Episode

08/2025Wehrdienst, Rechtsruck Blame Game, Guerot & Höcke, KI & Arbeitsmarkt, Amerikas Kohäsion

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00:00:03 Es ist August

Taylor Swift ist verlobt. Schön! Die Wildecker Herzbuben gehen getrennter Wege. Schade! Stefan und Wolfgang eröffnen den Podcast.

00:03:16 Wehrdienst

Die beiden beschäftigen sich mit dem neuen Gesetzentwurf zur Wehrpflicht in Deutschland. Sie analysieren die Berichterstattung der Tagesschau in „leichter Sprache“ und beleuchten, wie die Politik das Thema einrahmt. Ein zentraler Punkt der Diskussion ist eine Studie des IFO-Instituts zu den tatsächlichen wirtschaftlichen Kosten des Wehrdienstes für die Betroffenen. Sie kritisieren die Argumentation, dass die Wehrpflicht als „Dienst am Vaterland“ verkauft wird, während die wirtschaftliche und soziale Last ungleich verteilt ist, und vergleichen dies mit dem Ausbleiben des Kulturpasses für Jugendliche.

00:56:06 Jeffrey Sachs

Wolfgang teilt Einblicke aus einem Podcast-Gespräch mit Jeffrey Sachs und Yannis Varoufakis. Sachs‘ These, dass die Ukraine militärisch nicht gewinnen könne und die westlichen Verbündeten sie nur als Stellvertreter im Kampf gegen Russland sähen, wird beleuchtet. Die Diskussion dreht sich um die Frage, ob die westliche Strategie auf einem „Bluff“ basiert, und wie europäische Staaten die Situation wahrnehmen.

01:13:54 Jens Jessens Blame Game

Stefan analysiert einen Zeit-Artikel von Jens Jessen, der behauptet, die politische Linke sei selbst schuld am Aufstieg der Rechten. Er seziert die Argumentation des Autors, der die Schuld bei angeblichen „linken Diskurswächtern“ und Identitätspolitik sucht, anstatt die tatsächlichen gesellschaftlichen Probleme wie Wohnungsknappheit oder prekäre Arbeitsbedingungen zu thematisieren. Anhand eines konkreten Beispiels aus dem Alltag eines Hörers wird der Kontrast zwischen der medialen Debatte und der Lebenswirklichkeit vieler Menschen verdeutlicht.

02:04:22 Guerot & Höcke

Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Treffen von Ulrike Guerot und Björn Höcke. Es wird analysiert, wie Guerot die AfD als Partei beschreibt, die sich in Richtung eines „atlantischen Bündnisses“ verschiebt und sich damit zu einer „Systempartei“ aufhübscht, um koalitionsfähig zu werden. Sie diskutieren, inwiefern dies eine Entradikalisierung oder eine strategische Radikalisierung darstellt und welche Rolle Björn Höcke in diesem innerparteilichen Machtkampf spielt.

02:54:41 KI und Arbeitsmarkt

Die Diskussion widmet sich den Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt. Anhand von aktuellen Podcast-Clips von Experten wie Anthony Aguirre und Natascha Sarin wird hinterfragt, warum KI-Investitionen in Billionenhöhe getätigt werden. Es wird die These aufgestellt, dass es dabei nicht primär um die Steigerung der Produktivität, sondern um die Automatisierung und Ersetzung menschlicher Arbeit geht. Die beiden beleuchten die Unterschiede zwischen der Entwicklung von KI-Tools und der realen Anwendung im Alltag und diskutieren die Folgen für die Gesellschaft.

03:27:33 KI und kreative Arbeit

Der Podcast widmet sich der Frage, wie künstliche Intelligenz die kreative Arbeit verändert. Die Diskussion basiert auf Clips von Matthew Prince, dem Chef von Cloudflare, und Mel Robbins, die über Urheberrecht, KI-generierte Inhalte und die Monetarisierung im digitalen Raum sprechen. Das „Schweizer Käse“-Modell wird vorgestellt und kritisch beleuchtet: Soll die KI die „Löcher im menschlichen Wissen“ füllen und dafür die Urheber entlohnen?

