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Wir lesen01/2023Krieg & Stimmung, Merz in Neukölln, Heil im Bundestag, Davos, Mailab Philosophie, Longcovid, China

Warum haben alle Waschmaschinen, Geschirrspüler und Fernseher eigentlich kompliziert-kryptische Namen, während wir Panzer Tiernamen und Koseabkürzungen geben? Nun werden die „Leos“ geliefert und wir unterhalten uns über das Gewitter und Gewirr dazu, wie wir es auf Twitter und Youtube vorfinden. Dankbarerweise mischen sich doch ein paar Personen ein, die sich auskennen, beispielsweise, weil sie als Soldaten wissen, was ein Kriegsschauplatz ist und wo man überall hinschauen sollte. Die Expertenmeinung lautet: Der Krieg wird noch lange gehen. Wir blicken also nicht nur zurück, sondern versuchen auch nach vorn zu schauen.

Mit etwas mehr Routine trafen man sich diesen Winter wieder zum WEF in Davos. Wir schauen uns ein paar Wortspenden aus der Schweiz an. China ist nicht mehr das größte Land der Erde. Aber die chinesischen Rentner wären die drittgrößte Nation. Diese demografischen Verwerfungen stellen China und die ganze Welt vor Herausforderungen. Wir hören dazu auch Hubertus Heil im Bundestag. Er argumentiert und fordert auf der Höhe der Zeit, sein Gesetzesvorschlag gegen den Arbeitskräftemangel liegt vor. Aber „man muss es wollen“. Zukunft passiert, eine gute Zukunft lässt sich aber nicht verordnen.

Mai Thi war im Schweizer Fernsehen bei Wolfram Eilenberger zu Gast. Dort versuchte sie ihre Standart-Talkingpoints zum Thema Wissenschaft zu verkünden, stolperte aber in die Falle des radikalen Positivismus. In der Sternstunde Philosophie wurde ihr die Grenzen dieses Weges aufgezeigt. Zum Ende blicken wir kurz nach Amerika. Die kommende Präsidenten-Generation hat sich von politischen Inhalten verabschiedet. Gevin Newsom und Ron DeSantis werden um die Gefühlshoheit kämpfen und haben ihr Angebot dazu schon gemacht.

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Wolfgang
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Stefan
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Mathias

10 Gedanken zu „Krieg & Stimmung, Merz in Neukölln, Heil im Bundestag, Davos, Mailab Philosophie, Longcovid, China

  1. Anonymous

    Die Merz Aussage ist tatsächlich von Anfang an unfassbar dumm und nicht einfach nur schlecht formuliert.
    Der achso große Erfolg sei die Wiederauferstehung Deutschlands aus den Trümmern, des Deutschlands dem das Ende des Massenmordes jetzt auch noch zur Ehre gereichen soll.
    Alles andere ist gut in dieser Aura aufgehoben und letztendlich nur der Kult der großen Männer, die dann am Ende eben doch noch recht gut in die alles enthaltende Erzählung miteingebunden werden sollen.
    Dann darf man auch gerne noch LGBTQ+ Zionist sein und die AfD wählen, fürs Feigenblatt reichts immer, wenn denn das Pathos in die alljährliche Einweg-Monstranz passt. Alles geht im allumfassenden Vater-Nationalstaat auf und auf den darf man dann auch stolz sein. Broder und Höcke reichen sich mittels dem Handschuh Merz die Hände

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  2. Anonymous

    Tut mir leid, aber die Aussagen zur Arbeitsmoral der jungen Generation halt ich doch für ein bisschen vermessen und unangebracht.
    Wie auch in einem Nebensatz erwähnt wurde, befindet man sich in einem „normalen“ Arbeitnehmerverhältnis doch in einer ganz anderen Ausgangsposition als Freischaffende und Selbständige. Minderausgeprägte Tugenden wie Fleiß und Arbeitsdisziplin spielen bei den beschriebenen Phänomenen meiner Einschätzung nach weniger eine große Rolle als die erschwerten Bedingungen sich selbständig Wohneigentum etc. zu finanzieren und Wohlstand zu erarbeiten, falls man bei der Sperma-Lotterie nicht die richtigen Lose gezogen hat.
    Ähnliche Aussagen, wie die euren, begegnen mir beispielsweise auch häufig in meinem Arbeitsumfeld, der Pflege. Wobei ich persönlich immer denke, es sollte doch als großer Erfolg gefeiert werden, dass die neue Generation an Arbeitnehmer sich ihrer Rolle / Stellung mehr bewusst ist und sich dabei aber nicht mehr in gleichem Maße emotional erpressen lässt.
    Vielleicht fühl ich mich aber auch nur beleidigt.
    Gruß und Kuss

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    1. Stefan Beitragsautor

      Ja, so ist es doch auch von uns gemeint. Es ist, wie es ist (wenn auch etwas stereotyp von uns dargestellt), aber wie es ist, ist es doch ganz gut.

