Salon

04/2025Spotifys Mood Machine, Kracht’s Air, Varoufakis zur Zollpolitik, Thomas Wagners Soziologen, Humans Fernseh-KI, Atomkrieg, schöne Lieder, Minority Rule

Am meisten überrascht von Spotifys Erfolg ist offenbar die Gründerriege von Spotify selbst. Junge Menschen, die technikaffin sehr reich wurden, davon träumen, den Tod auszutricksen und zum Teil seit Jahren keine Arbeit mehr in die Plattform stecken, sondern nur noch von ihrer Rendite leben – haben es mit einer Kundschaft zu tun, die einfach von Moment zu Moment einen guten Soundtrack sucht. Sie starteten als Werbeplattform, verstanden sich als Musiksuchmaschine, überzeugten mit einem Instant-Play-Button und stellten dann fest, dass das jahrzehntelang bewährte Konzept der Kuration auch für ihre Plattform taugt. Also überschreiben sie jetzt Suchanfragen und kümmern sich um „perfect fit content“. Der für alles zentrale Grundbegriff lautet: Flattening. Wir reden ausführlich darüber. Dann besprechen wir Romane und weitere Literatur zum Atomkrieg, Trumps Zollplan und seine Panikattacke, Nachkriegssoziologie, Smart-Homes und GPT als Fernsehzuschauer. Außerdem heute die Legitimation: Ihr dürft eure Podcasts schneller hören!

KÄS-Termine 2025: Fr. 20.06. / Fr. 19.09. / Fr. 19.12. per Mail: neuezwanziger@diekaes.de SOMMERSALON am 23. August! Tickets gibts hier

Komm’ in den Salon. Es gibt ihn via Webplayer & RSS-Feed (zum Hören im Podcatcher deiner Wahl, auch bei Apple Podcasts und Spotify). Wenn du Salon-Stürmer bist, lade weitere Hörer von der Gästeliste ein.

Literatur:

  1. Spotify hat unser Hören verändert, macht den Musiker zum Content-Creator und verändert die Emotionen und Stimmungen der Gesellschaft. In ihrem Buch „Mood Machine. The Rise of Spotify and the Cost of the Perfect Playlist“ untersucht Liz Pelly detailliert, wie KIs und Algorithmen immer mehr die Musikproduktion dominieren. simonandschuster.com
  2. Christian Kracht legt mit „Air“ einen rätselhaften Roman vor: Moderne und archaische Welten überlagern sich, die Schrift gerät abhanden, der Minimalismus ist plötzlich nicht nur eine Mode. kiwi-verlag.de
  3. Donald Trump fantasiert seit Jahrzehnten über Zölle. Jetzt wurde es ernst und er bekam eine Panikattacke. Wir lesen von seinen Beratern und ein Lagebild von Yannis Varoufakis. stefanschulz.notion.site
  4. „Abenteuer der Moderne. Die großen Jahre der Soziologie. 1949 – 1969“ heißt das neue Buch von Thomas Wagner, in dem er keine trockene Einführung in die Soziologie der frühen Bundesrepublik bietet, sondern anhand der schwierigen bis freundschaftlichen Beziehung zwischen dem rechten Arnold Gehlen und dem linken Theodor W. Adorno zeigt, wie ein Fach seine Renaissance erlebt und die Kunst Gegenpole verbindet. klett-cotta.de
  5. Human Nagafi hat Fernsehen geschaut und sich die Argumente einer „Hart aber fair“-Sendung von GPT kartographieren lassen. linkedin.com
  6. Brauchen wir dringend mehr atomare Aufrüstung? Spielt Putin nur mit unserer Angst? Wie hilfreich ist die Spieltheorie? Diese und weitere Fragen beantwortet der analytische Philosoph Olaf Müller in seinem lesenswerten Buch „Atomkrieg. Eine Warnung“. reclam.de
  7. Lena Bültena sagt, ihr dürft eure Podcasts schneller hören. Im Zweifel macht es euch noch klüger. zeit.de
  8. Das Smart-Home ist inzwischen in jeder Neubausiedlung angekommen, die Superreichen aber rücken plötzlich von der Technologie ab, erläutert Alexandra Abramian. hollywoodreporter.com
  9. Werden wir von einer Minderheit regiert? Ja, sagt Ash Sarkar und klärt über eine Paradoxie auf. Wir warten mit ihr auf die angekündigte Revolution. bloomsbury.com
  10. Die aus Kairo stammende Sopranistin Fatma Said verliebte sich schon als Kind in das deutsche Kunstlied. Auf ihrem neuen sensationellen Album „Lieder“ präsentiert sie Werke von Schubert, Mendelssohn, Brahms und Schumann. warnerclassics.com
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6 Gedanken zu „Spotifys Mood Machine, Kracht’s Air, Varoufakis zur Zollpolitik, Thomas Wagners Soziologen, Humans Fernseh-KI, Atomkrieg, schöne Lieder, Minority Rule

