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04/2022Frankreich, Ukraine, Locked-In, Productivity, Twitter, Familien & Politik

Der Krieg in der Ukraine findet noch kein Ende, wie sollte er auch. Krieg ist Krieg. Wenn er einmal beginnt, frisst er sich durch die Geschichte. Alexander Kluge spricht aber darüber, wie man ihn ins Stolpern bringen kann. Wir hören genau zu und diskutieren über die Wortspenden der Alten und Ältesten, die anders über die aktuell laufende Geschichte reden als die jungen aktiven Politiker und Kommentatoren. Ganz woanders, ober nicht gänzlich anders läuft die Geschichte gerade für Twitter und Elon Musk. Er will die Zivilisation per Publikumsermächtigung retten. Im Fernsehen sprechen die Comedians aber schon von der Hölle. 44 Milliarden Dollar. Der Weltfrieden wird fast zum Schnäppchen und kostet am Ende nicht mal wirklich Geld. Außerdem reden wir heute über Patienten mit Locked-In-Syndrom. Man kann erstmals mit ihnen kommunizieren. Man dockt sich auf medizinischem Wege an ihr Gehirn. Währenddessen tobt im Internet eine Productivity-Welle derer, denen ein Gehirn nicht reicht, die sich aber auch auf merkwürdige, eigene Art wegschließen wollen. Planen aus Verlegenheit, etwas tun, vor allem um anderes zu vermeiden.

Am Ende sprechen wir über Familien, und Politik als Beruf. Was sich diesen Monat im politischen Berlin abspielte, war schlimm. Dass wir noch immer keine richtigen Worte finden, stattdessen von Work-Live-Balance und anderem reden, ist merkwürdig. Sagt aber viel über die Zeit und unser Unvermögen, über das wichtigste adäquat zu diskutieren.

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Mathias
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04/2022Sandels Leistungstyrannei, Vista Chinesa, Scotts Milliarden, Amazons App, Twitter, Firmenarchitektur, Herrenanzüge

Nur die New York Times klärte uns darüber auf, dass Olaf Scholz‘ erster Besuch als Kanzler in Washington D.C. zwei Männern galt. Zum einen natürlich dem Präsidenten. Zum anderen aber auch Michael Sandel, seit Jahrzehnten lehrender Philosoph in Harvard. Zur Coronazeit legte er eine tiefschürfende Gesellschaftsdiagnose vor, die philosophisch raffiniert und politisch zugkräftig ist. Wir verstricken uns seit Jahrhunderten in einem vulgären Neo-Calvinismus. Wir sehen uns als Auserwählte, tauschten aber die Demut gegen den Stolz, ignorierten die äußeren Umstände und sozialisierten uns zu tugendhaften Leistungsträgern. Für diejenigen, für die es gut läuft, trägt dieser Lebenswandel überall hin. Die anderen jedoch stellen fest, dass sie tiefer fallen können als in Gottes Hände. Wir haben die religiösen Prämissen nie abgestreift, sondern sie in unsere ökonomischen Ideologien einprogrammiert, die Meritokratie mit unseren Moralsystemen verkoppelt, um die Welt in Gewinner und Verlierer aufzuteilen. Die einen ziehen daraus Motivation, für die anderen bleibt nur die Sackgasse Resignation. Bis es knallt. Die Lektüre von Sandels Buch zum Gemeinwohl und der Leistungsryrannei ist besonder, weil wir wissen, dass wir nicht seine einzigen Leser sind.

Desweiteren lesen wir Literatur, die brutal unter die Haut geht. Wir informieren uns über die Schenkungspraxis von MacKenzie Scott, die fleißiger verteilt als Bill Gates‘ und die Ford-Stiftung zusammen – aber ganz ohne Formalitäten. Ken Klippenstein hat sich Amazons neues Organisationgebaren angesehen, Farida Rusamova die Sanktionen gegen Russland. Der Salon ist vollgepackt. Im April werden wir LUXUS von Erwan Rambourg lesen.

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Mathias
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03/2022Krieg, Kriegslust, Corona-Ausklang, Wohnen & Klima, SXSW

Der März ist rum, und damit mehr als ein Monat Krieg in der Ukraine. Die kognitiven Korridore in den deutschen Medien sind eng. Wir verlassen ihn heute ein wenig, um das neue Heldentum zu hinterfragen und echte von angeblich unechten Problemen zu unterscheiden. Vielleicht sind die Brückenschläge von einem Phänomen zum nächsten auch zu naheliegend. Das Corona-Ende und der Kriegsbeginn fallen fast in dasselbe Kapitel. Als ob das eine mediale und emotionale Trainingsfläche für das andere war. Junge Podcaster, alte Liedermacher, Vorkämpferinnen der Frauenbewegung, wir – alle mischen sich ein. Mehr Durchblick bringt es kaum, aber über die Ziele der Debatten sollte mehr gesprochen werden.

Neben Krieg und Corona bleibt heute kaum Zeit für weitere Themen. Wolfgang entführt uns zur SXSW-Konferenz mit all ihrem phantastischen Denken. Dafür nehmen wir uns heute kurz die Zeit und stellen euch den Salon nochmal vor. Stefans Notion-Notizzettel für die Ausgabe.

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