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Wir lesen08/2020Influencer-Culture, Silicon Valley Wahlkampf, Gamescom, Greta bei Angela, Tenet

Hätte Christopher Nolan TENET Inversion genannt, wäre die Inception, Interstellar, Inversion-Trilogie perfekt. Weitere Abstriche sind dennoch nicht zu machen. Wir reden über das Spektakel ohne Relevantes zu verraten. Man soll den Film ja selbst erfühlen. Wir fanden aber: Eine kleine Tenet-Handreichung ist nicht verkehrt, manche deutschen Podcasts reden nämlich merkwürdig über den Film. Der August ist von weiteren Spektakeln geprägt: Die Gamescom findet nicht offline statt, also fast nicht. Gespielt wird dafür umso mehr, wir schauen darauf.

In Washington waren die „Kaiser des Silicon Valley“ vorgeladen. Die Demokraten wollen einen neuen Unabhängigkeitkrieg anzetteln. Die Republikaner fragen sich, warum ihre Wahlkampfmails im Spamordner landen. Die Anhörung von Jeff Bezos, Tim Cook und Sundar Pichai wirft ihr eigenes Licht auf die antipolitischen Demokratiesaboteure der republikanischen Partei. Um gegen Trump zu bestehen, haben sich die Demokraten ins Zeug gelegt und das Fernsehzeitalter hinter sich gelassen. Die Influencer-Culture gibt den Ton an, es werden allerdings fast nur ultrakapitalistische Lieder gesungen.

In Europa rettet Greta wieder etwas intensiver unsere Welt. Sie war mit deutschen Fridays-for-Future-Vertretern bei Angela Merkel. Wir gehen der Frage nach, was es half. Zum Abschluss hören wir Lisa Eckhart zu. Sie hat sich im Ton vergriffen und mauert sich nun als junge Frau im Alte-Weiße-Männer-Gefängnis ein.

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Wolfgang
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Stefan
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Mathias
Musik

9 Gedanken zu „Influencer-Culture, Silicon Valley Wahlkampf, Gamescom, Greta bei Angela, Tenet

  1. Serienfan

    Ich habe bislang alle eure Sendungen mit großer Begeisterung gehört, jetzt aber fehlt mir allmählich leider doch der Diskurs, der zum Beispiel den Aufwachen-Podcast so hörenswert machte. Hier beglückwünscht ihr euch doch ein wenig zu dauerhaft für vorgefasste Meinungen, die von niemanden herausgefordert werden.

    Das fiel mir besonders negativ bei der Aburteilung von Lisa Eckhart auf, die am Ende leider auf nicht viel mehr hinauslief als auf ein „sie hat Jehova gesagt“, belegt mit ziemlich manipulativ gewählten Ausschnitten. „Was tun wir, wenn die Unantastbaren beginnen, andere anzutasten? Wenn also Juden wie Harvey Weinstein oder Roman Polański, Schwarze wie Bill Cosby oder Morgan Freeman Frauen sexuell belästigten und Schwule wie Kevin Spacey andere Männer. Das ist der feuchte Alptraum der politischen Korrektheit.“ Natürlich kann sowas „von rechter Seite“ missbraucht werden, aber ich habe den Eindruck, dass diese übersteigerte Angst vor diesem „Missbrauch von rechts“ dazu führt, dass man jede Aussage (und leider auch viele Filme) nur noch mit Tunnelblick auf diese Missbrauchsmöglichkeit bewertet, bis sich am Ende die „Linken“ gegenseitig an die Gurgel gehen. Dabei haben die „Rechten“ noch nie die „Linken“ „gebraucht“, um die Wahrheit zu entstellen oder zu verzerren. Die Rechten nutzen jede Munition, die ihnen vor die Füße fällt, notfalls erfinden sie etwas.

