Episode

04/2023Baerbock in China, Macron in Den Haag, Lagarde, Kinder & Corona im Bundestag, GPT Chats, noch wach?

Emmanuel Macrons Interview vom Rückflug aus China wurde in Deutschland sehr kritisch kommentiert. Seine anschließende Rede in Den Haag gänzlich ausgeblendet. Damit blieb in hierzulande der Eindruck hängen, Macron habe sich isoliert, Europa beschädigt und sei überdies nicht weiter von Belang, ohnehin ausgebremst von innenpolitischen Kontroversen zur Rentenreform. Es lässt sich aber auch anders verstehen. Wir nehmen die Angelegenheit heute in den Blick. Auch mit Annalena Baerbocks Besuch in China und neuen Anmerkungen von Christine Lagarde. Um Europas Zukunft steht es nicht besonders gut. Wenn wir dann noch erste Blicke auf den Kampf ums Weiße Haus in Amerika mit in den Blick holen, wird das Chaos nur größer. Wir besprechen es kurz. (Adam Tooze‘ Vortrag, den wir im März dazu besprachen.)

Dann schauen wir uns die Debatte im Bundestag zur Hilfe für Kinder und Jugendliche an. Das Drama beginnt mit der Erklärung von Familienministerin Lisa Paus. Sie redet 5 Minuten und 4 Sekunden und blendet alles Wichtige aus. In der anschließenden Aussprache wird es nicht besser. Karl Lauterbach freut sich über die Debatte, die er den Kindern schuldet, aus der aber nichts folgt. Nach diesem Negativ-Highlight an menschlicher Intelligenz blicken wir noch auf die Neuigkeiten zur Künstlichen Intelligenz. Wobei schon fraglich ist, wie man die neuen Assistenzsystem fortan nennen sollte. Wolfgang hat ChatGPT in ein paar Gespräche verwickelt. Sehr weit wollte ihn die Technik aber nicht vordringen lassen.

Komm’ in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl, auch bei Apple Podcasts und Spotify). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein.

avatar
Wolfgang
avatar
Stefan
avatar
Mathias

7 Gedanken zu „Baerbock in China, Macron in Den Haag, Lagarde, Kinder & Corona im Bundestag, GPT Chats, noch wach?

  1. Thomas

    Ich habe als Mensch vom Fach eine Anmerkung. In der KI-Diskussion kommt kurz Herr Deuter vor und sagt, dass die Aufgaben für Kinder in der Schule sinnlos seien, weil wenn die ein Computer lösen kann, was soll das? Wolfgang pflichtet ihm hier bei, und beide machen sich aus Lehrersicht der selben Denkfalle schuldig. Es ist unheimlich einfach als Menschen mit akademischen Abschlüssen im Nachhinein repetitive kleinschnittige Aufgaben als unwichtig abzutun. Es ist auch eine hübsch-progressive Haltung. Das Problem hier ist nur, dass beide mir nicht sagen können, welche der repetitive Aufgaben, die sie vor allem in frühen Schuljahren gemacht haben, welche der mathematischen und sprachlichen Denkübungen mit Wiederholungscharakter dafür gesorgt haben, dass ihr Denkapparat überhaupt die grundlegenden Strukturen erworben hat, so schön kritisch zu denken.

    Der Vergleich der menschlichen Intelligenz und der künstlichen Intelligenz vergisst hier nämlich ganz grundlegend, wie wir eigentlich Kultur- und Denktechniken in Menschen bringen, und dass wir durch den absoluten Black Box Charakter des menschlichen Gehirns bis heute hauptsächlich heuristisch arbeiten. Vieles funktioniert, etliches nicht, aber es auch nicht wirklich klar, warum, wie und so weiter. Sich hinzustellen, große Kritiken über KI zu machen, und dann mit einem Handstreich auch die Entwicklungsarbeit am menschlichen Gehirn, egal wie esoterisch, hermetisch und unsinnig das eine oder andere scheinen mag oder auch ist, wegzuwischen, wenn man selbst Erfolg eben dieser Arbeit ist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

    Antworten
  2. Franzi

    Mareike Fallwickl hat 2019 ein Buch über ein Thema wie Stuckrad-Barrre und seinen Roman veröffentlicht. Finde es sehr interessant, dass es in ihrem Roman um einen männlichen Autor geht, der die Briefe eines Opfers nutzt, um einen Roman zu schreiben. Und dafür gefeiert wird. Gleichzeitig nutzt er die wahre Geschichte eines Opfers, um damit bekannt zu werden und nimmt diesem die Möglichkeit mit der eigenen Stimme zu erzählen. Und missbraucht es dadurch nochmal. Der Roman heißt: Das Licht ist hier viel heller“.

    Antworten
    1. Jan

      Auch noch kurze Anmerkung als Mensch vom Fach zu ChatGPT. ChatGPT hat in keiner Weise Personalisierung. Das einzige, was gespeichert wird und in neue Antworten einfließt, ist der bisherige Chatverlauf innerhalb des jeweiligen Chat Tabs als Kontext. Ansonsten bekommt jeder exakt die gleichen Antworten, bis auf den eingebauten Zufallsfaktor.

  3. Janno

    Ich finde es verlogen wie undifferenziert die öffentliche Diskussion um die coronabedingten Schulschließungen geführt wird/wurde. Nicht die Unterrichtsausfälle führten zu mehr psychischen Problemen bei Jugendlichen, sondern die eingeschränkten Freizeitaktivitäten. Die Schulschließungen selbst waren eher eine psychische Entlastung für viele der Schüler, da sie dadurch dem alltäglichen Leistungsdruck und dem Mobbing mal etwas entkommen konnten. Das völlig rückständige Schulsystem war – neben den häuslichen Verhältnissen – schon immer die treibenste Kraft für psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen. Die Corona-Maßnahmen sind aber nun der perfekte Sündenbock um dieses System weiterhin nicht angehen zu müssen.

    Auch der Ausbau von KiTas wird nicht zu weniger, sondern zu mehr Kindern mit psychischen Problemen führen. Dieses Separieren der Kinder aus dem Alltag der Erwachsenen ist völlig ungesund. Schon die „traditionelle“ Lebensweise nur allein mit Mama und Geschwistern zu Hause zu sein während Papa weit weg bei der Arbeit ist war und ist alles andere als gut. Aber KiTas setzen dem noch eins drauf, weil das Kind durch die vielen anderen Kinder um sich herum einerseits viel mehr Konflikten ausgesetzt ist, andererseits aber weniger (bis keine) verfügbaren erwachsenen Bezugspersonen hat bei denen es Halt und Hilfe beim Umgang mit diesen Konflikten finden kann. Das kann nicht immer alles bis nach 18 Uhr abends warten, wenn sie wieder mit den von der Arbeit müde gewordenen Eltern vereint sind.
    Dazu kommt, dass die wenigen Erzieher die als Bezugspersonen verfügbar sind den Kindern mit ihrem professionellen Habitus entgegentreten – fast schon wie Hosts – und nicht wie natürliche Menschen. Das verwirrt die Kinder nicht nur es gibt ihnen auch ein schlechtes Vorbild. Sie erleben Erwachsene fast ausschließlich als Richter, Belehrer und Ordungshüter. Wer solche Vorbilder hat wird später oft selbst so und redet – wie Wolfgang richtigerweise kritisiert hat – infantil von oben herab mit anderen.

    Antworten
    1. Janno

      Diesen Habitus erleben wir ja auch ganz stark bei den Linksliberalen auf Twitter, wäre interessant zu wissen wieviele von denen in Ganztagseinrichtungen groß wurden und/oder Pädagogen als Eltern haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert