Salon

Wir lesen05/2022Habermas, Ende des Endes der Geschichte, Lamento, Japan, Luxus, Sergejzew

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft. Es sei denn, man hat es nicht mit einem neuen Anfang, sondern mit dem Ende des Endes zu tun. Die Geschichte kehrt zurück, postulieren drei junge Podcaster in ihrem Buch. „Das Ende des Endes der Geschichte“ nimmt natürlich Bezug auf Francis Fukuyama, allerdings mit dem Anspruch, ihn gelesen und verstanden zu haben. Wir vergegenwärtigen es uns heute alles und überprüfen die Spontanhistorisierung der Autoren auf ihren Gehalt. Wir finden viel. Ob es uns beschützt und hilft ist aber noch zu diskutieren. Auch mit den Autoren. Selten haben wir eine Streitschrift in den Händen gehalten, der wir weitgehend zustimmen, obwohl sie sich auch gegen uns richtet. Der deutsche Standpunkt ist allerdings ein besonderer. Es ist noch nicht alles verloren. So lesen wir dieses Buch auch als Warnung. Über das Luxus-Buch von Erwan Rambourg sprechen wir nur kurz. Das Maß in dem es auf die Demographie Rücksicht nimmt ist beispielhaft.

Außerdem lesen wir Jürgen Habermas` doppelseitigen Vierspalter zum Ukraine-Krieg. Er tobt gewaltsam in Europa, aber auch als emotionale Empörung in uns. Dann wechseln wir in die ruhigste Gegend der Welt, das aussterbende Japan. Der den, laut Craig Mod, schönsten Flecken Kulturlandschaft der Welt nochmal erleben will, sollte jetzt reisen. Die Destination fällt dem Dämon Demographie zum Opfer. Wolfgang hat Madame Nielsens LAMENTO gelesen und ist begeistert von so viel Liebe. Udo Kier erzählt romantische Geschichten von früher. Und Werner Sobek erklärt uns, wie wir zukünfig bauen müssen, damit noch etwas von der Welt übrig bleibt. Das Motto lautet, Umwelt bauen.

Komm’ in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein.

Literatur

    1. Was kommt nach dem Ende der Geschichte? Alex Hochuli, George Hoare und Philip Cunliffe vermessen in ihrer Streitschrift “Das Ende des Endes Geschichte” den politischen Raum und wagen Prognosen über die Zukunft des Konservativismus, Rechtspopulismus und Linksliberalismus. Die Gefahr der Anti-Politik ist groß
    2. Die Zukunft des Luxus”, so der Titel von Erwan Rambourgs Buch, ist überaus rosig und sie wird vor allem von Frauen und in asiatischen Ländern geprägt. Rambourg gibt einige Einblicke in eine kostspielige Welt
    3. Die Jugend in Baden-Württemberg wurde nach ihrer Zufriedenheit hinsichtlich ihrer Heimat befragt. Das Klischee von jungen Schwaben, die alle unbedingt nach Berlin ziehen wollen, scheint mit der Realität wenig zu tun zu haben, wie eine neue Studie zeigt
    4. Craig Mod wanderte für die NYT durch seine Lieblingsgegen in Japan. Sie alters ins Nichts, er versucht, uns wenigstens Impressionen zu bewahren
    5. Jürgen Habermas unterschützt die Linie von Olaf Scholz und ist außerdem verwundert über die schrillen Töne in der Empörungskultur. Sein Essay zum Krieg ist eine kluge Intervention. Ergänzung: Spiegel Online berichtet, wie die Ukraine Soldaten rekrutiert
    6. Satyajeet Malik schreibt für Netzpolitik über Facebooks Kolonialismus in Indien. Der Text zählt in eine Reihe wichtiger Texte
    7. In den “Blättern” wird ein Text über die vermeintliche Entnazifizierung der Ukraine dokumentiert. Die russische Propaganda ist beängstigend und gewissermaßen auch ein Kind der Postmoderne
    8. Werner Sobek baut seit Jahrzehnten und lehrt Architektur, ebenso lang. Nun arbeitet er an drei Büchern über die Zukunft des Bauens – aber auch Wohnens, Arbeitens und Lebens
    9. Madame Nielsen ist eine außergewöhnliche Schriftstellerin, die viel vom Rausch des Verliebtseins und der Tragik der Liebe zu erzählen weiß. So auch in ihrem neuen, fieberhaft geschriebenen Roman “Lamento”
    10. Udo Kier hat in mehr als 200 Filmen mitgespielt und er hat viel zu erzählen. Das tut er in diesem langen, sehr amüsanten GQ-Interview
avatar
Wolfgang
avatar
Stefan
avatar
Mathias

5 Gedanken zu „Habermas, Ende des Endes der Geschichte, Lamento, Japan, Luxus, Sergejzew

  1. Kai

    Hallo Stefan,
    bei 1:38:20 etwa erwähnst du, dass man aus dem lieferkettengesetz wisse zu wie viel Prozent selbst eine nicht-luxushose aus Marketingbudget bestehe. Kannst du mir eine Quelle für diese Zahl nennen? Steht das so in Rambourgs Buch? Denn im Gesetzestext selbst wird diese Zahl warsch. nicht stehen, das war warsch. missverständlich formuliert.

    Antworten
  2. Anonymous

    Hallo, ein Tipp: es gibt von Stephen Kotkin den Artikel „The Cold War Never Ended“ in Foreign Affairs mit Bezug auf Ukrainekrise. Man findet den Artikel noch ohne Bezahlschranke irgendwo im Netz.

    Hatte Wolfgang nicht auch ein Buch fertig oder im Arbeitsprozess verwickelt?

    Antworten
  3. Peter

    In dem verlinkten Spiegel Artikel zur Zwangsrekrutierung in der Ukraine scheint es, laut Überschrift (Paywall) und anderen Artikeln, die sich auf ihn beziehen, gar nicht um die Ukraine zu gehen, sondern um Rekrutierungsmethoden der Separatistenrepubliken im Donbass. Wird dort im Text über beide Länder berichtet, oder ist das ein Fehler?

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Anonymous Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert