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Wir lesen03/20213 Trillion Dollar, NFT Zufallskunst, Unterschichten-Corona, Bürgerräte, Sues-Thrombose

Amerika hat sich entschieden 5 Billionen Dollar für die eigenen Bürger auszugeben. Das Geld, sagt Stephanie Kelton, musste nicht erst gesucht und gefunden werden, oder durch Sparen anderswo gegenfinanziert. Der Congress wird entscheiden, damit ist es da. Das bringt das Land einen großen Schritt nach vorn. Wir Europäer bleiben zurück. Wir blockieren uns mit Idiotie selbst. Die Hauptrolle spielt mal wieder das Bundesverfassungsgericht. Es ist nun wirklich Zeit für neues politisches Denken.

… doch es kommt nicht. Stattdessen erleben wir Partizipationstheater rund um Bürgerräte und Direktdemokraten, die nicht aus dem Quark kommt. Menschen reden sich mit endlosen Monologen den Mund fusselig und sitzen sich dann in Stillarbeit gegenüber, weil sie unzufrieden sind und glauben, es mangelt an ihrer Idee. Noch weniger Bewegung war diesen Monat nur im Sueskanal. Alles stand still. Die Globalisierung hat eine Herzattacke bekommen.

Action gabs auf dem Kunstmarkt. Dass Beeple seine „Everydays“ für fast 70 Millionen Dollar verkaufen konnte, verdankt er einer neuen Technologie – die noch viel mehr kann als Zufallsdaten zu generieren. NFTs holen die Einzigartigkeit in die digitale Welt. Im Schlepptau haben sie Smart-Contracts, über die wir heute noch lächeln. Doch schon morgen könnte jemand auf eine raffinierte Idee kommen. Wir besprechen es und blicken ansonsten noch auf den Wahlmonat März, die Rentnerrepublik hat gewählt. Und über das nervende Virus reden wir natürlich auch. Corona mausert sich zur Unterschichten-Krankheit, was wir aber noch nicht wahr haben wollen.

Komm’ in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein.

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Wolfgang
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Stefan
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Mathias

11 Gedanken zu „3 Trillion Dollar, NFT Zufallskunst, Unterschichten-Corona, Bürgerräte, Sues-Thrombose

  1. Ralf

    Hallo Wolfgang, hallo Stefan,
    habe eben Eure Diskussion über Armut und Corona gehört und finde es sehr gut, dass ihr das besprecht. Denn darüber wird zu wenig geredet. Ich selbst wohne in Hamburg-Wilhelmsburg, einem Stadtteil, in dem viele arme Menschen wohnen, mit sehr vielen verschiedenen kulurellen und familiären Hintergründen. Wilhelmsburg gehört zum Bezirk Hamburg-Mitte, der regelmäßig eine der höchsten Inzidenzen in Hamburg aufweist. Es ist sicher auch ein sehr dicht bevölkerter Bezirk, aber eben auch einer mit viel Armut. Dennoch weigert sich der Senat, in Wilhelmsburg anders gegen die Pandemie zu agieren als in reichen Stadtteilen. Als hier viele kostenlose Teststationen für Schnelltest eingeführt wurden, gab es erst mit ein bis zwei Wochen Verzögerung solche Stationen ini Wilhelmsburg, gemessen an der Bevölkerungszahl sind es immer noch sehr wenige. Auch gibt es hier keine Informationen in verschiedenen Sprachen (außer auf der offiziellen Seite hamburg.de) zu Corona. Dafür kenne ich nicht wenige Familien, wo vier Leute in Zweizimmerwohnungen leben. Was dann auch fehlt, ist z. b. die Möglichkeit einer von der Stadt bezahlten und organisierten Hotelquarantäne. Ichi stimme euch zu: so wird das nichts mit der Pandemiebekämpfung!

