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Wir lesen12/2020Adrian Daub, Weltraumrecht, Arbeitgeber Amazon, Macron im Interview, dunkle Seite der Kreativität, mRNA Magie

Das Silicon Valley versteht sich als Ort ohne (Ideen)-Geschichte und Ursprung. Alles dort gilt als neu und innovativ. Doch genau das ist die Ideologie. Die Hauptquartiere der wertvollsten Unternehmen der Welt stehen nämlich nicht im Niemandsland zwischen dem lukrativen Geistesblitz und ausbleibender politischer Regulierung. Adrian Daub hat sich auf die Suche gemacht, wie uns das Silicon Valley die analytischen Werkzeuge aus der Hand schlägt, mit denen wir sagen könnten, was tatsächlich ist: In Kalifornien regiert das Geld. Und die größte Innovation besteht darin, den Kapitalismus auf Speed als Weltrettung zu vermarkten.

Der Techsektor verfeinere sein Denken „beim Geldverdienen“, schreibt Daub. Und er führt auf, wie man dort Marshall McLuhan, Ayn Rand, Rene Girard, Martin Walser oder Edgar Allen Poe liest, bzw., so weit konsumiert, dass es gerade noch für Pointen in TED-Talks reicht. „Was das Silicon Valley denken nennt“ ist ein wahnsinnig gutes, aufschlussreiches, und zuweilen schmerzlich aufrüttelndes Buch.

Darüber hinaus blicken wir in den Weltraum, als Verfügungsmasse für nationale Gesetzgeber, denen noch die globale Perspektive fehlt. Wir besprechen den von Karl Lauterbach empohlenen Text, der uns die mRNA-Impfungen erklärt. Wir befassen uns mit der dunklen Seite der Kreativität, Emmanuel Macrons sehr langem und wohl einige Zeiten überdauernden Interview zur Lage Europas, dem kleinen Wirtschaftskrieg der Akustiker, die immer mehr Hörgeräte verkaufen und Amazon als Arbeitgeber, der binnen eines Jahres fast eine halbe Million Menschen eingestellt hat.

Jahresabschluss-Recording ist am Dienstag, 29. Dezember, 10 Uhr (nicht am 28. sorry)

Komm’ in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein.

Literaturliste

  1. Andrian Daub, Literaturwissenschaftler in Stanford schreibt schon seit einer Weile über seine Nachbarn im Silicon Valley. Nun hat er seine Gedanken als Abhandlung darüber, was das Silicon Valley Denken nennt als Buch vorgelegt
  2. Marcus Schladebach geht in seinem Lehrbuch „Weltraumrecht“ nicht nur auf bestehendes Recht, sondern auch auf die Herausforderungen (Weltraummüll, -tourismus, -wirtschaft etc.) ein. Erschienen bei Mohr Siebeck
  3. Hansheinz Porst war vieles. Steuerhinterzieher, FDP-Mitglied, SED-Mitglied, verurteilter Landesverräter, Millionär, Marxist und Arbeitgeber. Dann schenkte er sein Unternehmen „Porst“ den Mitarbeitern. Susanne Schäfer blickt in brandeins 12/20 auf das aufregende Leben
  4. Der australische Innovationsexperte David Cropley schreibt in seinem Essay „Recognise the creativity behind crime, then you can thwart it“ über die dunkle Seite der Kreativität
  5. Zwei Autoren von brandeins schreiben über das Geschäft der Akustiker. Sie sind keine Ärzte, sondern Hörgeräteverkäufer, die ihre Gewinnmargen gegen Ärzte, Optiker und Hersteller von Hörgeräten verteidigen: Hören und staunen in brandeins 20/20
  6. Die Hauptgewinner sind die Türkei und Russland“ – Kommunikationswissenschaftler Kerem Schamberger über seinen Aufenthalt in Bergkarabach „Der Krieg in Bergkarabach – und was er mit Deutschland zu tun hat“ – Anna Aridzanjan liefert Fakten und erläutert die historischen Zusammenhänge
  7. Amazon hat in diesem Jahr mehr als 400.000 neue Beschäftigte eingestellt. Das ist schon ein Rekord, obwohl die Paket-Lieferanten noch nicht mal dazuzählen. Die NYT blickt auf die gigantischen Zahlen
  8. Keine europäische Stadt hat ein Verkehrsproblem wegen Paketzustellern“ der niederländische Logistikexperte Walther Ploos van Amstel räumt im Interview mit „Brandeins“ mit einigen Alltagsmythen auf
  9. Wenn wir gegen Covid-19 geimpft werden, spritzt man uns eigentlich Informationen, weniger einen Impfstoff. Damian Garde ging der 25-jährigen Story der mRNA in der Medizin nach
  10. Die Macron-Doktrin“: Ein sensationelles, sehr langes Interview mit Emmanuel Macron in „Le Grand Continent“ – über Europas Rolle in der Welt, Annegret Kramp-Karrenbauer, China und die USA
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Wolfgang
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Stefan
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Mathias

4 Gedanken zu „Adrian Daub, Weltraumrecht, Arbeitgeber Amazon, Macron im Interview, dunkle Seite der Kreativität, mRNA Magie

  1. diehenne

    Bezüglich Silicon Valley und Psychedelics wollte ich auf dieses kürzlich erschienene Interview von Lex Fridman mit Matthew W. Johnson (PhD Professor of Psychiatry / Associate Center Director at Johns Hopkins) hinweisen. Vielleicht ergeben sich dabei für Wolfgang interessantere Ideen und Gedanken als die bisher im Podcast genannten.

    Youtube: https://youtu.be/ICj8p5jPd3Y
    Podcast: https://lexfridman.com/matthew-johnson/

    Vielen Dank für die neuen 20er und den Salon. Ich bin ein begeisterter Hörer!

    Liebe Grüße
    diehenne

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  2. M.L.

    Das Nutzen der Kreativität zu kriminellen oder „bösartigen“ Zwecken würde ich u.a. unter „kriminelle Energie“ verstehen.
    Ich finde aber auch, dass Kreativität oder der Aussage „Das ist kreativ!“ KEINE moralische Bewertung anhängt, die ja auch immer kontextabhängig ist.

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    1. moeses

      Ich stimme M.L. zu. Kreativität ist ein sprachliches Gebilde oder Phänomen um etwa die Fähigkeit von Personen zu beschreiben, „neues, originelles und brauchbares/nützliches“ zu schaffen.
      Für wen oder was die normative Zuschreibung (brauchbar/nützlich) gilt, bleibt dabei offen. Nur, weil „die böse kreative Tat“ eines Kriminellen moralisch abzulehnen ist, macht es keinen Sinn zu sagen, dass wir daraus folgend „unmoralische Kreativität“ aus unserem Sprachgebrauch verbannen sollten.

  3. Timo Gorf

    Adrian Daub, super Buch, danke für den Tipp! Studenten-WG Bedürfnisse und Studienabbruch Ressourcen pflastern die kommerzielle digitale Welt.
    Aber ehrlich, ewige Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“ Zitate auf Nerd Kongressen oder Zusammenkünfte erzählen im Grunde die selbe Geschichte, nur eben im Feld der Anti- Held*innen und Weltversteher*innen der guten Art. Auch hier oft anzutreffen: Studienabbruch, Dauer WG Bewohnende. Nur das Geld fehlt um das viele Gute was aus so einer Kombi entstehen kann nachhaltig zu realisieren. Wo ist der Gemeinwohl orientierte Investitionsfond der mit Mikrospenden aus den Comnunities der Welt, alternative Technologie und Webanwendungen fördert und auch Nicht-Akademiker-und-Profi-Nerds an der Zukunft der digitalen Welt zu beteiligen?!
    Wir brauchen mehr Beteiligung von „unten“ – im kommerziellen steht (angeblich) immer der User im Mittelpunkt. Bei alternativen Techniken zum bestehenden Angebot sollte der Mensch im Vordergrund stehen! Nur, wie organisieren wir das?

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