    Das, was den „Rechten“ wirklich hilft, das sind Fake-News von links. Denn das „verrückte Waffen-Ehepaar“, das jetzt Werbung für Trump macht, ging nicht mit Waffen „auf die Straße“, wie Wolfgang behauptet. Cirka 100 Demonstranten hatten das umzäunte Privatgrundstück des (wenig sympathischen) Ehepaars McCloskey betreten, wo die beiden vor der Eingangstür ihres Hauses standen, Waffen auf die Eindringlinge hielten und sie lautstark zum Verschwinden aufforderten. Inwieweit das menschlich verständlich oder rechtmäßig war, entscheidet nun ein Gerichtsverfahren. Dass die Dämonisierung der McCloskeys durch linke Fake-News nun von der Republikanischen Partei für den Wahlkampf benutzt wird, ist allerdings wenig verwunderlich. Sowas schadet der linken Seite weitaus mehr als eine Lisa Eckhart.

    Was Christopher Nolans Film angeht, stellt sich für mich weniger die Frage, ob die Musik mit Hans Zimmer besser geworden wäre. Wahrscheinlich wäre sie sogar noch grässlicher gewesen. Es stellt sich die Frage, inwieweit Nolan hier seinem eigenem intellektuellem Konzept misstraut, weil er es mit so vielen Plot-Schablonen (ein bisschen Matrix, ein bisschen Bond, ein bisschen gar nix – wobei sich eine jahrelange Freundschaft auf ein „ich weiß, dass du Cola light magst“ reduziert) angereichert hat, dass am Ende aus einer brillanten, intelligenten Idee doch nur ein recht banaler Film mit einigen Action-Innovationen wurde. Also wird das Publikum im wahrsten Sinne des Wortes „zugedröhnt“, damit man „etwas fühlt“, was man angeblich laut Film tun soll. Das ist eine häufige Schwäche von Nolan. Er versucht erfolglos, seine intellektuellen Ideen mit Emotionen anzureichern. „Tenet“ leidet besonders unter dieser Schwäche. Anstatt sich voll auf die linke Gehirnhälfte zu konzentrieren, kümmert sich Nolan ein wenig hilflos um die rechte Gehirnhälfte und verwässert ein ursprünglich brillantes Konzept.

    Hier möchte Nolan dem Publikum mit der Musik die „Dröhnung“ geben. Wenn der Zuschauer im Film schon nichts fühlt, soll er wenigstens spüren, wie der Kinosessel vibriert. „Dank“ Corona sah ich kürzlich in einem großen Kino in München „Spiel mir das Lied vom Tod“, ein Film, der besonders gut zeigt, dass Stille oft viel kraftvoller und dröhnender ist als Lärm. Die Musik von „Tenet“ erscheint mir wie Ketchup, den man auf ein Tenderloin-Filet-Steak schüttet, damit es dem Kino-Pöbel schmeckt. Oder weil der Koch vielleicht selbst erkannt hat, dass das Steak leider doch nicht so kunstvoll geraten ist wie erhofft.

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  2. Tim

    Ich weiß ja nicht, wie viel Kommentare ihr hier so lest, aber eine dringende Empfehlung zum Thema Computerspiele, gerade für die ewige Frage nach ihrem Kunststatus: Daniel Martin Feige: Computerspiele. Eine Ästhetik.
    Feige ist ein moderner Hegelianer, dessen Bücher auch jenseits des ästhetischen Speziafalls Computerspiele viel Interessantes über Kunst heute zu sagen haben.
    Ebenfalls empfehlenswert: Die Blogs der Mitglieder des Arbeitskreises Geschichtswissenschaft und Digitale Spiele, insbesondere das Projekt „Horror – Games – Politics“ über politische Mythen in Computerspielen.

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    1. Mario

      oder auch die Kolumnen von Wolfgang Walk aus dem Gamespodcast.
      Zwar hinter einer Paywall, aber wenn Ihr noch Interesse habt, sicherlich bereichernd.
      Computerspieleentwicklung ist eine Schlüsseltechnologie für viele Branchen.
      Nicht selten werden Programmierer aus der Spieleentwicklung abgeworben,
      um danach (z.B.) für unsere Automobilhersteller halbwegs brauchbare Sofware Interfaces zu
      entwickeln.