  3. Benjamin

    Zu Friedrich Merz: die „russische Armee“ hat gar nichts befreit. Allerdings hat die Rote Armee oder die Armee der Sowjetunion das Konzentrationslager Auschwitz und weitere (Majdanek etc.) befreit. Diese Unterscheidung ist, auch wenn sie kleinlich wirkt, sehr wichtig.

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  4. Dieter Fornoni

    Solltet Ihr nicht an dieser Stelle auch an Alexander Kluge erinnern mit seinen Aussagen zum Charakter von Kriegen, mit dem Ihr im Februar 2022 Eure Kommentierung zum Ukrainekrieg begonnen habt?

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  5. Chris

    Ich persönlich war auch sehr überrascht wie schwach Mai argumentiert. Die Fragen die ihr entgegengebracht worden sind, sind eigentlich nicht wirklich dramatisch gewesen. Beispielsweise die Topologie. Mathematik ist wahrscheinlich der einzige Bereich in dem man streng falsifizieren kann.
    Das ist genau was mathematische Beweise machen. Das Problem ist, denke ich, das viele einen Universaltitätsabspruch haben. Das klappt so nicht. Wissenschaft ist im Grunde eine Argumentation in einem Axiomrahmen. Der Axiomsrahmen kann niemals bewiesen werden. In Fällen wie der Physik kann er durch Messungen bestätigt werden. Was Wissenschaft macht ist, innerhalb des Axiomsrahmen Widersprüche zu entdecken. Das Problem hierbei ist, dass die Widersprüche nicht universell sein müssen. Axiome können einen Gültigkeitsbereich haben. Beispielsweise ist die Newtonsche Physik valide für einen bestimmten Bereich und erst bei hohen Geschwindigkeiten und Massen verliert sie ihre Gültigkeit.
    In meinen Augen gilt das für jede Wissenschaft. Sie muss logisch widerpruchsfrei sein. Hat sie den Anspruch die Realität zu beschreiben, dann müssen Messungen bestätigt werden. Da Messungen eine Genauigkeit haben, kann es sein, dass diese nicht ausreicht, um Aussagen zu treffen. Das Beispiel mit der Nahrung ist so eines. Klar kann man den Effekt messen. Aber die Streuung ist so groß, dass die Aussagekraft gegen Null geht.
    Das alles hätte Mai sagen können. Wissenschaft hat das Problem, dass eine Bestätigung der Vorhersagen nicht automatisch bedeutet, dass die Modelle richtig sind. Der Verweis auf die Konsenswissenschaft setzt das aber irgendwie voraus. Man muss diese Unsicherheit ertragen können.

    Was ich von Wissenschaftskommunikation erwarten würde ist, zu erklären wie Wissenschaft und Studien funktionieren. Es werden Annahmen und Axiome getroffen. Darin werden Untersuchungen durchgeführt.
    Jetzt kann man diese Annahmen und Axiome bewerten. Diese können offensichtlicher Unsinn sein, wie der Homo Ökonomikus. Dennoch kann man im Rahmer dieser Annahmen wissenschaflich korrekt Argumentieren und Belegen.

    Da kommt dann die Einfachheit ins Spiel. Wenn die Widerspruchsfreiheit nur durch enorme Aufwände erreicht werden kann, dann ist das einfache Modell zu bevorzugen.
    Wiederum heißt das nicht, dass es dadurch richtiger wird. Es wird nur praktikabler.

    Wenn Wissenschaftskommunikation das leistet, was beschreibt die Studie, wo ist die Limitierung der Aussagekraft, usw. dann sind Personen fit für die Realität, weil sie fundiert Aussagen hinterfragen können.

