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07/2020John Boltons Trump-Massaker, digitale Tools & Weapons, programmierbares Geld, Bernies zweite Niederlage

Im Juni 2020, vermuten Autoren der New York Times, habe Präsident Donald Trump seine Präsidentschaft beerdigt. Eigentlich hätte es das Buch von John Bolton über seine Zeit an seiner Seite gar nicht gebraucht. Doch der Narzist lässt sich die Gelegenheit nicht nehmen, dem Obernarzisten seine Welt zu erklären und damit die seine zu zerstören. Der Präsident interessiere sich für nichts, habe keine Ahnung, opfere Soldaten zum Spaß und hält Konzentrationslager für „exactly the right thing to do“. So dürfe man nicht regieren und so sollte sich auch niemand regieren lassen. Ein Buch als Spekakel und Massaker.

In der Welt schlottern währenddessen den europäischen Privatbankern die Knie. Sie rätseln, ob ihnen die Chinesen, Facebook oder die eigene Zentralbank den Garaus macht und verlangen nach programmierbaren Geld. Der Microsoft-Anwalt Brad Smith hat seinerseits die neuen technischen Möglichkeiten zu den politischen Notwendigkeiten ins Verhältnis gesetzt. Er schreibt aus seiner Sicht, und lobt Deutschland. Wir wiederum blicken nach Amerika und solidarisieren uns. Aber mit was? Haben wir denn keine eigenen Probleme?, fragt Alex Hochuli. Ross Douthat greift genau die auf und erklärt die zweite Niederlage von Bernie Sanders. Wenn alle im Kulturkampf verstrickt sind, bleibt kaum noch Kraft für den Klassenkampf.

Video im Salon

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Dabei wäre der so bitter nötig. Nils Wischmeyer informiert uns mit einem Text in brandeins über die lange Geschichte des Cum-Ex-Betrugs. Die Pointe spart er aus: Die Staatsanwaltschaft in Bonn ist überfordert. Die Milliarden bleiben wohl wo sie sind. Da nun wieder gefeiert werden darf, enden wir mit Timon Karl Kaleytas Erfahrungsbericht, wie man eine Hochzeit lieber nicht feiert.

Komm’ in den Salon. Es gibt was Neues. Wer will, kann uns beim Lesen zuschauen. Audio wie gehabt. Außerdem: Die Gästeliste des Salons ist geöffnet.

  1. Brad Smith “Tools and Weapons. Digitalisierung am Scheideweg”. Das im Redline-Verlag erschienene Buch des Microsoft-Anwalts erläutert, wie Digitalkonzerne und Regierungen zusammenarbeiten sollen, um gemeinsame Standards (z.B. bei Datenschutz, Cybersicherheit, KI) festzulegen.
  2. Der Bankenverband sieht sein Gut – das Geld – vom digitalen Renminbi aus China und der Libra aus Amerika bedroht. Nun fordern die Banker mehr Innovation und Freiraum für einen programmierbaren Euro.
  3. Die Zeitschrift für historische Studien “Arbeit. Bewegung. Geschichte” (2020/II) hat den Schwerpunkt Arbeit und Literatur. Die Aufsätze beschäftigen sich sowohl mit der Darstellung von Arbeit und Arbeitern in Literatur und Film der Gegenwart als auch mit der Relevanz von Literatur in der Arbeiterklasse.
  4. „Cum-ex“, das war, als sich Ganoven für Geschäftsleute hielten und die Finanzämter, die Finanzministerien und die Wirtschaftsprüfer einfach wegsahen. Nils Wischmeyer erzählt die lange Geschichte des Betrugs im Modus kurz & knapp.
  5. Ross Douthat: “The Second Defeat of Bernie Sanders”, erschienen am 23.6.20 in der “New York Times”. Der konservative Kolumnist beschreibt grandios das Dilemma der Linken, die sich nicht mehr – wie Sanders – auf den Klassenkampf, sondern auf den Kulturkampf konzentrieren. Wir erleben eine intersektionale Revolution
  6. Die NYT sprach mit rund 40 republikanischen Wahlkämpfern, Politiker und Regierungsmitgliedern. Falls Trump die Wahlen verliert, wird man sagen: Im Juni hat er seine Präsidentschaft beerdigt.
  7. Alex Hochuli: “The Triumph of American Idealism”, erschienen am 17.6.20 auf dem in der Kritischen Theorie stehenden Blog “Damage”. Die Weltmacht USA steht auf tönernen Füßen, die wirtschaftliche und politische Hegemonie schwindet, bald könnte es zur Wachablösung kommen, aber just in dem Moment gibt es eine US-Hegemonie des Protests
  8. Aus Sicht John Boltons ist Trump ein Präsident der keine Ahnung hat vom Weißen Haus, der sich für die Welt nicht interessiert und dem amerikanische Leben egal sind. Sein „White House Memoir“ ist Spektakel und Massaker zugleich.
  9. Timon Karl Kaleyta schreibt alle 14 Tage eine Ehe-Kolumne in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. Die Ehe, so die These, kann – trotz alledem – gelingen. Wir sprechen über die Kolumne “Misstrauen Sie sich” vom 28.6.20.

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