Salon

06/2024Jahrhundert der Toleranz, Trophäe, Gilda Sahebi, Liberale Demokratien, Berlin Summit + Claude, Kubitschek, Kapitalismus, Zeitenwende, Südafrikas Demokratie

Richard David Precht versteht sein Buch über die Weltinnenpolitik als „Plädoyer“ für „wertegeleitete Außenpolitik“. So steht es auf dem Titel. Auf den ersten Seiten kündigt er „Philosophie“ an. Tatsächlich lesen wir eine zugkräftige Erklärung, die, statt zu plädieren, die Toleranz von der Katastrophe unterscheidet. Die Argumentation ist historisch und politisch, der „Essay“ ist ein Debattenbeitrag. Werte werden aus ihm zügig aussortiert. Man rosinenpickte sie ja heute eh beliebig und ständig neu. Es ist wichtiger zu verstehen, wohin das führt. Die systemische Rivalität des Westens mit China ist vielleicht gar keine. Klimatisch sind wir doch längst Schicksalsgenossen. Wir besprechen es ausführlich. Danach gehen wir mit Gaea Schoeters auf Safari. Es geht um beliebte Nashörner, die Trophäe könnte aber auch eine andere sein. Gilda Sahebis Aufklärung über Rassismus holt uns zurück in die Gegenwart. Zudem entdecken wir heute das Genre der synthetischen politischen Literatur. Wir ergänzen die Berlin Summit Declaration mithilfe Künstlicher Intelligenz.

Am 24. August sind wir in Frankfurt auf der Bühne: Tickets gibts hier.

Komm’ in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl, auch bei Apple Podcasts und Spotify). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein.

Literatur

  1. Richard David Precht mischt sich mit seinem Buch “Das Jahrhundert der Toleranz” in die Debatte um Geopolitik und wertegeleitete Außenpolitik ein. Dabei spielt der Klimawandel eine überraschend große Rolle: penguin.de
  2. Die belgische Autorin Gaea Schoeters führt uns in das Herz der Finsternis eines reichen Börsenspekulanten, der in Afrika auf Trophäenjagd geht. In dem glänzend geschriebenen Roman “Trophäe”, so stellt man bald mit Erschütterung fest, werden nicht allein Tiere gejagt: hanser-literaturverlage.de
  3. Gilda Sahebi beschreibt “Wie wir uns Rassismus beibringen”. Es passiert fast von allein. Alte Geschichte führt immer wieder zu neuer Gewalt: fischerverlage.de
  4. Sind die liberalen Demokratien in der Krise? Gut möglich. Ist das zugleich eine Krise der Demokratie? Nicht unbedingt, sagt Politikwissenschaftler Philip Manow in seinem provokanten Buch “Unter Beobachtung”: suhrkamp.de
  5. Wir lesen die Berlin Summit Declaration und fragen Anthropics KI Claude, ob das nicht auch besser geht: newforum.org
  6. Was denkt man in Schnellroda über die Spaltung der europäischen Rechten und die Zukunft der AfD? Wir diskutieren einen Blog-Beitrag von Götz Kubitschek: sezession.de
  7. Die “Sprache des Kapitalismus” wird von Simon Sahner und Daniel Stähr untersucht. Welche Funktion Sprache hat und was Begriffe bedeuten, erklären sie allerdings nicht: fischerverlage.de
  8. Wem nützen Blockbildung und Aufrüstung? Selbstverständlich profitieren davon Rüstungsunternehmen, aber das ist nicht der eigentliche Grund für die große Militarisierung, erklärt Stephan Kaufmann im ND: nd-aktuell.de
  9. Jetzt, da die AfD mitregiert, kann man Bilanzen ziehen. Die Sächsische Zeitung begutachtet die ersten 100 Tage der AfD im Oberbürgermeisteramt von Pirna: saechsische.de
  10. Die jungen Südafrikaner glauben immer weniger an die Demokratie und auch der ANC erlebt einen erheblichen Vertrauensverlust, berichtet Monica Mark in der “Financial Times”: ft.com
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Stefan
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Wolfgang
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Mathias

12 Gedanken zu „Jahrhundert der Toleranz, Trophäe, Gilda Sahebi, Liberale Demokratien, Berlin Summit + Claude, Kubitschek, Kapitalismus, Zeitenwende, Südafrikas Demokratie

  1. Nadja

    Der BFD ist sogar grundsätzlich unentgeltlich, da freiwillig. Träger bezahlen freiwillig Taschengeld. Dazu müssen sie noch Sozialabgaben tätigen und es werden eigentlich auch fast nur diese vom BaFza erstattet. Wenn man also als BFDler bei einem kleinen Verein unterwegs ist, bekommt man eigentlich fast nichts. Nur die Fahrtkosten zu den verpflichtenden Seminaren werden erstattet. Zudem müssen sich Träger auch offiziell als Einsatzorte für BFD anerkennen lassen. So finden extrem viele junge Menschen erst gar keinen Einsatzort für einen Freiwilligendienst.

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  2. Benjamin

    Letztes Jahr habe ich mein FSJ gemacht und kann bestätigen: Das ist viel, viel zu wenig. Ich habe nebenbei noch gejobbt, damit ich richtigen Urlaub machen kann. Dabei hatte ich schon das Privileg, dass ich eine Wohnung kostenlos von meinem Arbeitgeber gestellt bekommen habe. 450€ Taschengeld + 200€ Kindergeld reichen gut fürs alltägliche Leben, aber für eine Mietwohnung in Hamburg ist dafür nicht drinnen. Einem Freund haben die Eltern jeden Monat ein paar hundert Euro überwiesen, damit er sich eine WG leisten kann – sie haben ihm also das FSJ bezahlt.
    Übrigens bedeuten die 450€/Monat ca. 3€/Stunde. Klar, man ist nicht ausgebildet, aber selbst ein Schulkind, das Zeitungen austrägt, bekommt mehr.
    Und das alles ist sehr schade, denn gerade wegen der Freiwilligkeit hat es mir gefallen.

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  3. Matthias Hengl

    Hallo und vielen Dank für eure Arbeit!
    Zum Thema KI und Digitalisierung der Gewerkschaftsarbeit kann ich das Buch von Martin Oppelt und Falko Blumenthal: Digitalisierung von Gegenmacht empfehlen. Ist frei zugänglich vom transcript Verlag.

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  4. Micha

    Zu Stefans „Prognose“ zu dem Ende des Ukraine Krieges, wollte ich Mal fragen, ob er da auch die Sachlage mit einbezogen hat, die mearsheimer hier u.a. anspricht

    https://youtu.be/slkn2-N3oR0?si=FQ4_bU_tOkMgKxO0

    Dass zusätzlich zu der Ukraine Situation mindestens 5 andere Brandherde Russland/NATO noch in Betracht gezogen werden können.

    Einerseits finde ich interessant, dass die im Kontext Ukraine generell nie wirklich thematisiert werden, also nicht nur im Podcast, habe in dem Ausmaß in dem Clip zum ersten Mal gehört.

    Andererseits würde mich interessieren, ob Stefans Annahme soweit geht, dass Putin über ein Friedensabkommen im Kontext Ukraine hinaus dann auch Deeskalation in den anderen Kontexten beinhalten würde, selbstverständlich nur dort wo er Handlungsspielraum hat.

