel-umweltfreundlicher-als-angenommen-4124932.html
https://m.youtube.com/watch?v=Gg081zVuCSY
Zudem können e-Autos einen wichtigen beitrag zum Energie wandel leisten.
https://m.youtube.com/watch?v=OYaoxPzNKAg
Lieber Wolfgang, lieber Stefan,
ich höre euren Podcast/Salon und auch Wohlstand für alle gerne. Außerdem habe ich eure Bücher und viele, der von euch vorgestellten Bücher gelesen. Es gibt, gewissermaßen überschneidende Interessen. Mir scheint jedoch, als hättet ihr das Buch von Ulrike Herrmann sehr voreingenommen oder nicht aufmerksam genug gelesen, zumal ihr Inhalte fehlerhaft wiedergegeben oder aber absichtlich polemisch verkürzt habt.
Ihr argumentiert, als hätte sie geschrieben, „der Kapitalismus muss unbegründet abgeschafft werden, und deshalb greifen wir zur Kriegswirtschaft“. Das hat sie nicht geschrieben und das sagt auch der Titel nicht aus, lieber Stefan.
Die Argumentation ist doch eine andere, und zwar sinngemäß: der Kapitalismus, als von Technik, die bislang durch fossile Energie angetrieben wird, wird enden, da – zum derzeitigen Stand der Technik/Forschung – nicht genug erneuerbare Energie produziert werden kann, um heutige Wachstumsraten und den damit verknüpften Wohlstand, angesichts der Klimaschutzziele (1,5-2%) zu garantieren. Dass Wachstum und damit der von ihr definierte Kapitalismus enden muss, gebietet der Klimaschutz (CO2 Ziele), die Abkehr vom Einsatz fossiler Energie, bzw. die Einsparung des CO2 Ausstoßes und nicht ein politisches Programm. Ein mehr oder weniger langer Übergang ist also nötig. Um diesen Übergang zu vollziehen, zieht sie bewusst die britische Kriegswirtschaft von 1939 heran, da die Rationierungen für alle gegolten haben, Stichwort Zusammenhalt und Umverteilung, und daher die gesamte britische Bevölkerung mitgezogen ist. (Siehe die Anekdote zu George Orwell und dem Rolls Royce.) So viel zu eurem Argument, sie sei nicht auf die Verteilungsfragen eingegangen. Auch auf den derzeitigen Stand der Technik geht sie schließlich historisch ein, in dem sie sagt, dass sich aus der Geschichte lernen lässt, dass bei nennenswerten Innovationen zu lange Zyklen vergehen, um sie nutzbringend für die Einhaltung der derzeitigen 1,5/2%-Ziele einzusetzen. Der Zeitraum den sie dafür heranzieht ist tatsächlich mehr als ungenau, also 50 bis 750 Jahre, damit hat sie sich gewiss keinen Gefallen getan. Das Argument, dass es Kipppunkte mit unvorhersehbaren Folgen gibt und dass man sich darauf vorbereiten muss, bzw. einen Übergang überlegen muss, sollte jedoch auch für euch nachvollziehbar sein. Das hat jedenfalls überhaupt nichts damit zu tun, ob Ulrike Herrmann den Kapitalismus, als System gut oder schlecht findet. Tendenziell ist sie ja sogar davon überzeugt, dass er Wohlstand, Demokratie usw. mit sich gebracht hat. Der Hebel ihrer Argumentation ist nicht, mit der Frage verknüpft, ob die Politik den Übergang vom Kapitalismus in ein anderes System hin bekommt oder die Bevölkerung das unterstützen wird, sondern, dass ein Einhalten des 1,5/2% Ziels unmöglich ist und wir, angesichts unzureichender Mittel für die Produktion erneuerbarer Energie, den Weg vom wachstumsabhängigen Kapitalismus in eine andere Wirtschaftsform finden müssen. Sie schlägt eine Recycling-/Kreislaufwirtschaft vor ind er es keine PKWs und kein Individualflugverkehr gibt, das heißt, zurück zu einem Wohlstand wie 1978. Dafür zieht sie die Kriegswirtschaft als Beispiel und Methode heran, wie die politisch organisierte Rationierung und Schrumpfen gewährleistet werden soll, statt chaotischer Verteilungskämpfe darüber entscheiden zu lassen wer was und wie viel bekommt.
Demokratischer Sozialismus klingt auch für mich besser als Kriegswirtschaft, nur scheint mir, als seien wir sehr weit davon entfernt als dass sich eine solche Politik umsetzen ließe. Es treten wohl eher Naturkatastrophen ein, als dass das geschieht. Ihr Buch ist schließlich keine politische Streitschrift, sondern wenn überhaupt eine Ökologische.
„Was ist Klimaschutz“ lieber Stefan? Come on. Also dein Eingangsargument, von wegen sie definiere Ende und Kapitalismus nicht, ist doch schwach und außerdem polemisch. Dass es ein schlechter Titel ist (und dann noch in rot gebunden), meinet wegen, aber sie geht sehr wohl darauf ein was Klimaschutz ist und was Kapitalismus ist. Und wie ihr wisst, gibt es zu Letzterem verschiedene Definitionen bzw. Beschreibungsansätze. In diesem Fall finde ich es sogar hilfreich, dass sie eine strikt ökonomistisch-materielle Beschreibung des Kapitalismus vornimmt. Für ein umfassendes Studium dessen, was die Auswüchse des Kapitalismus sind, kann man etliche andere Autor*innen lesen. Ihr geht es schließlich um die materiell-energetische Verbindung von Ökologie und Ökonomie, da sie den nötigen Wandel nicht, wie üblich, als politisches Umverteilungsprogramm argumentiert, sondern als gesamtgesellschaftliche, oder sogar planetarische Notwendigkeit. Ich würde sagen, dass dieses Buch die Absicht hat, über den Zwang, der Ressourcenknappheit und der Dringlichkeit des klimatischen Kollaps, die Bevölkerung und die Politik darauf aufmerksam zu machen, was zu tun ist, um den ruinösen Kapitalismus, bei dem Reiche es sich in Privatstädten gut gehen lassen, zu verhindern.
