Politik! Was ist damit eigentlich gemeint? Das parlamentarische Spiel, das wir im Fernsehen sehen, oder doch eher der Gartenzaunstreit unter Nachbarn, die sich bei allen Themen uneins sind? Eva Illouz hat ein politisches Buch geschrieben. Darin verortet sie uns alle auf brennender Lava und auf Spurensuche. Irgendwo lauert eine Misere, die wir alle nicht verstehen. Wir sehen nur, wie die Demokratie abgebaut wird und die Suizidraten so hoch sind wie nie. Entsprechend waghalsig versucht sie eine Kartografie der Emotionen, die alle ihre Rolle spielen. Wolfgang findet das Buch schrecklich, Stefan findet es super. Wir streiten zwei Stunden darüber. Dann entfliehen wir in die schöne Welt von Karl Lagerfeld. Eine neue Biografie ist erschienen. Wolfgang liest einen wiederentdeckten Roman. Stefan geht die größten Risiken und Handlungsanweisungen des anstehenden Jahres durch.
- KÄS-Termine 2025: Sa. 15.03. / Fr. 20.06. / Fr. 19.09. / Fr. 19.12. per Mail: neuezwanziger@diekaes.de
- Stefans KINDERWÜSTE mit Signatur vorbestellen
Komm’ in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl, auch bei Apple Podcasts und Spotify). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein.
Literatur
- Die berühmte Soziologin Eva Illouz schreibt in ihrem Buch „Explosive Moderne“ (aus dem Englischen von Michael Adrian) über unter anderem Stolz, Scham, Neid und Eifersucht, denn dies seien die Schlüsselgefühle unserer Zeit. suhrkamp.de
- Der Modejournalist William Middleton legt mit „Paradise Now. Das außergewöhnliche Leben des Karl Lagerfeld“ eine opulente Biografie vor, die einen Fokus auf die kulturellen Facetten des Modemachers legt. steidl.de
- Michael Schlieben hat für die Zeit einige junge SPDler besucht. Sie waren einmal die 49, die einen Unterschied machen wollten. Jetzt sind sie eine verlorene Generation. zeit.de
- Tezer Özlüs Buch „Suche nach den Spuren eines Selbstmordes“ wurde zwar vor 40 Jahren auf Deutsch geschrieben, aber es erschien nur übersetzt in der Türkei, erst jetzt wurde es veröffentlicht. Es ist ein schmerzlich-schöner Reisebericht zu den Gräbern berühmter Schriftsteller und ins Innere. suhrkamp.de
- Diskursgerümpel entsorgen! Dieser und weitere Tipps, wie wir besser durchs Jahr kommen, hat die Zeit zusammengestellt. zeit.de
- „Casual Viewing“: Der Journalist Will Tavlin analysiert in seinem langen, aufschlussreichen Artikel, warum Netflix immer häufiger Filme produziert, die man gar nicht mehr sehen muss, es genügt, wenn man sie hört. nplusonemag.com
- Ian Bremmers Thinktank hat die 10 wichtigsten globalen Risiken zusammengestellt. eurasiagroup.net
- Adam Tooze legt in einem langen Interview dar, wie er denkt, wo er sich als Intellektueller verortet und wie er zu John Mearsheimer und Perry Anderson steht. adamtooze.substack.com
- Wir lesen die Amazon-Rezensionen zu „Jeden Tag einen Schritt“ von Hoss & Hopf. amazon.de
- Das Trio Sora hat die Klaviertrios von Johannes Brahms eingespielt: romantisch, dynamisch, mitreißend. triosora.com
Finde die Diskussion über deklarative Moral sehr interessant und kann es auch nachvollziehen. Finde aber es sehr schwierig beide Phänomene in Worte zu fassen, die sicher was gemeinsam haben: Es ist in der Mensa von Vorteil für die Wartezeit aller eine Ausgabe zu überholen und sich „vorzudrängeln“, wenn man die Beilagenschale mit Kartoffeln hinter der stockenden „Hauptgerichtservierausgabe“ einfach en passant fix abgreift, wird aber oftmals als unhöflich nonverbal gerügt. Deswegen denke ich warten wir alle wie die Deppen in der Schlange…
…auch merke ich, wie stark es von vornherein den Diskursraum bei Treffen der Jusos einschränkt, wenn man ständig woke Warnhinweise hört – die echt preaching to the choir sind- und sich nochmal das Awarenessteam bei jeder Veranstaltung vorstellt. Man schafft somit auch sofort eine Atmosphäre, in der jede/r höllisch aufpasst was man sagt und somit auch selten das Streiten und spontane Verständigen eingeübt wird. So wird gerade dadurch, dass man einen guten offenen Diskursraum für alle schaffen wollte, das Gegenteil erreicht.
