Menschen sind nicht mehr des Menschen Wolf, aber so richtig mögen sie sich trotzdem nicht. Zumindest laufen die Migrations- und Messerdebatten nicht unbedingt nach zivilisierenden Maßstäben. Man lebt eher das aus, was vorher als unaussprechlich galt und heute als unauslöschbarer Protest gelten kann, wenn man beispielsweise Freudsche Überlegungen zum Begehren als politische Heuristik zum Protest versteht und auf die nahen Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern schaut. Wir sprechen also über Solingen und denken schon mal über die kommenden Wahlergebnisse nach. Außerdem reden wir heute ausführlich über Emotionen im neuen KI-Geschäft. Man verspricht sich viel davon, die Maschinen immer weiterzuentwickeln und den Menschen dabei immer weiter zu zerlegen. Passend dazu reden wir über die immer häufigeren Ausnahmezustände, nicht nur in der Politik.
Komm’ in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl, auch bei Apple Podcasts und Spotify). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein.
„Barbaras Rhabarberbar“ ist ein Lied von Bodo Wartke, das er mit dem Musik-Youtuber Marti Fischer im Dezember 2023 herausgebracht hat. Bis heute hat es 12 Millionen Aufrufe allein bei Youtube und wird als TikTok-Tanz weltweit benutzt. — https://youtu.be/ZYkBf0dbs5I
Beide wurden z. B. von der US-amerikanischen Botschaft in Berlin eingeladen, um dieses Lied zur Verabschiedung eines Diplomaten vorzutragen.
Und sie hat daraus zitiert? Also ich kenne das Lied, aber bei ihr bleibt es mir unverständlich.
Die Behauptung von Ronzheimer, dass irgendwelche Leute weggehaftet werden, um sie dann auszutauschen, ist im besprochenen Fall ein Verschwörungsmythos, den man nicht weiterverbreiten sollte.
Der in Belarus verhaftete Deutsche ist in einen geplanten Sprengstoffanschlag verwickelt, weshalb auch der Generalbundesanwalt jetzt gegen ihn ermittelt (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-08/generalbundesanwalt-rico-k-gefangenenaustausch).
Für eine solche Strafttat erhält man in Belarus auch die Todesstrafe, wobei Belarus auch das einzige Land in Europa ist, das auch noch Todesstrafen vollstreckt (https://de.wikipedia.org/wiki/Todesstrafe_in_Belarus).
Hahahaha, ja das wollte ich auch in meinem Kommentar erwähnen, dass die Republika-Frau (What… du guckst dir so’n Edelhipsterschmutz freiwillig an?) absolut null Plan vom Text hatte; habe aber auf Kürze achten wollen.
Stefan’s Begeisterung für KI ist streckenweise etwas anstrengend. Die KI-Bros halluzinieren meiner Meinung nach Vieles was so geht und vor allem was “bald” gehen wird lustig zusammen – ist am Ende ja auch ein Multi-Trillion -Dollar Business, also wer kann es ihnen verdenken?
„Mimimi, die eine da von den 1000 Krankheiten hat die KI-Medizin noch nicht (sofort) geheilt, dann muss das ja alles schlecht sein und kann gar nicht funktionieren!!11EinsElf!! Die 999 Krankheiten, die zwar nun als geheilt angesehen werden und deren Therapien muss man sofort stoppen. Kann ja wohl nicht sein. Ich glaube nicht daran…“
Was muss man solchen Leuten noch forführen?
Zu meiner Informatikstudienzeit in den Nullerjahren hat man uns erzählt, dass das Faltungsproblem der Proteine erst in den nächsten 100.000 Jahren Computerrechenzeit gelöst werden könne. Letztes Jahr Alpha-Fold so… zwei Tage. Das ist nur so’n Beispiel, das mal von den sonstigen popkulturellen Text-, Sprach-, Bild-, Musik-, Video-, Games-generatoren mit denen man beballert wird abweicht.
Stefans Begeisterung für KI ist noch viel zu schwach.
