Salon

03/2023Alexander Kluge, Jürgen Habermas, Heusgens Verantwortung, Münchs Corona-Politik, Feministische Außenpolitik, Leichte Bühnensprache

Es klingt ungeheuerlich, ist aber doch wahr: „Krieg hört nicht auf Argumente. Der Krieg hat keine Vorgesetzten.“ Alexander Kluge hat in der Zeit gesprochen und Jürgen Habermas in der Süddeutschen Zeitung geschrieben. Wir kennen die Diskussion zu den Texten, aber richtig gelesen wurden sie noch nicht. Wir holen das zumindest für uns heute nach und besprechen beide Beiträge zum Ukraine-Krieg. Wir ergänzen das Thema mit einer Besprechung von Christoph Heusgens Buch über Angela Merkels Außenpolitik. Zwölf Jahre war er außenpolitischer Berater im Kanzleramt, womit er neben den vielen Beobachtern ein Gestalter der heutigen Zustände war. Während seiner Amtszeit hat er geschwiegen. Nur ein frühes Interview, danach nie wieder auch nur ein Zitat. Das Buch hält mit keiner unserer Erwartungen Schritt. Dass Merkel die Beste der Besten war, haben wir schon oft gehört. Ob sich ihr Image mit solchen Büchern noch länger retten lässt, bezweifeln wohl nicht nur wir. Derzeit wird ja von vielen fleißig geschrieben und Geschichte gedeutet.

Darüber hinaus schauen wir auf die Corona-Politik-Aufarbeitung von Richard Münch. Follow the Science ist nicht der klügste Rat, insbesondere, weil er in die Irre führt. Er wird nämlich nur auf dem Felde der Politik bemüht, wo es viel um Macht, wenig um Wahrheit und allenfalls um Neuigkeiten geht. Wir besprechen dazu auch die „Feministische Außenpolitik“, die schon eine Weile als Idee kursiert und nun vom Auwertigen Amt konzeptionell vorgestellt wurde. Wir freuen uns über Marcel Fratzscher, der den Finger nochmal in die Wunde legt: Das Problem, an dem primär zu arbeiten wäre, ist das Primat der Wirtschaft über die Politik. Unternehmen, die keine Angst mehr vor langfristigen Dummheiten haben, weil sie der deutsche Staat aus allem raushaut und die selbst bei Rekordgewinnen anmelden, der Staat solle die Löhne der Belegschaft übernehmen, bieten weder sich noch uns viel Zukunft.

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02/2023MSC, Macrons Rede, Globaler Süden, Tinder & Fitnessstudio, Migration nach Europa, Wasserknappheit

Ein Jahr dauert der Krieg in der Ukraine mittlerweile. Wie er zuende gehen kann, ist immer noch unklar. Das Wort Frieden geht noch nicht vielen leicht über die Lippen, beispielsweise weil einige in jedem Vorstoß zum Frieden auch einen Verrat an der Ukraine sehen. Denn Putin bewegt sich nicht, zumindest nicht als erster. Wir besprechen heute die Münchner Sicherheitskonferenz. Scholz, Baerbock, Blinken, Harris sprachen dort mit wenig Überraschendem oder Neuem. Das interessante Zeug sprach Macron an. Regime Change in Moskau? Was ist mit den Atomwaffen? Kann es in Europa Sicherheit geben ohne amerikanische Schutzschirme? Und wie steht es um unsere Doppelmoran im Umgang mit dem globalen Süden? Wir ignorieren ihn, bis wir ihn brauchen und fühlen uns dann missverstanden. Christoph Heusgen, Chef der Veranstaltung, rief sein Panel mit Saara Kuugongelwa-Amadhila, Premierministerin von Namibia und Francia Marquez, Vizepräsidentin von Kolumbien, zum wichtigsten Panel in München aus. Wer Wege zum Frieden in der Ukraine sucht, könnte ihn in der afrikansichen Geschichte finden.

Im Anschluss reden wir über die am schnellsten vertrocknende Region der Welt, Europa. Noch ist sie gefragt als Sehnsuchtsland. Die EU reagiert darauf hart wie nie zuvor. Inzwischen sollen sogar Zäune mit EU-Geld bezahlt werden dürfen. Reden wir noch über die schönen Dinge, die Liebe zum Beispiel. Aber selbst hier geht alles den Bach runter. Immer weniger Orte, in denen man sich begegnen und beobachten darf. Dafür sollen es die Apps richten, was sie nicht schaffen.

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02/2023Harry „Reserve“, Chokepoint Capitalism, Bret Easton Ellis, Fratzschers Rentiers, Twitter in Indien, Oxytocin, Reschke Fernsehen

Prinz Harry wird niemals König. Das wissen er und der Rest der Welt, sofern er sich dafür interessiert. Herold, wie er heißt, hält diesen Rest der Welt für eine ziemlich große Angelegenheit. Aber er durchblickt nicht ganz, worum es den Leuten geht. Aufmerksamkeit, das ist das Lebensthema der royalen Familie in England. Sie müssen nicht um sie kämpfen, sondern sich gegen sie wehren. Sie können sie untereinander verteilen, wie Titel und Ländereien. Aber nun wurde Harry verstoßen und doch erhebt er Ansprüche, er will offenbar der erste moderne Influencer-König der Herzen werden. Es misslingt ihm, zumindest mit diesem Buch. Wir lesen es als inhaltsleeres Deutungsangebot unserer wirren Zeit.

Im Anschluss befassen wir uns mit Cory Doctorows und Rebecca Giblins Würgegriff Kapitalismus. Wir lernen neue Worte, wie Monopsony, und Konzepte des Geldmachens, so detailreich, wie bei niemanden sonst. Das Buch über das Schicksal der Creator-Economy, also die gesamte Kulturlandschaft, ist wichtig für das Verständnis unserer neuen Gesellschaft und als Stichwortgeber für die Politiker, die hier eingreifen können. Wir reden außerdem über die katastrophale Demografie in China, die die Politik vor viel größere Herausforderungen stellt, als alle bislang dachten. Wolfgang schwärmt von Bret Easton Ellis neuem Roman nach langer Pause. Zudem noch ein Update zum Oxytocin.

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