  3. Marie

    Also mich hat die Streiterei beim A! eher genervt … das muss man auch wirklich können, aus unterschiedlichen Meinungen zum Schluss was zu machen, und Aufeinanderzugehen war nicht Euer Punkt, würde ich sagen. Solange politische Debatte v.a. absehbare Argumente anbringt und es ums Rechthaben geht, nützt mir das als Hörerin nix.
    Von daher gefällt mir das Gespräch hier besser: die Themen sind anders, die Perspektive insgesamt viel weiter und das Gespräch ruhiger — und da könnt Ihr beide gut ausspielen, was ich dann spannend finde, nämlich die Einordnung ins Große-Ganze.
    Trotzdem stimmt es, dass die Beachtung anderer Meinungen total nützlich wäre, um nicht vorschnell und ohne ehrliche Auseinandersetzung mit anderen Kommentaren zu schlussfolgern.
    Bei Lisa Eckert z.B. bin ich sehr unschlüssig geblieben und kann mich Euren, durchaus starken, Argumenten nicht gut anschließen, weil mir die Gegenseite der Beurteilung schlicht fehlt. Das ist z.T. auch eine Frage danach, wieviel Hintergrund Ihr liefert und wieviel Ihr voraussetzt. Da kann man wohl nie für alle perfekt sein… Aber den Fokus nicht nur auf einen Diskussionsgegenstand zu legen, sondern auch die begleitende Debatte zu sehen, wäre bestimmt gut!

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  4. rikerswampe@gmx.net

    stefan sollte bei gesellschaft und politik bleiben.

    sein unterhaltungsgeschmack ist gnadenlos trashig: andre rieu (bist du oma erna herself?), rammstein (huh, feuer im stadion), picard (kotzwürg), interstellar (eso-bullshit hinterm billy-regal) und nun der unendlich hochgehievte tenet (nolan hat den rewind-knopf am vhs-gerät entdeckt). wtf.

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    1. Marie

      Das ist aber doch kein hilfreicher Beitrag zum Gespräch!
      Wenn wir über Geschmack reden, gibt es immer nur die Option, andere Ansichten hinzunehmen oder — falls man das nicht kann — den Podcast abzuschalten.
      Wenn es ARGUMENTE gibt, Dinge anders zu sehen, würde ich die gerne hören. Aber nur mitteilen, dass jemand schlechten Geschmack habe, führt ja wirklich zu gar nichts! Vor allem nicht zu einer guten Diskussion hier im Forum.

  5. Michael

    Kurzer Vorschlag zu Dorothee Bärs VR-Berufserfahrung: Mal Tönnis-Fleischerei und Amazon-Lagerarbeiter in der Demo abbilden und dann 700 VR-Brillen in den Bundestag. Dann können das dort mal alle 8 Stunden ausprobieren.

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  6. Denis

    Hallo ihr zwei,

    hab eigentlich nur zu einem Thema was, Gaming. Weil ich selbst gern das ein oder andere konsumiere und mir ein breiteres Wissen als Stefan und Wolfgang zuschreibe, die mir hier zu flach und gleichgültig argumentiert haben.

    In meiner Wahrnehmung habt ihr euch als Buchlesende und Schreibende oder Filmliebhaber, dessen Genre ja schon viel älter und akzeptierter sind, über das ganze Thema Gaming hebt und darauf herab schaut. Gerade von Wolfgang hätte ich mir ein offeneres Bild erwartet, da ja durchaus Kontakte zu den Rocketbeans vorhanden sind. Dann holt euch doch kurz eine Stimme von da mit rein, die das mal direkt mit Gegenargumenten auf eine andere Diskussionsebene heben kann.

    Wie bei Buch und Film gibt es einen Großteil, der nur kapitalistisch denkt und die Massen abschöpfen will, ist mir klar und stört mich auch. Das Thema an sich ist vielleicht auch zu groß, um es mal so mit Gamescom abzuhandeln.