Der Mann unter dem Obstbaum ist 1:1 mein Vater. Gerade erst von einer halbjährigen Reise in schönster Landschaft mit dem eigenen Wohnmobil zurückgekehrt, sitzt bei Kuchen und Schlagsahne mit dem kleinen Enkel, der gerade sprechen lernt, auf dem Schoß im Sonnenschein und poltert los über die „F***e von der Leyen“ und der „fetten Ricarda“. Das ist die wahre Radikalisierung die hier im Internet stattfindet. Nicht die islamistische, sondern die absonderliche Radikalisierung der Boomer. Da bleibe ich gerne bei mir daheim. Es ist unerträglich.
Manchmal liegen die Dinge einfach so in der Luft und wir wundern uns warum wir alle zu gleichen Zeit diesen Geruch in der Nase haben. Derek Muller von Veritasium hat just ein Video mit dem Namen „Why Democracy Is Mathematically Impossible“ herausgebracht. Das passt doch zur Demokratiedämmerung.
In letzter Zeit bringt er so und so sehr gute Videos zur Mathematik heraus: z.B. Mathematicians Use Numbers Differently From The Rest of Us. Das könnte auch für Wolfgang, der ja die Mathewelten von arte-TV gerne guckt, interessant sein.
Mich erinnert dieser emotionale Chatbot an ELIZA. Ich hatte ja kein Bild, aber passten die Antworten zum Bild? Für mich wirkte das wie Versatzstücke, die man auch bei allen möglichen anderen Situationen verwenden kann. Alles sehr unkonkret. Und darin liegt für mich auch eines der Probleme, dass Menschen dann meinen sie hätten eine ernsthafte Dskussion und stützen dann Entscheidungen darauf. Wenn es denn Wirklichkeit wird.
Darin liegt meiner Ansicht nach das zweite Problem in dem ganzen KI-Zeug: Es ist immer ein Versprechen in der Zukunft. In Zukunft wird dieses und jenes möglich sein, aber diese Sachen werden nie eingelöst. Das von Stefan präsentierte, war doch eine Demo des Herstellers, oder?
Hinzu kommt, dass dann immer ein riesen Foo gemacht wird. Hier wird einfach mit riesen Zahlen umsich gehauen, 756 Dimensionen können kodiert werden, mit dem Verweis darauf, dass es exterm genau sei. Nur leider ist mehr nicht immer besser. Ein Problem, in das man laufen kann, ist z.B. „overfitting“.
Ich bin auf alle Fälle sehr skeptisch solange diese Systeme nicht in der „freien Wildbahn“ getestet werden können, von echten Personen. Dann kann man sehen, ob diese KI-Modelle auch eine breite nutzvolle Anwendung haben, der auch den gigantischen Stromverbrauch rechtfertigt.
Und schließlich sein noch angemerkt, dass wenn die KI-Firmen nicht bald ein Businessmodell finden, mit dem sie auch Geld verdienen und nicht nur verbrennen, könnte es mit der KI ziemlich schnell vorbei sein.
Ich arbeite in der Fachkräftevermittlung bei einem Personaldienstleister. Eben diese gut ausgebildeten Inder, die nebenher Pizza ausfahren, ärgern sich zunehmend über die Hürden, die Deutschland für sie aufbaut, und über die Ungleichbehandlung verschiedener Einwanderer in Deutschland. Sie erleben zunehmenden Rassismus und den absoluten Behördenwahnsinn (wir hatten schon Leute, die sich nachts um 4 Uhr vor der Ausländerbehörde für einen Termin angestellt haben, damit 2 Monate später mit viel Glück die Arbeitserlaubnis endlich ausgestellt wird).
Bald wird ihnen aber bewusst, dass ihre hohen Steuerabgaben u.a. dazu verwendet werden, diejenigen mitfinanzieren, die auch ohne zu arbeiten Geld bekommen. Wenn die Mentalität bspw. dieser Inder eben nicht auf Wohlfahrtsstaat ausgerichtet ist, dann führt das zu großer Unzufriedenheit.
Es gibt viele Gründe, die Deutschland aktuell nicht zu einem attraktiven Land für gut ausgebildete Einwanderer machen.
(Dabei sollte man nicht übersehen, dass viele dieser Fachkräfte keineswegs die geforderten technischen Fähigkeiten in ausreichender Weise besitzen – von den nötigen Deutschkenntnissen ganz zu schweigen. Je nach Herkunftsland kann auch die Arbeitsmoral/-ethik deutlich von der hiesigen abweichen. Die reine Masse an Einwanderern (selbst wenn es Fachkräfte sind) bewirkt also noch wenig.)
