Corona ist für uns Krise, im Silicon Valley wittert man dagegen die Chance auf einen „Screen New Deal“. Naomi Klein ist gute Kennerin und Kritikerin dieser Zusammenhänge. Auf deutsch lässt sich bei Fred Turner nachlesen, was das Digitale bieten kann, dass sich Politik aber nicht durch raffinierte Kommunikation einfach ersetzen lässt.
Esther Kinsky kann den Verlockungen widerstehen, sie arbeitet mit Sprachen wie es angelernte Maschinen noch nicht können. YouTube braucht sie nur als Archiv für Vogelgesang. Katharina Nocun und Pia Lamberty waren auf einer Eso-Messe und schrieben ein Buch über Verschwörungstheorien. Die Geschichte ist fast 200 Jahre lang, doch noch immer fällt es schwer, Mondlandungsphantasien, Irakkriege und Coronakrisen richtig zu fassen. „Aluhüte“ auszulachen ist auch für Alexander Brentler keine gute Reaktion. Ärzte verkaufen nutzlose Zusatzleistungen, Wirtschaftsexporten reden Gehälter klein, wen wundert es, das kaum noch jemand gut auf Experten zu sprechen ist?
Fliegen wir lieber noch mit mehreren Seiten OXI-Zeitung in den Weltraum, einem fast gesetzlosen Raum der nach 70 Jahren Politik nun wirtschaftlich erobert wird. Zum Ende noch ein wenig Aufklärung: Nein, das ifo Institut und das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung können uns leider nur auf Höhe amüsanter Küchenökonomie in der Corona-Krise helfen. Die Postkoloniale Geschichte steht aus Vivek Chibbers Perspektive auf schwammigen Grund und ja, Europa ist ein Tollhaus, insbesondere beim Thema Geld. Adam Tooze hat recht.
Komm’ in den Salon. Diese Ausgabe ist ein 1:40h langes Gespräch über die Texte aus der Liste. Als Salon-Mitglied erhältst du einen RSS Feed für den Podcatcher deiner Wahl. Die Mai-Literaturliste:
- “Screen New Deal”, Globalisierungskritikerin Naomi Klein fragt in ihrem Essay für “The Intercept”, wie es nach der Corona-Krise weitergeht und entwirft eine erschreckende Dystopie. Die Quarantäne-Zeit war ein großes Laboratorium für eine für Digitalkonzerne hochprofitable “no-touch future”.
- Fred Turner wird im Spon-Gespräch als Haushistoriker des Silicon Valley vorgestellt. Doch von den digitalen Verlockungen hält er wenig.
- Quentin Mourons gerade erschienener Roman “Vesoul, 7. Januar 2015” (Bilgerverlag) erzählt von der Globalisierung: In der Groteske trifft man sich in Vesoul zu einem Kulturfestival, das in erster Linie ein Tribalismus-Event ist – zwischen postmodernem anything goes und Fundamentalismus. Die Zukunft gehört jedoch der globalen Elite, die in gut abgedichteten Limousinen durch die Welt gleitet.
- Katharina Nocun und Pia Lamberty haben mit „Fake Facts“ das Buch des Frühjahrs 2020 geschrieben. Es ist fast verdächtig, wie gut das Buch übers Verschwörungsdenken den „Hygienedemo“-Zeitgeist trifft.
- “Ich benutze YouTube höchstens, um Vogelstimmen zu hören”, Schriftstellerin und Übersetzerin Esther Kinsky wird in der Literaturzeitschrift “Volltext” von Angelika Klammer interviewt. Kinsky erklärt sehr anschaulich, wie reich unsere Sprache ist und warum man Floskeln unbedingt vermeiden sollte. Print: Volltext, Nr.1/2020
- „Hört auf, die Aluhüte auszulachen„, sagt Alexander Brentler im Jacobin Magazin. Dass die Wissenschaftler gerade einen schlechten Stand haben hat auch damit zu tun, dass „neutrale Experten“ die vergangenen Jahrzehnte ökonomischen Raubbau an der Gesellschaft betrieben.
- Pünktlich zu Elon Musks Aufbruch ins All legt die Mai-Ausgabe der Wirtschaftszeitung “Oxi” ihren Schwerpunkt auf das Weltall. Alle Texte sind lesenswert. Welche geopolitischen Krisen drohen? Erleben wir einen Sternenkapitalismus? Wie umgehen mit dem Müll im All? Außerdem wird zurückgeblickt auf den Stellenwert der Raumfahrt in der DDR. Sowohl als Print als auch als E-Paper erwerbbar.
- ifo Institut und das Helmholzt-Zentrum für Infektionsforschung stellen ihre „Simulationsmodelle“ für den Weg aus der Coronakrise vor. Der Text in allen Belangen wenig hilfreich.
- „Die ganze Sache ist ein Schwindel!“, der US-amerikanische Soziologe Vivek Chibber rechnet im “Freitag”-Interview mit Leander F. Badura mit den Postcolonial Studies ab und verteidigt die Ideale der Aufklärung, denn diese seien eben nicht westlich, sondern universell.
- Adam Tooze erklärt im Gespräch mit Mark Schieritz das Eurosystem zum „Tollhaus“.
Bin gerade nochmal sämtliche Unterlagen („Wissenschaftliches Arbeiten – Einführungsmodule“) durchgegangen und musste feststellen:
Havard-Zitat oder auch Fußnoten-Maske für PodCasts = Fehlanzeige.
Da müssen wir noch lobbiieren an den Universitäten.
war eigentlich für die neue Folge gedacht.