    Der Beitrag von dem Profispieler ist leider auch zu einseitig behandelt. Sport ist es eben nicht nur bei Egoshootern die Reflexe und Taktik zu trainieren, wie Stefan es hier für sich perspektivisch darstellt.
    Es ist immer die Arbeit, in welchem Spiel/Wettbewerb auch immer, sich mit der aktuellen Meta auseinander zu setzen. Dafür braucht man viele Stunden Training, um die beste Kombination zu ermitteln und im Team abzustimmen. Ähnlich dem Beschichten eines Ski beim Ski-Alpin zB. oder eine Komplexitätsstufe höher beim Biathlon, wo Waffe, Ski und Kraftaufteilung beachtet werden müssen.
    Hier auch mal ein weiterer Einblick; diese Meta wird auch noch von den Spieleentwicklern stark beeinflusst. Problematisch nach meiner Meinung. Man müsste sich vorstellen, dass die Regeln zwar stehen, aber die Werkzeuge dauernd verändert werden und auf einmal ein Hammer viel besser geeignet ist, als eine Saison zuvor eine Zange es war, um den Wettbewerb zu gewinnen.

    Twitch und Streaming wird für Gamer nur zur Pflicht, weil es eben keine wirklichen Berufe sind und daher das Einkommen daraus wächst, wenn man nicht in großen Events Preisgelder abschöpft. Versteh ich zum Teil auch, das Beispiel hier mit NoWay4you ist mir auch auf der krassen unschönen Seite. 7 Tage die Woche wäre für mich zu viel und kann ich auch nicht dauernd anschauen. Allerdings ist es nicht viel anders als ein Selbstständiger mit Firma. Da hat man doch auch eher weniger freie Zeit als ein Angestellter mit 40 Stunden Woche.

    Der Bogen zur Unterhaltungsbranche wurde auch nicht geschlagen, denn nichts anderes machen Streamer, Unterhalten ein Publikum mit dem was Sie tun. Dabei einem Hobby nachgehen ist der Traum eines jeden und deswegen leider auch gefährlich, da es Anfangs leicht und viel versprechend aussieht und dann aber durch die pure Masse des Angebotes für viele nicht funktionieren wird.

    Es gäbe noch mehr zu sagen, aber lieber in einer Diskussion mit Vertretern die sich da noch mehr auskennen und auch mal rückblickend auf positive und negative Aspekte eingehen können. Schließlich ist diese Branche erst 20 Jahre jung.

    Liebe Grüße
    Denis

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  7. Enno (Ja, der Opa)

    Ich wollte nochmal kurz etwas zum Diskurs bei Fortnite mitteilen, da ich mich theoretisch Recht stark mit der Branche beschäftige.
    Es ist von Stefan völlig richtig hierbei von einem Kampf der Giganten zu sprechen, jedoch noch mehr als er vielleicht selbst meint. So ist die Unreal Engine, neben der Cry-Engine, die größte freie Gameentwicklungsengine, die es gibt und letztlich steckt sie in gefühlt jedem Spiel auf dem Markt. Jedoch ist es das nicht allein, was EPIC, die Firma hinter Fortnite groß macht. Wichtig ist auch der EPIC Store, welcher ein Interessentes Forschungsgebiet zum Thema Plattformkapitalismus ist. Denn es gab über fast ein Jahrzehnt hinweg eine absolute Plattform Dominanz auf dem PC, nämlich Steam.
    Nun hat Steam das erste Mal in seiner Geschichte eine richtige Konkurrenz bekommen in Form des EPIC Stores. Diese Firma hat es sich jetzt jedoch zum Clue gemacht, dass sie regelmäßig Spiele verschenken und das auch gerne Mal im höheren Preissegment. Mit dieser Investition wollen sie die Dominante Plattform für Onlinegaming werden. Ich finde es hoch interessant zu beobachten, was dort geschieht, denn hier geht der Plattformkapitalismus in die nächste Phase und diese ganze Entwicklung zu beobachten könnte durchaus ein Blick in die Zukunft von anderen Sparten sein.

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