DW News hat dazu übrigens vor kurzem ein interessantes Video veröffentlicht („Why some skilled immigrants are leaving Germany“). Die Kommentare darunter sind ein Schlag ins Gesicht.
Die Diskussion über Blühdorn und die Demokratiedämmerung hat mich als Soziologe und als Politikwissenschaftler und vor allem als Vermittler von beidem ziemlich viel Energie gekostet.
Demokratie ist erstmal ein Verfahren der Regierungsbestimmung: alle dürfen mitmachen. Bei Aristoteles gilt sie als schlecht, weil die Masse den Lauf der Politik bestimmt. Aber es reicht dafür eigentlich das, was Stefan sagt und worauf Harald Schmidt abhebt: ne freie, gleiche, allgemeine, faire Wahl. Es gibt aber auch hinreichende Bedingungen für Demokratie. Das ist das, was Wolfgang besorgt. Das allerdings über ca. 40 min miteinander zu verwirren bringt wenig. Vor allem nicht mit dem Gesabbel von Blühdorn, der da theoretisch drüberschwebt, aber nun wirklich gar nix zu sagen hat, außer dem Hinweis, dass wir nicht mehr in Kansas sind. Dorothy, I have news for you: you never fucking were. Also was soll das?
Als Mensch thüringischer Herkunft mit Wohnsitz in Bayern kann ich auch sagen: die soziale Einbindung, die Stefan da wünscht, die kenne ich hier sehr gut. In meiner alte Heimat waren diese Projekte immer von verbitterter Missgunst begleitet. Hat jemand etwas angestoßen, dann wurde es boykottiert und sabotiert, weil man nicht wollte, dass jemand mit Spaß Erfolg hat. Es gibt unheimlich wenige Dinge, die sich etabliert haben, und diese kämpfen die ganze Zeit gegen einen kulturellen Missmut, der sich wahrscheinlich nicht mal biologisch legt. Sorry, aber das wird nix, vor allem, weil die Leute gar nicht wollen. Da ist auch nix mit Gesprächskreisen zu retten.
Ich hatte mir immer mal überlegt, ob ich in die Heimat zurückkehre und dort dann Dinge anstoße. Aber die Mühe die das macht gegen alle diese Eeyores anzukommen ist echt hart. Aber es gibt genug Leute, die was tun. Und die sind verzweifelt, weil alle außenrum, die größeren Teile diesen Bundeslandes schlicht und ergreifend sauertöpfische, verbitterte Krustentiere sind, die auf keinen Fall aus ihrer kollektiven Depression heraus wollen. Und das in einem der kulturell reichsten und wirklich auch schönsten Landstriche, die wir so zu bieten haben.
Hier ein kleiner Faktencheck:
Stefan meinte, dass 80% der deutschen 1.5 Tonnen CO2 verbrauchen, und die reicheren 20% dermaßen über ihren Verhältnissen leben, dass sie den Schnitt extrem nach oben ziehen, wohingegen die ärmeren bereits quasi klimaneutral leben.
Ich habe hier eine Studie vom DIW gefunden, die belegt, dass auch die 10% ärmsten Deutschen bereits 5.6 Tonnen verbrauchen (Wir müssen für das 2 Grad Ziel auf 3 Tonnen kommen).
Die 10 % der Reichsten brauchen 10 Tonnen im Schnitt.
https://www.diw.de/de/diw_01.c.906982.de/publikationen/wochenberichte/2024_27_2/einkommensstarke_haushalte_verursachen_mehr_treibhausgasemissionen_____vor_allem_wegen_ihres_mobilitaetsverhaltens.html
Das Problem sind also auf jeden Fall die Besserverdiener und garantiert vor allem die Milliardäre, aber ganz so gut stehen die 80% Ärmeren nicht da.
Das hat mir auch klar gemacht, dass Stefan den Ernst der Lage noch gar nicht realisiert hat. Selbst die ärmsten 10% in Deutschland müssen ihren Verbrauch reduzieren. Problem: Niemand will das und niemand macht das. Wie soll Deutschland so klimaneutral werden? Ein aussichtsloses Unterfangen.