  1. Anna-Katharina Jung

    RE: Smart Home, ICYMI Enshitification hält Einzug in Küchenwelt, u.a.

    Bosch verkauft $1000 USD Geschirrspülmaschine, die man an das Internet verbinden muss, und ein Benutzerkonto erstellen muss, __um das Spülprogramm zu benutzen__.

    I won’t connect my dishwasher to your stupid cloud
    https://www.youtube.com/watch?v=5M_hmwBBPnc

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  2. Dirk

    Zu „Vor dem Salon“, Schulden und MMT: Ich fände es gut, wenn ihr nicht mehr über die MMT sprecht, als ob es eine Art Politik ist. Also bitte nicht davon sprechen, dass dieser oder jener MMT machen. MMT ist eine Theorie über das Geld, was Geld ist, was Inflation ist etc. Sie sagt aber nichts darüber welche Politik man verfolgen soll. Man kann keine MMT machen, man kann nur schauen, ob sich Entwicklungen damit erklären lassen und sie dafür hernehmen, Vorhersagen zu treffen. Die MMT macht eben die Vorhersage, dass unter bestimmten Bedingungen „Geld drucken“ eben nicht zu Inflation führt. Das der Grund für Inflation meistens ein anderer ist als eine Ausweitung der Geldmenge. Sie sagt aber eben nicht, ob man „Geld drucken“ soll oder nicht, dass ist Aufgabe der Politik. Die MMT sagt lediglich, dass man die Furcht vor dem Gelddrucken nicht mit einer Angst vor Inflation begründen kann. Das ist auch etwas, dass Maurice Höfgen immer sagt, aber man hört ihm offensichtlich nicht zu.

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  3. André

    >> Eine Untersuchung hat sogar ergeben, die Studierenden die Vorlesungen schneller abspielten, schrieben die besseren Noten. <<

    Nun ist eine Korrelation bekanntlich nicht automatisch eine Kausalität. Intelligentere Studenten könnten(!) beispielsweise eher dazu neigen, Vorlesungen schneller abzuspielen, weil sie damit besser klarkommen als Kommilitonen mit geringerer Intelligenz. Der Grund für die besseren Noten wäre dann die höhere Intelligenz und nicht das schnellere Abspielen der Vorlesung.

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    1. Schwertfisch

      Hat der Steffi meinen Kommentar nicht freigeschaltet, oder habe ich mich verklickt?

  4. Steinhauer

    Weil die verfrühte Sommerlichkeit sämtliches Kleingetier und Grünzeug nach außen und mir ins Gesicht drückt und ich Gestern die erste Mücke des Jahres in meinem Wohnzimmer erschlagen habe, möchte ich euch eine kleine siebenminütige Perle der barocken Oper vorstellen:

    — Die Arie des Arbace: „Vo solcando un mar crudele“, vom Ende des ersten Aktes der Oper „Artaserse“ gesungen von Franco Fagioli — https://youtu.be/OCTiqj2lrTs?t=4413

    — Serse ist die italienische Form des historischen Xerxes I (519 – 465 v.u.Z.).

    Da stimmt einfach alles: Gesang, Ausdruck, Aufführung und die Frage, wie man eine abgehobene barocke Oper aus vorrevolutionären absolutistischen Tagen (1730) einem heutigen Publikum darbietet, die nicht täglich Flamingozungen von 50 Dienern an den Tisch gebracht bekommen.

    Viel Spaß! (…beim Mitsingen)

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  5. Fred Weber-Liel

    Du sagst im Podcast, dass du Bildschirmfotos der Stelle in Podcasts machst, um sie wiederzufinden. Mein heißer Tipp (hab nix davon, aber liebe die App): schau dir mal Snipd an. Der markiert und transkribiert Textstellen in Podcasts und überträgt sie mir dann direkt in mein Obsidian. War ein Gamechanger. Beste Grüße, Fred

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