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  2. Marco

    Einige Misskonzeptionen über MMT im Podcast können so nicht stehen bleiben:
    1. Wenn der Markt an die griechischen Staatsanleihen 17%/a (Währung ist hier unerheblich) dranschreibt, dann ist das der Preis. Die EU hätte diese Bonds am Rentenmarkt für diesen Preis kaufen können. Aber eben nicht durch Neuschöpfung (Verwässerung). Mit der Folge die Verbindlichkeiten in die Billanz der EZB zu nehmen. Dagegen wurde richtigerweise geklagt.
    2. Die Amerikaner machen schon über Jahrzehnte fiskalische Politik über die Zentralbank. Sie können das auch, denn sie zwingen den Rest des Planeten Crude in USD zu bezahlen.
    3. Die deutsche Bundesbank hatte im DM-Regime kein fiskalisches Mandat. Nur ein monetäres, mit leichtem Inflationsziel. Aus guten Gründen, die natürlich auch heute noch gelten (sollten!)
    4. Wenn die Büchse der MMT-Pandora mal geöffnet ist, dann kennt sie nur eine Richtung: Zombifizierung der Wirtschaft und in der EU im besonderen ganzer Volkswirtschaften. (Siehe jüngste Pressetermine von Christine Laguarde)
    5. MMT kennt nur 0-Leitzins, da Zombifizierung nie rückgängig gemacht werden kann und im MMT-Regime immer zunimmt (Siehe Japan und jüngst auch die Türkei). In Japan sind bereits über 30% der Unternehmen in staatlicher Hand. MMT ist immer ein zwingender Weg in den Staatskapitalismus.
    6. Bei MMT müssen ständig die Steuern erhöht werden, da die Zentralbank vom lender of last resort zum „buyer of first resort“ wird und das nicht angeforderte (aber trotzdem injizierte) Kapital aus dem Umlauf ständig wieder aufgemopped werden muss. Über 20% aller im Umlauf befindlichen USD wurden seit 2020 geschöpft!
    7. Im Podcast wird die Deutungsfolklore zu MMT genannt: Man würde mit dem Geld „jetzt mal alles reparieren“. In der Realität, in der EU, fließt das Geld direkt in die Hände der Unternehmer. Die Anleiheankaufprogramme am privaten(!) Rentenmarkt kann man sich bei der EZB als csv runterladen.
    8. Da man mit MMT ständig die FIAT-Währungen in der Kaufkraft senkt, expandiert die überschüssige Liquidität in andere Assetklassen: Immobilien, Oldtimer, BTC, etc. Hauptsache raus aus dem Fiatraum, mit dem schließlich jederzeit (durch Neuemission) wieder irgendwelche Länder „gerettet“ werden und man damit permanent das Geld entwertet.
    9. Die „Gründungslüge“ der MMT ist die der mangelnden Liquidität. Und das, obwohl wir seit den 2000ern in einer Liquiditätsblase (siehe Friedman) leben. Es gibt Kapital ohne Ende das nach Anlagemöglichkeiten sucht.
    Die Sparbücher sind buchstäblich proppenvoll. Alles zum Niedrigzins. Das Geld braucht nur keiner in einer Nullzinsumgebung.

    MMT ist die Erklärung dafür, dass Kinder heutzutage kein Sparbuch mehr anlegen können. Da es das Konzept „sparen“ (i.S.v. „investieren“ und „Rendite“) nicht mehr gibt. Selbiges gilt natürlich auch für private Rentenversicherungen, Kapitallebensversicherung und ähnliches. Wieso sollte man noch Geld leihen, wenn die EZB es verschenkt?

    Jetzt kann man diese böse „leistungslose Einkommen“ durch Zins und Zinseszins ja meinetwegen verdammen. Das ist aber noch lange kein Grund, dass es im Währungsraum einen Player gibt, der die Währung nach „gusto“ vervielfältigen und austeilen kann. Meine Geldbörse hat da so ihre berechtigten Zweifel.

    Das (alte) girale Schöpfungssystem hatte eine Steuerungsfunktion. Bitte hier besser informieren.

    Gruß

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  3. Tim F

    Ich würde mich mit Astrazeneca impfen lassen, weil es nicht darum geht niemals mit Corona infiziert zu werden, sondern darum schwere Verläufe zu verhindern. Wer vor Thrombose Angst hat sollte dann auch Lotto spielen. Eine zukünftige Normalität wird bedeuten, dass Corona nicht schlimmer ist als die Grippe oder Erkältungen. Man kann sich also mit der aktuellen Mutation dieser Viren infizieren, aber das Immunsystem ist vorbereitet. Man wird also krank, aber nicht schwer krank. Eine Corona-Welle wird dann genauso wenig zu Lockdowns führen wie Grippe-Wellen es aktuell tun. Mir fiel schon das letzte mal auf, dass ihr beide der Jugend eine Verweigerung der Impfung mit Astrazeneca empfohlen habt. Ich finde das ist eine gefährliche Botschaft, weil die Gesundheit wichtiger sein sollte als dieses Klassenkampfgehabe.

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    1. Stefan Beitragsautor

      Tim, du wirst den AstraZeneca Impfstoff nicht bekommen, selbst wenn du ihn unbedingt willst.

  4. Jan

    Hallo Ihr 2,

    ich finde eure Analysen und pointierten Kommentare meistens sehr gelungen. Aber beim Thema Corona und gerade #NoCovid finde ich es fast unerträglich, wie einfach ihr es euch macht mit Lauterbach, Jung und Neubauer. Da wird in dieser Folge fast nur gegen die Personen geschossen anstatt deren Argumente zu entkräften. Man kann sehr wohl gegen etwas sein und es trotzdem gleichzeitig noch machen: Beispiel hier ist Reisen oder Interviews vor Ort führen. Natürlich wäre „Vorbild sein“ besser, aber wenn alle anderen es auch nicht machen, dann bringt man sich selbst nur in eine schlechtere Verhandlungsposition, weil man eben auf die Öffentlichkeit verzichtet, während die Gegenseite diese aktiv sucht und dann unwidersprochen bekäme. Ist beim Demonstrieren ja auch so: die Covidioten sind auf der Straße und bekommen scheinbar ihren Willen deutlich besser durchgesetzt als die stille Mehrheit.