Es ist nicht wirklich fair den Verbrauchern das CO2 anzulasten, das nur durch minderwertige bzw. per geplante Obsoleszenz hergestellte Produkte entsteht. Ich bin mir sicher, dass gerade die Armen es Befürworten würden CO2 einzusparen, wenn sie dafür Produkte mit längerer Haltbarkeit erhalten und dadurch viel Geld sparen würden. Auch wird es ihnen wohl kaum etwas ausmachen, wenn Produkte sparsamer eingepackt wären. Diese übergroßen und vollbedruckten Mehrfachverpackungen dienen nur der Manipulation des Käufers und werden direkt nach dem Auspacken eh weggeworfen. Hier zu reduzieren würde nicht nur bei der Herstellung CO2 einsparen, sondern auch bei der Entsorgung. Sprich: Die Armen würden keine Verschlechterung ihrer Lebensqualität durch solche und ähnliche Maßnahmen haben.
Ohne Lindner liefe alles besser in Deutschland? Vor 20 Jahren haben Rot-Grün ohne FDP regiert und das Ergebnis war die Agenda 2010. Diese Agenda ist für die heutigen schlechten Verhältnisse mit verantwortlich.
Zu Solingen: ich bin sicher die Islamisten haben diesen Ort nicht zufällig ausgesucht. Bekannt war er zuvor als Anschlagsort von Rechtsradikalen auf Aslybewerber und das wird jetzt im Gedächnis der Allgemeinheit ausgelöscht bzw. überschrieben.
Die Reaktionen auf den Anschlag in Deutschland sind genau so wie es sich die Terroristen gewünscht haben. Sie wollen, dass Moslems so stark wie möglich diskriminiert werden um uns zu spalten. Das stärkt die Islamisten, denn es beschert ihnen nicht nur mehr Zulauf, sondern entlarvt auch die Heuchelei des Westens. Sie wollen, dass wir unsere Prinzipien verletzten. Das haben sie mit den Rechtsextremen gemein.
Auch Putin hat dieses Ziel und die Neoliberalen sowieso.
Ich verstehe nicht ganz warum eine aufgezwungene Klimapolitik automatisch gegen die Demokratie verstößt. Wir dürfen doch z.B. auch nicht die Rechte von Minderheiten einschränken auch wenn es dafür eine Mehrheit gäbe. Und bei der Klimapolitik geht es doch genau darum die Rechte von zukünftigen Generationen zu schützen. Die Demokratie – egal ob repräsentativ oder basis-demokratisch – funktioniert doch nur solange die Menschenrechte dabei eingehalten werden. Beides läßt sich nicht trennen.
Daher sehe ich es nicht als anti-demokratisch an eine Klimapolitik über die Köpfe der Bürger hinweg zu entscheiden. Die eigentliche Gefahr dabei ist, dass diese Politik stärker zu Lasten der Bürger gehen wird als zu Lasten der Kapitalisten. Aber dieses Problem haben wir ja grundsätzlich. Es hat uns das Klimaproblem überhaupt erst eingebrockt und ist das eigentliche demokratie-feindliche Problem.
Ich freue mich sehr über Stefans leidenschaftliche Blühdorn-Ablehnung, obwohl ich gar nicht verstehe, was ihn so in Rage bringt. Meinem Verständnis nach macht Blühdorn im Kern die Feststellung:
Das „ökologisch-emanzipatorische Projekt“ scheitert, weil es eine meist uneingestandene Entschlossenheit gibt, seinen Lebensstil trotz Wissen und Besorgnis um Ressourcenknappheit und Ausbeutung beizubehalten oder vielleicht radikaler: im Angesicht des gedachten baldigen Endes (5 vor 12 usw) Torschlusspanik einsetzt –nehmen, was wir noch kriegen können!
Und daß dies ein gesamtgesellschaftliches Dilemma ist, klassen- und einkommens-, reichweitenübergreifend, oben und unten in der Arena, links-rechts, das ganze lustige Hufeisen, da sitzen wir alle in einem Boot.
Was ist daran unscharf oder unhaltbar?
Evtl zeigt die Gruselpartei in dieser Sache noch das ehrlichste Gesicht, weil sie ihren Anspruch offen als bedroht und verteidigungsnötig markiert, während „die Mitte“ – who ever that is – mehr oder weniger diffus „Transformation, damit wir alle so weiter machen können“ verspricht und hier noch der Uninformierteste FÜHLT, daß diese Story ein Loch hat.