    Also funktional rational betrachtet natürlich

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  5. Thomas

    Ich möchte allen diesen Artikel zum Thema künstliche Intelligenz empfehlen. Ein starkes Statement gegen übermäßige/falsche KI Regulierung. Für viele Anwendungen (abgesehen von z. B. Text- und Bildgeneration) werden wahrscheinlich spezialisierte KIs besser sein, auch wenn generelle im Alltag mehr auffallen. Damit viele kleinere, spezialisierte Modelle entstehen können muss die Entwicklung niedrigschwellig möglich sein. Außerdem sind im allgemeinen Open Source Projekt ‚besser‘ und sicherer.
    https://www.ft.com/content/2dc07f9e-d2a9-4d98-b746-b051f9352be3

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  6. Arne

    Zum Thema FSJ: Es gibt eine Reihe sehr schöner FSJ Programme, auf die man sich bewerben muss und dann wie von Stefan beschrieben eingebunden wird und extra Aufgaben hat. Ich vermute jedoch, der Großteil der FSJ-Stellen ist einfach krasse Ausbeutung.
    Ich hatte ein FSJ 2009 gemacht, in einem Universitätskrankenhaus und einem Altenpflegeheim. Dort habe ich die gleiche Arbeit (40h/Woche) wie fertig ausgebildete Festangestellte gemacht, hatte jedoch nicht das Mitspracherecht bei Planung etc. und den Respekt, den normale Angestellte bekamen. Dafür bekam ich 200€ im Monat, dazu gab es Kindergeld. Dazu kam noch folgendes: Es kam zu Konflikten am Arbeitsplatz, weshalb mir gekündigt werden sollte. Wird ein FSJ vorzeitig abgebrochen, dann muss sämtliches Kindergeld zurückgezahlt werden (175€ pro Monat). Da mir das nicht möglich (und meiner Familie auch nicht) war, habe ich mir von einem Psychologen ein Attest geholt, dass wegen der Belastung und Depressionen sowas vorgekommen wäre und dass man Rücksicht haben müsste. Damit musste ich dann wieder angekrochen kommen und betteln, dass man mir bitte nicht diese tolle Stelle wegnimmt. Danach habe ich mich noch ein weiteres halbes Jahr durch diesen Job geschleppt, aus dem ich nicht heraus konnte, da ich das erhaltene Kindergeld nicht hätte zurückzahlen können.
    Alle anderen Teilnehmer über den Träger haben ähnlich hart gearbeitet und über ähnliche Sachen berichtet.

    Solche Arbeitgeber sind nicht auf FSJler angewiesen, damit die mal mit den alten Reden und Altenpflegeheime etwas menschlicher machen, sondern damit sie paar haben, die stark unterbezahlt auf der Arbeit verheizt werden können.

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  7. markymark

    Habt ihr eine Meinung zu Judith Butlers „Who is afraid of Gender?“

    Ich verstehe den Gegensatz Moral/Werte und Interessen nicht so ganz: selbst wenn ich wertegeleitet bin, dann muss ich die doch als Interesse durchsetzen und andersrum kann man sagen, dass Interessenverfolgung eine Form von Moral ist bzw. diese sich auch durchsetzen lassen mit bestimmten moralischen Vorstellungen (z.B. der sogenannte „Egoismus in der dritten Person“ von Henry Sidgwick – so es gibt kein Grund die Interessen anderer vollständig zu ignorieren und nur Rücksichtslos sich selbst durchzusetzen)

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  8. Alex

    Guten Tag zusammen! Ich würde mich freuen wenn ihr Eva Menasses Buch „Alles und nichts sagen“ im Salon besprechen würdet.

    Schönen Abend
    Alex

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  9. Gregor

    Weiß jemand mehr über die KI-Kurse der Uni Nottingham, über die Stefan im Teaser ab 29.20 spricht? Ist ein Hinweis eines Hörers. Ich finde die nicht..

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  10. Kick-Knack der Frosch

    WTF…! Ich habe gerade herausgfunden, dass ihr Videoaufnahmen von euch auf Youtube gestellt habt.

    Die Beleuchtung das Overlay, die Symmetrie sehen wirklich aus, als ob man ein KI-Bild nachträglich animiert hat. ROFLCOPTER! Ich werde es wie gehabt nicht gucken, es sei denn ihr zeigt was Außergewöhnliches – so’n kleinen lebendigen Tischelefanten in rosa mit grünen Punkten, der Minibananen isst, oder so.

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