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    1. Katharina Krämer

      Mir scheint es so, dass in diesem Podcast die Wissenschaft als Verifikationsinstrument sehr „zerredet“ wird. Den positiven Wissenschaften wohnt nach Max Weber eine Werturteilsfreiheit inne. Dass das in der Realität nicht immer gegeben ist sei mal dahin gestellt, aber wichtig ist doch, dass diese Werturteilsfreiheit als Ideal angestrebt wird. Schließlich sind Wissenschaftler immer noch Menschen und keine Computer und können daher schon unmöglich alle egoistischen Motivationen abstellen, um rein faktenbasiert zu agieren. Das liegt nicht in unserer Natur. Natürlich können Sie Wissenschaftler dafür kritisieren, aber dann können Sie auch gleich den Menschen für seine ganze Natur zu kritisieren. Auch können wir Menschen keine allzu komplexen Zusammenhänge gänzlich erfassen, beschränkt durch die „Rechenleistung“ unsers Gehirns und beschränkt durch die Empirik beliebig viele Daten zu erheben und auszuwerten. Sollten wir es dann besser ganz bleiben lassen? Ich denke nicht. Denn deshalb dient die positive Wissenschaft seit jeher einer iterativen Approximation und arbeitet mit Modellen, die die Wirklichkeit beschreiben sollen. Diese Modelle werden mit der Zeit immer genauer und besser.
      Beispiel 1: Bohrsches Atommodell -> Heisenbergsche Unschärferelation -> Orbitalmodell der Atome. Beispiel 2: Newtonsche Axiome -> Einsteins Relativitätstheorie etc.
      Des Weiteren müssen diese nicht-positivistischen persönlichen Motivationen von Wissenschaftlern nicht immer einen negativen Einfluss auf die Wahrheitsfindung haben. Man nehme nur die Rivalität zwischen Pasteur und Koch in der Forschung der Mikrobiologie, welche beide Herren angespornt hat sich gegenseitig zu übertrumpfen. Schlussendlich fördert das rückblickend sogar den Konsens auf lange Sicht auch wenn im Moment des Streits ein Dissens existiert. Und das bringt mich zum Kern meiner Ausführung. Wissenschaft basiert auf Zweifel. Und genau deshalb können wir ihr vertrauen. Sie ist das beste Instrument, das uns zur Verfügung steht, um den Weg zur Wahrheit zu beschreiten, um die Wahrheit zu approximieren, ähnlich wie eine Taylorreihe eine mathematische Funktion approximiert, oder die Monte-Carlo-Integration ein Flächenintegral approximiert. Erst wenn viel geforscht und gezweifelt wurde, kann sich langsam ein Konsens entwickeln. Denn je mehr gezweifelt wurde, desto wahrscheinlicher ist ein Ergebnismodell, dass die Realität (annähernd) korrekt abbildet.
      Klar ist auch: Wo keine Messungen möglich sind, da kann auch die Wissenschaft nicht existieren. Da braucht es keine Diskussion über Evidenz, um dies zweifelsfrei festzustellen. Die Wissenschaft ist nicht perfekt, und auch ihre Methoden können nicht immer gänzlich im Sinne des Positivismus umgesetzt werden. So wie die Wissenschaft selber die Wahrheit approximiert, so müssen wissenschaftliche Methoden den Positivismus approximieren.

  6. Karl

    Wie schön wäre es wenn öffentliche Personen/“Experten“ darunter idealerweise auch die beiden Protagonisten ihre Prognosen listen würden (wem es gefällt gern auch in der blockchain). Würde das nicht möglichweise, neben dem erhellenden Moment, zu einer viel enspannteren Gesprächskultur mit weniger effekthascherischen und mehr der gebührenden Unschärfe entsprechenden Zukunftsprognosen führen?

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  7. Stefan Biele

    Ihr macht es euch zu einfach: Wieso immer das Narrativ vom 1. WK und nicht vom 2.? Wieso ist es bellizistisch, wenn es quälend lange dauert, ehe man den Angegriffenen sinnvoll unterstützt? Was ist bellizistisch daran, dass Opfer zu unterstützen? Was ist bellizistisch den Kriegstreiber abzuwehren? Es tut mir leid, aber mir ist das einfach zu putinverharmlosend und damit letztlich auch Kremlpropaganda, wenn ich auch die Beobachtungen und Gespräche meist für scharfsinnig und erhellend halte.

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  8. Klaus

    Mir fällt zu der Diskussion über Mailab nur ein, dass Mathematik (und Informatik) zu den Formalwissenschaften und nicht Naturwissenschaften zählt, daher finde ich Frage mit Topologie ein bisschen seltsam, weil Mailab recht offensichtlich von Naturwissenschaften spricht.

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