    Ich kann verstehen, dass ihr den Ausblick auf einen noch härteren Lockdown aus persönlicher, menschlicher und wirtschaftlicher Sicht schlimm findet, aber dann tut euren Hörern (oder zumindest mir) den Gefallen und erklärt, was die Alternativen sind, wenn deren Vorschläge angeblich Mist sind. Im neusten J&N Interview mit Elvira Rosert waren ja auch gleichzeitig viele Punkte drin, die die soziale Lage entspannen würden (bspw. dass Studis gegen Bezahlung stundenweise auf Kinder aufpassen könnten, wenn diese draußen spielen).
    Es geht mir hier nicht darum, dass ich eure Meinung ablehne, mir geht’s nur darum, dass ich mich als Hörer bei solchen Punkten weder gut informiert noch unterhalten fühle. Und mindestens eins von beiden sollte schon erfüllt sein – zumindest habe ich das so immer als euren Anspruch wahrgenommen und in den anderen Themenbereichen ist das ja auch der Fall 🙂

    Schöne Grüße, Jan

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    1. Stefan Beitragsautor

      Studierende passen gegen Bezahlung auf Kinder (draußen!) auf und das entspannt die Lage?

      #Nocovid scheint eine herausragende Idee. Wie der Warp-Antrieb auch…

  5. Andi

    Hallo Stefan,

    ich bin großer Fan aller deiner Podcasts, aber eure Aussagen über Fynn Kliemann möchte ich nicht unkommentiert stehen lassen. Ihr behauptet, Geld hätte ihn korrumpiert und wo er früher Sachen aus purer Lust gemacht hätte, versuche er heute nur noch alles zu monetariseren. Außerdem unterstellt ihr dem Projekt Hausboot einfach eine Auftragsproduktion à la Einsatz in 4 Wänden zu sein.

    Ich verfolge Fynn auf Instagram und bin der Meinung, dass er sich nicht geändert hat. Er macht weiterhin nur die Projekte, auf die er wirklich Lust hat, die ihn begeistern oder weil er etwas Neues ausprobieren möchte (Beispiele: das kleinste Haus in Bremen, Bilder malen oder eben NFTs). Er hatte bereits bei seinem 2. Album den Traum eine Doku auf Netflix dazu zu veröffentlichen. Deswegen hat er den ganzen Prozess von einem Kumpel filmen lassen. Nach der Veröffentlichung haben sie daraus einen Film geschnitten und sind damit auf Netflix und andere zugegangen – ohne Erfolg. Also wollte er seinen Film in die Kinos bringen, in dem er direkt Kontakt zu den lokalen Kinos aufgenommen hat. Es kam allerdings Corona dazwischen. Er hat dann Tickets für den Film online verkauft und den Film als Stream angeboten. Jeder Käufer konnte ein Kino angeben, dass dann 25% des Ticketpreises – ohne Gegenleistung – erhalten hat. Der Film war mit über 100.000 Tickets ein voller Erfolg und im Nachgang hat ihn Joyn ins Programm aufgenommen.

    Ich bezweifel stark, dass es sich bei dem Hausboot um eine reine Auftragsproduktion von Netflix handelt. Fynn hatte vom Verkauf des Boots gelesen und Olli Schulz mit ins Boot geholt, weil er davon ausging, dass das für ihn alleine zu aufwendig wäre. Der Gedanke auch dieses Projekt filmisch zu begleiten liegt ebenfalls nahe. Ich weiß noch, dass es damals ein gewisses Medienecho zu dem Bootskauf gab. Das zusammen mit den Erfolg seines ersten Films waren sicher hilfreich um Netflix zu überzeugen. Wenn Netflix – wie ihr behauptet – dafür eine 6-stellige Summe bezahlt hat, finde ich das auch nicht weiter verwerflich, denn dieses Projekt war/ist sicherlich sehr teuer.

    Natürlich hat Fynn vor allem mit seinen Alben und seiner Mode gutes Geld verdient, aber meiner Meinung nach hat er sich charakterlich nicht verändert. Er macht weiterhin das, was ihn begeistert, und versucht nicht „krampfhaft alles zu monetarisieren“. Cheers

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  6. Simon Villa Ramirez

    Hallo!

    Schön euch zu hören! Viel Erfolg, dass ihr den Podcast durchaltet.

    Inhaltliche Kritik. Ihr habt leider nicht verstanden, was Bürgerräte sind und wie deliberative Demokratie funktioniert. Ich arbeite seit 2 Jahren in einem Institut für Demokratieforschung und habe viele Bürgerbeteiligungsprojekte begleitet. Ihr unterschätzt vollkommen, was dort passiert. Bitte lest Literatur wie: „Die Planungszelle – Der Bürger als Chance“ von Dienel, wenn ihr kompetent über so etwas sprechen wollt.

    Ansonsten sehr interessant und keep up the good work!

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