04:09:56 Amerikas Kohäsion

Stefan und Wolfgang analysieren, wie konservative Denker wie J.D. Vance und Joram Hasoni die amerikanische Identität neu definieren wollen. Sie diskutieren, wie eine angebliche Spaltung der Gesellschaft durch „Kulturmarxismus“ und Diversität zu erklären versucht wird, indem man zu einem völkischen Identitätskonzept zurückkehrt, das auf Abstammung und Loyalität statt auf liberalen Werten beruht.

04:47:26 Salon-Hinweise

Die beiden geben Hinweise auf kommende Salon-Folgen, in denen es um die Bücher „Polarisierung“ von Nils C. Kumka und „Verbinden statt Spalten“ von Gilda Sahebi gehen wird.

04:49:55 Termine

Wolfgang teilt seine Termine für den September mit:

  • 3. September, Mainz: Filmvorstellung von „Sunset Boulevard“ mit anschließender Diskussion.
  • 6. September, Zürich: Teilnahme am Podcast-Festival.
  • 7. September, Zürich: Diskussion über den Dokumentarfilm „Unser Geld“.
  • 10. September, Brechthaus: Diskussion mit Martina Linatas über „Das Leben des Galilei“.

11 Gedanken zu „Wehrdienst, Rechtsruck Blame Game, Guerot & Höcke, KI & Arbeitsmarkt, Amerikas Kohäsion

  1. Kurt

    Vielen Dank für die Diskussion zum Thema Wehrpflicht. Als jemand, der noch „eingezogen“ wurde und dann verweigert und Zivildienst geleistet hat, war ich nie ein großer Anhänger.

    Allerdings fürchte ich, dass Stefan recht hat und es statt einer Wehrpflicht für alle langfristig auf eine Berufsarmee hinauslaufen könnte, die den durchschnittlichen „Fußsoldaten“, von den paar Überzeugungstätern einmal abgesehen, aus dem größer werdenden Reservoir derer rekrutieren wird, die sich aus wirtschaftlichen und finanziellen Gründen immer mehr dazu gedrängt sehen. Auf perverse Art und Weise schafft man sich durch das weitere Ausmergeln des Sozialstaats sein Heer von „Freiwilligen“.

    Ein gutes Beispiel dafür sind die USA, die entgegen Stefans Aussage zwischen 1940 und 1973 durchaus eine Wehrpflicht hatten, welche mitverantwortlich war für die Antikriegshaltung der amerikanischen Jugend im Vietnamkrieg. Paradoxerweise wurde sie dann nicht von einem demokratischen Präsidenten, sondern vom republikanischen Hardliner Nixon ausgesetzt: ein Grund, um der Antikriegsbewegung den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ideengeber und „Aktivist“ hierfür war interessanterweise Milton Friedman, der die Abschaffung der Wehrpflicht gar als seinen größten politischen Erfolg bezeichnet (https://reason.com/1995/06/01/best-of-both-worlds/).

    Ich frage mich deshalb, ob eine Wehrpflicht tatsächlich so eindeutig als Teil der Aufrüstungsspirale gesehen werden kann, wie Wolfgang es tut. Ist nicht eine reine Freiwilligenarmee, in einer Welt mit zunehmenden geopolitischen Spannungen, das größere Problem? Die herrschende Klasse wird es jedenfalls wenig tangieren, wenn Gefahr und Tod hauptsächlich die Söhne (und Töchter?) der unteren Klassen betreffen.