Womit ihr recht habt ist, dass das unmöglich als ein dauerhafter Zustand umsetzbar wäre, sozusagen, als politisches Programm. Aber sie schreibt ja auch, dass es zum derzeitigen Stand der Technik nicht möglich ist, es aber später durchaus weitere Innovationssprünge geben kann, wie wir ebenfalls aus der Geschichte gelernt haben. Es geht ja explizit um den Übergang von Wachstum zu Recycling-/Kreislaufwirtschaft durch politisch gesteuerte Rationierung. Ob die Privatwirtschaft da mit macht, ist die nächste Frage und wie groß muss die Bedrohung sein, sodass alle sich überzeugen lassen?
Aber ihre Argumentationskette ist doch absolut eindeutig: Kapitalismus = Technik = fossile Energie = Wachstum. Ohne Wachstum keine Renditeversprechen, daher keine Kredite, Banken und Versicherer usw. Ohne Wachstum, kein Kapitalismus und daher die Frage, wie geht es dann weiter? Ihr habt recht wenn ihr sagt, es gibt auch einen ruinösen Weg. Aber darum geht es doch gerade in diesem Buch: auf den ruinösen Weg hinzuweisen, in dem sie ein Szenario zeichnet, bei dem sich die Frage stellt, wie schaffen wir den unausweichlichen Übergang von Kapitalismus zu einem anderen System, nicht weil es da besser ist, sondern weil es nicht zu verhindern ist. Also was wenn wir Verzicht/ Rationierung nicht politisch umsetzen? Dann gibt es chaotische Verteilungskämpfe.
Ich verstehe, dass euch der Zwang als Notlösung nicht gefällt, sondern ein Wandel (Stichwort: Verteilungsfragen usw.) durch politischen Kampf errungen werden sollte. Ich finde es jedoch sehr schade, dass ihr euch überhaupt nicht auf ihr Szenario einlasst, denn das ist der Moment wo wirklich Phantasie und gute Vorschläge brauchbar wären. Stattdessen macht ihr euch lustig und konzentriert euch auf Lappalien und misslungene Formulierungen. Warum? Stefans Schlussatz aufgreifend, heute habe ich zum ersten mal meine Zeit mit eurer Analyse verschwendet, denn sie war nicht geistreich, sondern polemisch und voreingenommen. Das war eine sehr überhebliche Show meine Lieben.
Lieber Wolfgang, lieber Thomas,
da ihr kurz über Mr. Beast gesprochen habt, dem erfolgreichsten Youtuber weltweit, habe ich mich gefragt, ob ihr von der deutschen Reality-Serie „7 vs. Wild“ gehört habt, die momentan auf Youtube läuft und zu den erfolgreichsten im deutschsprachigen Raum gehört? Jedes Video hat spätestens nach einer Woche die 5 Mio. Views geknackt. Vielleicht ist dieser Hype um „unberührte“ Natur, Überlebenskampf und Entertainment ja ein Blick wert.
Lieben Gruß und weiterso!
Hallo zusammen,
krankheitsbedingt habe ich noch ein Ticket für morgen Abend in der KÄS frei – meine Begleitung ist mir abgesprungen! Am liebsten würde ich jemanden aus der Region Dortmund/Unna etc mitnehmen, die/der auch Auto fahren kann. Ich muss und möchte in der gleichen Nacht entspannt zurückfahren und das ist zusammen doch besser…
Meldet euch bei mir per Mail: 07kuesten_admiral (at) icloud (pkt) com
Liebe Grüße
Simon
Stefan, ich denke man kommt weiter, wenn man den Kapitalismus nicht reduziert auf die Produktionsweise (Ökonomie), sondern marxistisch als Gesellschaftsformation, also als die gesamte Gesellschaft einschließendes System versteht. Systemtheoretisch gesprochen: die funktionalen Systeme (u.a. das Wirtschaftssysem, das Politiksyste ….) der Gesellschaft“. Dann kann man nicht mehr sprechen von „ahja, jetzt mal mehr Politik, nachdem die letzten Dekaden mehr Ökonomie war“, denn das wäre ja bloß genau diese „Kriegswirtschaft“, in der der ideelle Gesamtkapitalist (AKA Staat) mehr zu sagen hat, und das Kapital nimmt es hin, weil es weiß, dass es das jetzt, in den Zeiten der Not, eben braucht … Der Staat ist ein kapitalistischer Staat, es ist IMMER Politik, mal mehr „laissez-faire“ mal mehr eingreifend, aber IMMER im Interesse des Kapitals bzw. seiner dominanten Fraktionen. Jupp, es wäre schön, wenn die etwas langfristiger denkende Fraktion (und nicht die der schnellen und heftigen Profite) die dominante wäre. „Das Valley“ zeigt gerade – übriges trotz nur angeblich langfristigen Denkens im „Longtermism“, dass genau das Gegenteil der Fall ist – genau wie die fossil fuel industry: Rausholen, was immer geht, jetzt, solange es noch geht ist ebenso das Motto der Öl- und Gasindustrie wie das der Tech-Konzerne, v.a. der AI-Investoren