Insbesondere schade für eine Jugendorganisation einer Partei. Denke auch das Jusos in spontanen Diskussionen in der echten Welt von jedem rechten Onkel übertölpelt werden, weil unsere linken Safe-Spaces uns einfach echt schlecht vorbereiten. Nicht das ich gegen die neue Sensibilität allgemein wäre, aber alles hat seine Zeit und seinen Ort.
Amen
Den Wunsch von Stefan gegen Ende der Besprechung von Explosiver Moderne nach hoffnungsvoller Literatur teile ich.
Ich kann das neue Buch in Bregman “Moralische Ambition” empfehlen. Wenn auch mit viel Pathos geschrieben, ist der Grundton auch dieses Mal (wie bei humankind) hoffnungsvoll und als Leser*in gehe ich nach der Lektüre mit klarem Auftrag in die Welt hinaus.
Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass Stefan in der vermutlich längsten Buchbesprechung des Formats in hohen Tönen von einem Buch schwärmt, das er effektiv rein inspirativ gelesen hat, während er die ganzen Reviews zu Hoss&Hopfs Buch vorliest, in denen überall „inspirierend“ steht.
Aber mal im Ernst: Die letzten Folgen waren für mich meist eher hit or miss. 2:15 Stunden lang über ein Buch zu reden, das man rein inspirativ lesen kann oder gar sollte, weil es handwerklich einfach extrem viele Schwächen aufweist, ist einfach Quatsch und Lebenszeitverschwendung. Ich habe aus dem letzten Drittel mehr mitgenommen als aus diesen anfänglichen 2 Stunden. Eigentlich bin ich ja ganz froh, dass ihr diese Bücher dann zumindest für uns lest, aber wenn man als Zuhörer trotzdem noch 2 Stunden damit gequält wird, na ja. Ich war zum ersten Mal kurz davor, das Segment einfach zu skippen.
Sicher hilft es dabei nicht, dass ich Stefan im Allgemeinen nicht so gern zuhöre wie Wolfgang, er aber auch immer mal interessante Betrachtungen einbringt, die einem zum Nachdenken anregen. Trotzdem hoffe ich für die künftigen Salons, dass die Besprechungen nicht mehr so ausarten und vielleicht lieber über 1-2 Bücher mehr geredet wird, wie es früher meines Wissens nach oft der Fall war.
Skips doch einfach, wo ist das Problem?
Gut dass Wolfgang Stefan bei den wichtigen Fragen nicht ausweichen lässt (Stichwort Dad Bod) 😉
Zum Thema moderne Emotionen kann ich den YouTube Kanal Contrapoints sehr empfehlen, besonders die Videos „Justice“ und „Envy“.
In der „Ankündigung – Wir lesen ZU DUMM FÜR DIE DEMOKRATIE von Mark Schieritz“ sagte Wolfgang:
„… ob man überhaupt sagen kann, dass es einen Demokratieverfall gibt, denn es wird ja wahnsinnig viel gewählt…“
Jaaa, das kann ich bestätigen. Hier in Berlin werde ich demnächst, innerhalb der letzten drei Jahre, DREIMAL an einer bzw. ein und derselben Bundestagswahl teilgenommen haben. Nur so als Hinweis…