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  2. Jan-Noah

    Liebe 2 Neue Zwanziger,

    leider vergaloppiert Ihr Euch beim Thema Jens Jessen. Ihr beide tut so, als hätte die Gendersprache sich nicht längst (mit Gewalt) den öffentlichen Raum (wenigstens zum Teil) erobert. An Universitäten , insbesondere in Geisteswissenschaftlichen Fächern wird geradezu unisono wie bekloppt gegendert. Gendersprache ist zur Distinktion geworden. Auch Behörden haben mit Erlaß (Zwang) eine geschlechterneurtrale Anrede auf behördliche Schreiben durchgesetzt. Aus dem Stegreif fällt einem sofort Hannover ein. Es gab aber auch einige andere Gemeinden, Städte, Kommunen….
    Der Deutschlandfunk bringt es immer wieder zur Groteske : Beispielsweise wenn man von „Europäerinnen und Europäern“ spricht, obwohl im Kontext europäische Politik bzw. Politik von europäischen Staaten das Thema ist und nicht Personen. Ebenso wurde beim DLF von Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten schwadroniert, — auch hier ging es um das System Nationalsozialismus, nicht um einzelne Personen.
    Gleichermaßen fanatisch wurden immer wieder uralte Begriffe desavouiert und diskreditiert, ohne dabei beispielsweise den Alten (Boomern) einen liberalen Freiraum einzuräumen : der eine sagt Mohrenkopf, weil schon die Generation Claudia Roth und Karin Göring-Eckart das jahrzehntelang gesagt haben, die anderen (jüngeren) sagen halt Schokokuss…. weil sie es so gelernt und gehört haben. Außerdem : so oft wie das Thema im politischen Feuilleton behandelt wurde und wird, dass selbst Moderatoren des Deutschlandradios nicht mehr wissen, wie sie das Thema kreativ einleitend moderieren sollen, … kann man das nicht einfach so nonchalant abtun, als sei das nicht nur Aufreger und ein Thema des Boulevard, sondern ein relevantes Thema der Gesellschaft. Die Mehrheit der Leute über 45 ist mega genervt von dieser Art der Bevormundung. Am besten ist immer, wenn es um Sinti und Roma geht. Da haben die von Brüssel über Berlin bis Frankfurt eine Riesenklappe und fabulieren wie bekloppt, ohne jemals beispielsweise in Ferentari (Bucuresti) nachzufragen, wie sich diese Leute dort nennen: die wollen weder Sinti noch Roma genannt werden. Man sollte den großen Roma-Siedlungen in Europa die Selbstbezeichnung überlassen und nicht der elitären Klasse in den europäischen Hauptstädten.
    Im übrigen meine ich, dass Jens Jessen weniger die politische als vielmehr die woke Klasse ansprechen wollte.

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    1. Stefan Beitragsautor

      „Die Mehrheit der Leute über 45 ist mega genervt von dieser Art der Bevormundung.“ Dann ist es gut, dass die Leute in dir einen engagierten Anwalt in dieser wichtigen Angelegenheit gefunden haben. Grüße, Stefan

  3. Gina

    Wo finde ich den Link zur Frankfurter Stadtführung, über die ihr gesprochen hattet? Im Vorfeld zum Live Salon?
    Grazie fürs Draufhelfen!

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    1. Stefan Beitragsautor

      Der Link ist in den Shownotes des Salons für August der heute veröffentlicht wurde.

  4. nordberg

    Den Vorwurf an die Linken, dass sie für den Rechtsruck mitverantwortlich sind, einfach so ab zu tun, halte ich nicht für richtig. Da mit Wahlprogrammen zu argumentieren ist auch illusorisch, weil sowas ziemlich irrelevant ist für die Masse. Wenn man z.B. den Transdiskurs so überzieht, und Männer beim Frauen-Leistungssport mitmachen lässt, dann hat man halt monatelang das Internet voll mit Artikeln, in denen Männer im Frauensport gewinnen (ich habe mir mal die Vorsätze biologisch, cis usw gespart, weil wohl klar ist, was gemeint ist). Diese Entscheidungen waren genauso trans-freundlich, wie der Zuspruch, die Ukraine aufzurüsten Ukraine-freundlich war.