Diese Bestandsaufnahme ist natürlich sehr traurig. Und vielleicht führt sie bei einem heimlichen Idealisten zu einer Aggressionsabfuhr. Das macht aber auch nix, weil eure Diskussionen sind beste Unterhaltung und machen trotz finsterer Themen richtig gute Laune, weil klug und vital und eben auch widersprüchlich.
Top Team, danke für eure Arbeit.
Es ist nur schwer zu ertragen, wenn Stefan sich wiederholt versteift auf objektiv falsche Fakten und das Gespräch sich deshalb ewig im Kreis dreht.
1. Beispiel: Deutsche Autohersteller wollten angeblich alle nur noch E-Mobilität.
Das ist der Stand von letztem Jahr. Seitdem hat sich das Fähnchen bei BMW gedreht. Und es ist absehbar, dass die anderen folgen. Und Stefan wundert sich, weshalb Söders Fähnchen sich auch gedreht hat. Weiß nicht mal Wolfgang es besser? Minutenlanges Gequatsche auf falscher Faktenbasis. Ein Live-Chat wäre hier hilfreich.
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/autokatalog/marken-modelle/auto/ausstieg-verbrennungsmotor/
2. Stefans ständige Behauptung, der Öko-Umbau würde Geld kosten. Richtig gerechnet, spart er Geld. Auf allen Ebenen. Habe ich letzten Monat schon detailliert belegt.
Thüringen.. hanebüchen. Bis auf den touristen vorschlag, der ist sehr gut.
Danke Wolfgang, dass du nochmal klar gemacht hast (auch wenn es nicht deine Intention war), was für einen Quatsch letztendlich Schmitt erzählt und wie naiv seine Vorstellungen des Politischen und auch des Staatlchen sind. Das hat sich doch ganz wunderbar im Gesrpäch entfaltet.
Etwas schade ist es am Ende, wo sich Wolfangs Defizit zeigt, andere Lebenswirklichkeiten und -entwürfe zu rekonstruieren und ihre Idiosynkrasien ernst zu nehmen. Das ist mir leider schon häufiger aufgefallen, dass es entweder nicht ernst genommen oder als ignorierbares Partikluarinteresse/ ignorierbarer Partikluarentwurf desavouiert wird. Stefan ist da mit seiner soziologischen (und sicherlich auch empirischerer) Ausbildung doch wesentlich fähiger.
Aber mal wieder eine spannende Folge!
Vielleicht sollten wir bei der Frage nach nachhaltigem Konsum mal weniger die Konsumenten als viel mehr die Produzenten in den Blick nehmen. Gibt es überhaupt eine Möglichkeit in den Supermarkt zu gehen, um dort Lebensmittel zu kaufen, die nachhaltig hergestellt wurden? In welcher Hinsicht ist es die Entscheidung des Konsumenten, wenn bestimmte Güter zwei Mal um die Erde gefahren werden, weil im Ausland günstiger produziert werden kann? War das unsere kollektive Entscheidung, oder war das die Entscheidung des betroffenen Unternehmens? Man sollte nicht vergessen, dass die Idee, die Sphäre der Wirtschaft von der Politik zu trennen, um sie für den Einfluß von Demokratie unerreichbar zu machen, auch in Deutschland realisiert ist. Um es kurz zu fassen: Es existiert keine Demokratie in der Wirtschaft. Unternehmen entschieden jenseits von gesellschaftlicher Verantwortung über die Herstellung ihrer Güter und auch gegen die Versuche aus der Politik regulierend einzugreifen. Freiheit in unserer Gesellschaft bedeutet für den Großteil der Menschen in unserer Gesellschaft lediglich negative Freiheit. Das bedeutet wir können lediglich auswählen, was uns von Staat und Unternehmen als auswählbar vorgesetzt wird. Wie in einem Ampelsystem. Ich stehe an einer Kreuzung und kann nach links, rechts oder gerade aus fahren. Links und Rechts steht die Ampel aber auf rot und ich kann nur geradeaus fahren. Wer das Ampelsystem kontrolliert, kann auch kontrollieren, wo ich hinfahre und letztendlich ankomme bzw. wo wir dann ankommen.