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  5. Don Ebko

    Tja Nordberg, da bist du wohl.ein Opfer vom social Media Zirkelschlusszirkus geworden. Ja , gab es und gibt es alles aber nicht in der Größe oder vehements, wie es immer behauptet wird. Das erinnert mich an die Urbane Legende, dass alle Veganer ständig allen das Fleisch verbieten wollten. Von einigen jugendlich/ messianischen Einzelfällen mal abgesehen wird auch bei dieser urbanen Legende andersherum eher ein Schuh daraus. Es sind nämlich eher Fleischesser die sich über eine stabile Haltung der Wenigen lustig gemacht haben und Veganer mit allen möglichen dämlichen Sprüchen das tote Tier „schmackhaft“ machen wollten. Am Anfang steht immer ein berechtigter Hinweis und eine fehlerhafte Gegenargumentation weil man sich darüber einfach noch keine Gedanken gemacht hat und dann hat sich das auf social Media aufgeschaukelt. Man hätte einfach innerlich stabil bleiben können und sachlich gegen Veganismus oder „Gendergerechte“ Sprache und Transfrauen im Sport argumentieren können, hat dann aber ein Drama darum gemacht wie ein verwöhntes Kind am Süßigkeitenregal. Man sieht doch deutlich, dass die Menschen mit den instabilsten Persönlichkeiten wie Trump und Söder und die gesamte Afd-Crew die größten Probleme damit haben. Als Erwachsener Mensch schaut man sich das an und hält halt sachlich dagegen und steht zu seiner Meinung, dass man zum Beispiel Transfrauen im Sport für bekloppt hält und gut ist. Gesellschaft wandelt sich und natürlich kommt es da auch zum Streit um Ideen und Anschauungen. Das ist doch ganz normal. Das neue/ problematische sind social Media und grottig schlechter Journalismus. Und das kann ja jeder an sich erfahren, ich bin ja auch schon mehrfach durch den Idiotenjournalismus und social Media emotional hin und her gepeitscht worden. Und das sagen die beiden doch auch immer wieder. Habt Alle ne ganz schöne Zeit und lasst euch nicht verwirren von den wirren Gestalten unserer Zeit.

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  6. Andreas (Dings)

    Ihr zitiert (zustimmend wie mir scheint) Precht, der da sagt: Putins Aktionen, wie Internetkabel zerstören, online Fehlinformationen zu streuen, kleine Attacken auf unsere Infrastruktur usw. – die zeigen seine Schwäche. So agiert man doch nicht wenn man stark ist.
    Precht ist ein wirklich kluger Kopf, aber hier erzählt er Unsinn.

    Es sind keine schwachen Aktionen, es sind kluge Aktionen. Ein Vorgehen, dass mit geringen Mitteln viel erreicht kann man sicherlich als klug bezeichnen. Seinen Gegner mit vielen kleinen Nadelstichen beständig zu stören und dazu zu bringen, sich mit sich selbst zu beschäftigen, ist hocheffizient.

    Für den Preis eines Panzers lassen sich jahrelang dutzende Agitatoren motivieren, im Land des Gegners (oder des künftigen Gegners oder des Unterstützers des Gegners …) gefällige Meinungen zu vertreten (Russland ist nicht unser Gegner, Putin will Frieden mit Deutschland, Putin wird nicht zögern die Atombombe zu werfen …) und wenn dadurch die öffentliche Meinung so beeinflusst wird, dass bestimmte Rüstungsausgaben auch nur aufgeschoben werden, dass sich Politiker weniger klar positionieren, dass wichtige Entscheidungen nicht getroffen werden … dann ist mit sehr wenig Einsatz sehr viel erreicht worden.

    Propaganda und Sabotage sind keine Methoden die auf Schwäche hindeuten.
    Es sind erprobte, effektive und effiziente Mittel der Kriegführung bzw. der Kriegsvorbereitung.
    Sorge dafür, dass dein Gegner (auch dein potentieller) mit sich selbst zu tun hat.

    (Ich bin nicht ganz sicher ob es in dieser Folge oder im Live-Salon war … sorry, falls ich falsch liege.)

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